38 - Hoffnung

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Ich stehe hier schon wieder am Flughafen und werde kontrolliert. Mein Gepäck ist ebenfalls schon auf den Weg ins Flugzeug. Hinter mir stehen mir zwei fast unbekannte Männer. Man hat sie mir nur kurz vorgestellt und gesagt, dass sie mit mir fliegen werden und auf mich aufpassen werden, während wir John suchen. Ich hatte versucht ein Gespräch zu beginnen, doch auf meine gestellte Frage haben sie nicht geantwortet. Wie sie wollen! Ich will es auf jeden Fall nur hinter mich bringen.

Heute geht es mir fast schlechter als gestern. Sophie wollte mich gar nicht erst aus dem Haus lassen, doch John gehört hinter Gittern und dafür würde ich alles tun. Immer wieder gerät John in meine Gedanken. Jedes Mal, wie die 'Mission' scheitert. Ich könnte wetten, dass irgendetwas schief läuft, dass alles zu schnell läuft. Was ist wenn er mich-uns- durchschaut hat und schon plant wie er mich am qualvollsten umbringt. Und da gerade niemand mit mir redet, wird es immer schlimmer! Im Flugzeug selber werden meine Augen immer schwerer und mein Atem immer gleichmäßiger, weshalb es nicht lange dauert, bis ich im Land der Alpträume verschwunden bin.

Schwer atmend wache ich wieder auf und schaue mich hektisch um. Verdammt, mir ist schlecht. So schnell wie möglich, bahne ich mir einen Weg durch die hohen Sitze. „Alles in Ordnung, Miss?" fragt mich eine Stewardess, doch ich will lieber nicht sprechen, weshalb ich einfach weiter laufe. Obwohl ich mehr schwanke.

Gott, ich hasse es mich zu übergeben und ich dachte, es wird besser. Es klopft an der Kabine und wieder höre ich die Stimme der Stewardess. „Geht es ihnen gut?" Ich nicke, bis ich merke, dass sie es nicht sehen kann, weshalb ich müheselig aufstehe und mich erst einmal am Waschbecken festhalte. Ich habe das Gefühl heute gar keine Kraft mehr zu besitzen. Mein Herz schlägt unregelmäßig und schmerzt etwas in meiner Brust. Ich öffne den Wasserhahn und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Wieder klopft es an der Tür, doch diesmal lauter und auch die Stimme klingt panischer. „Miss? Alles in Ordnung? Öffnen Sie bitte die Tür!" Durch den Spiegel starre ich auf mein müdes Gesicht. Das ist alles zu viel. Ich seufze einmal, zweimal und fahre mir dann verzweifelt durch meine Haare, ehe ich die Tür öffne. „Miss, geht es ihnen gut?!"sagt die blonde Frau vor mir erleichtert. Sie dachte wahrscheinlich, dass ich zusammen gebrochen wäre. Obwohl es ist ja nicht weit her geholt. Wahrscheinlich sehe ich so aus, als wäre ich vor kurzem zusammen gebrochen. „Ja, alles in Ordnung." antworte ich ihr auf die Frage und gehe an ihr vorbei. Ich muss mich setzen, sonst klappe ich hier im Flugzeug doch noch zusammen. „Wir landen jetzt gleich!" schreit sie mir noch hinter her, weshalb jetzt die gesamte Aufmerksamkeit auf uns liegt. Aber wahrscheinlich lag sie vorher schon auf uns, denn sie hat ja vorher schon so rum geschrien. Kraftlos lasse ich mich auf meinen Platz nieder und stelle alles auf Anfangsposition, bevor ich realisiere, dass wir jetzt gleich landen. Was bedeutet, dass ich John schon wieder so nah bin. Ich muss mit ihm reden und weiß noch nicht ganz wie und wann. Es ist bereits nachmittags und am Abend findet das Konzert von Ben und den Jungs statt. Als erstes will ich zu Ben und den anderen, um dann mit ihnen auf das Konzert gehen zu können. Ich hoffe Ben wird sich freuen mich zu sehen, denn er weiß ja gar nicht, dass ich komme. Die Freude auf Ben verdrängt etwas den Gedanken an John, was mich aber nicht weniger nervös macht. Die undercover Polizisten haben noch immer kein Wort mit mir geredet und von mir aus können sie es auch sein lassen, denn ich habe bekanntlich auch noch andere Probleme.

