30 - Vielen Dank Schicksal!

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Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen und mir ist spei übel. Naja hat eine starke Gehirnerschütterung auch wohl an sich.

Die Krankenschwester, die vorhin da gewesen war, hatte mir gesagt ich solle liegen bleiben und auf Dr. Kamp warten. Leichter gesagt, als getan, denn ich glaube er lässt sich extra Zeit.

Ben schlummert immer noch in dem Stuhl neben meinem Bett. Er hat noch nicht mit bekommen, dass ich wach bin. Selbst als die Krankenschwester die Tür mit einem lauten Rums zu knallen gelassen hat, ist er nicht aufgewacht.

Ich beobachte ihn schon gute 10 Minuten und ich muss mich beherrschen ihm nicht die Strähne aus dem Gesicht zu streichen.
Meine Finger jucken förmlich.

Sein Mund ist leicht geöffnet und seine Arme sind vor der Brust verschränkt. Er sieht so friedlich aus, wie ein kleiner Junge, der sein Mittagsschläfchen hält.

Plötzlich öffnet er seine Augen und sieht direkt in meine. Für einen kurzen Moment weiten sie sich erschrocken, doch dann fängt er an zu grinsen.
Upps, beim Starren erwischt.
Schnell drehe ich meinen Kopf weg und versuche die Röte aus meinen Gesicht zu vertreiben.

Ich höre wie die Stuhlbeine auf dem Boden kratzen, als er sich erhebt. Ich schließe meine Augen, als sich das Geräusch in meinem Kopf ausbreitet. Kopfschmerzen waren schon immer scheiße.

Ich bemerke wie sich die Matratze an meinen Beinen etwas senkt. „Wie geht's dir?" fragt er sanft, woraufhin ich wieder die Augen öffne und wie vermutet ihn auf meinem Bett sitzen sehe. Ich zucke mit meinen Schultern, woraufhin er hörbar seufzt.
Die Stille ist nicht so wie gewohnt. Diese, die sich um uns herum aufbaut, ist unangenehm und man möchte am liebsten einfach irgendetwas sagen, nur um einfach die Stille zu brechen. Doch ich kann nicht. Mein Hals ist ganz trocken und mir ist immer noch schlecht.

Es vergehen gefühlte Stunden, in denen ich mit meinen Fingern spiele und er an meinen Beinen sitzt und mich beobachtet, doch es fällt kein Wort. Wäre es auch so gewesen, wenn wir gestern schon geredet hätten? Diese ungewohnte Stille macht mir Angst. Angst, dass es öfter so zwischen uns sein könnte. Wenn wir zusammen waren, haben wir gelacht, geredet, haben uns geküsst. Doch diese Stimmung zwischen uns kann ich nicht ertragen. Sie nagt an mir.

Nach einiger Zeit wird es mir aber zu bunt, weshalb ich, gegen Anweisungen der Krankenschwester, die Bettdecke zur Seite schlage und meine Beine über die Bettkante schwinge. Jetzt sitze ich mit dem Rücken zu Ben, doch seine Blicke kann ich deutlich spüren.

Am liebsten würde ich jetzt aus diesem Raum verschwinden, doch das Aufsetzten hat mir so viel Kraft gekostet, dass ich erst einmal verschnaufen muss. Und auch jetzt sitzt Ben nur hinter mir und sagt kein Wort. Warum sagt er denn nicht einfach etwas. Er hat mich so oft angerufen, hat mir so oft geschrieben, stand so oft vor meiner Zimmertür und jetzt bekommt er keinen Ton über seine Lippen?

Ok, ich will sofort aus diesen Raum, ich explodiere sonst. Ich bin doch sowieso schon eine tickende Zeitbombe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Schicksal ein Spenderherz für mich vorgesehen hat.

Während ich meine ersten Schritte mache, steht auch er von dem Bett auf. Er beobachtet jeder meiner Bewegungen, lässt mich einfach nicht aus den Augen und als ich kurz davor bin die Zimmertür zu erreichen, wird mir schwindelig und ich will mich irgendwo festhalten. Dummerweise steht dort nichts, woran man sich lehnen könnte. Meine Kraft verlässt mich und meine Beine knicken weg. Einfach so, ich habe keinen Einfluss darauf. Wahrscheinlich wäre ich mit meinem Glück auch noch mit dem Kopf auf den Boden auf gekommen, aber Ben scheint dann doch mal die Zeit eingeholt zu haben, denn er ist so schnell bei mir und fängt mich auf. Ich habe nicht einmal mehr die Kraft mich jetzt alleine auf den Beinen zu halten. Erschöpft schließe ich, in seinen Armen, meine ohnehin schon schweren Augen. Ben wartet nicht lange, denn er trägt mich in der einzig möglichen Weise zurück zum Krankenbett.

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