***

Das Flugzeug hält mit einem Rütteln und ich bin froh endlich hier raus zu kommen. Ich nehme mir mein Handgepäck und ohne auf die beiden Männer zu warten, laufe ich auf den Ausgang zu. Meinen Koffer, der gefühlte Tonnen wiegt, hole ich mir von dem Gepäckband ab und laufe dann mit zügigen Schritten auf den Ausgang zu. Meine Begleiter gehen dabei etwas weiter hinter mir im gleichen Tempo. Als ich durch die Schiebetür trete, empfängt mich sofort die warme Sonne Brasiliens. So wie bei meiner ersten Ankunft auch, recke ich mein Kinn in Richtung Sonne und schließe erleichternd meine Augen. Ich kann das Meer trotz der vielen Menschen hören. Plötzlich fühle ich mich nicht mehr so schwach. Die Sonne, die meine Arme hoch wandert. Der Meereswind, wie er mir ins Gesicht pustet. All diese Dinge lassen mich in diesem Moment wieder etwas stärker werden. All diese Dinge, lassen die Hoffnung in mir aufleuchten. Hoffnung, dass nicht alles umsonst war. Dass ich nicht umsonst gekämpft habe. Dass ich ein langes Leben haben kann. Dass es mit dem versprochenen Spenderherzen endlich klappt. Ich habe so lange gewartet und nie Hoffnung gehabt, doch jetzt? Ich will leben. Ich will bei meinen Freunden, bei meiner Familie, bei Ben bleiben. Ich habe mich immer damit abgefunden, dass ich sterben könnte, doch jetzt kann ich das nicht mehr einfach so hin nehmen. Ich würde die Menschen verlassen, die ich am meisten liebe. Aber warum musste ich immer leiden? Warum musste ich das alles durchleben? Warum ausgerechnet ich? Warum mache ich mir in diesem Moment so viele Hoffnungen? Meine Augen sind immer noch geschlossen und als hätte man mich gehört, werde ich grob mit gezogen.
In meinem Rücken spüre ich eine heiße Wand und jetzt scheint mir die Sonne nicht mehr als mein Anker sondern eher wie meine Hölle. Die ganze Kraft wird mir wieder entzogen, als ich seine Stimme vernehme. Seine Stimme, die so kalt klingt. Der totale Gegensatz zu der Sonne, die mir vor einigen Sekunden noch so viel Kraft spendete. Ich weiß nicht was er redet, denn ich bin in meinen Gedanken gefangen. Merke nur in meinem Unterbewusstsein, dass er mir an den Haaren zieht, dass er mir etwas Kaltes, spitzes an die Kehle hält. Ich registriere, dass es sich um ein Messer handeln muss und doch bleibe ich die Ruhe in Person. Meine Konzentration ist nur auf meine Atmung fokussiert. Ich weiß nicht, ob die beiden Polizisten eingreifen werden und wenn wäre es wahrscheinlich schon zu spät. Ich spüre mein Herz schwer in meiner Brust schlagen. Ich sehe förmlich wie die Flamme der Hoffnung vor mir erlischt und mich im Dunkeln zurück lässt.

Ahh, ein weiteres Kapitel 😆
Was haltet ihr davon?😄

Krass, krass, krass, krass, krass,...
Meine Geschichte hat über 4000 Reads. Verdammt! Ich freue mich so dermaßen darüber! Ich fasse es einfach nicht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gerne ich euch drücken würde!!!
❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤

Denkt aber bitte trotzdem an die Votes!😅😘

Lost_hope17

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