35 - Der Countdown ist abgelaufen

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„Ok, Mädels! Ich glaube es ist Zeit fürs Abendessen!" seufzt Emily entspannt. Wir liegen immer noch im Whirpool und lassen unsere Seele baumeln. Sie bekommt von uns ein zustimmendes Mmh, womit wir uns dann erheben und in unsere Bademäntel schlüpfen. „Gehen wir so oder stehen wir dann morgen in der Zeitung?" fragt Lina grinsend. Ich schüttle lachend den Kopf. „Ich gehe vorher noch schnell duschen" sage ich und will nach meiner Chipkarte in der Bademanteltasche greifen. Doch als ich Papier spüre, erstarre ich. „Kommst du Mila?" reißen mich die beiden aus meiner Starre. Ich blicke zu ihnen und sehe, dass sie schon vorm Duscheingang stehen. „Ja ich komme sofort nach. Geht schon mal ohne mich" antworte ich ihnen, womit sie sich schulterzuckend umdrehen und durch die Tür verschwinden. Wie hat er es geschafft mir einen Zettel in meinen Bademantel zu schieben?! Kurz schaue ich mich in der Halle um, sehe aber niemanden verdächtiges. Zitternd hole ich den Zettel hervor und starre nun auf eine in aschestehende eins. Ein Countdown? Wofür? Was hat er vor? Denke ich panisch und schaue mich wieder um. Schieße!

***

„Mila? Warum klingelt dein Handy mitten in der Nacht? Verdammt geh ran oder stell es aus!" knurrt Lina neben mir in ihr Kopfkissen. Ich schaue kurz auf die Uhr, ehe ich seufzend über Emily steige und mir mein nervendes Handy nehme. Es ist viertel nach zwei. Wer zur Hölle will etwas von mir um viertel nach zwei?! Und dann werden wir noch von You woke up like this geweckt! Ich wollte mir doch einen anderen Klingelton machen! Ich sehe Sophies Bild auf meinem Handy aufblinken und mache mir augenblicklich Sorgen. „Sophie?" nehme ich den Anruf entgegen und laufe in das Zimmer, in dem wir unsere Koffer untergebracht haben. „Mila?" schluchzt sie und sofort breitet sich eine ungeheure Gänsehaut auf meinen Körper aus. „Sophie, was ist passiert?" „Ich wollte dich nicht anrufen, aber... aber- kannst du herfliegen? Sofort?" „Sophie was ist passiert?" frage ich nun panisch. „Du- Du hast alles unterschrieben, die Versicherungen und den anderen Scheiß halt" „Wovon redest du?" „Unser Café ist- ist abgebrannt!" „Abgebrannt?" hauche ich. „Verdammt Mila, es ist kaum was übrig geblieben und die vielen Feuerwehrmänner... Ich kann denen doch nichts sagen, du hast alles geregelt!" heult sie. „Ich wollte dich nicht anrufen, wirklich nicht!" „Sophie? Ich bin auf dem Weg!" sage ich und hoffe sie ein wenig beruhigen zu können. „Tut mir leid!" nuschelt sie. „Du kannst nichts dafür, ich muss auflegen. Bis in ein paar Stunden! Pass auf dich auf!" „Mach ich! Hab dich lieb!" flüstert sie und ich lege auf. Schnell greife ich mir etwas zum Anziehen, schmeiße die anderen Sachen in meinen Koffer und suche verzweifelt nach meinem Tablet. Meine Gedanken überschlagen sich. Der Countdown...mein Café! JOHN! Er war es! Die Zahlen, die Symbole. Alles, wirklich alles war geplant! Ich fasse es nicht! Er hat meinen Lebenstraum, den ich mir erfüllt habe, zerstört!

Nachdem ich alle meine Klamotten im Koffer habe, eile ich ins Bad, um mir erstens meine Zähne zu putzen und gleichzeitig meine Haare zu kämmen und zweitens auch dort alles zusammen zu packen. In der Tür taucht Lina auf, die sich gähnend die Augen reibt und sie dann weit auf reißt. „Was hast du vor?" fragt sie beunruhigt. „Ich muss nach Hause, mein Café steht in Flammen. Ich schaue ihr durch den Spiegel in die Augen, die immer größer werden. „Hast du schon den Flug-" Ich schüttel energisch meinen Kopf und zeige auf das Tablet hinter mir. Sie nimmt es in ihre Hände und fängt drauf herum zu tippen. Ich husche an ihr vorbei und pfeffere meine Kulturtasche ebenfalls in den Koffer. Mittlerweile sitzt Emily auch auf dem Bett und schaut mich an. Wahrscheinlich hat es etwas gedauert, bis ihr klar wird, dass ich packe, denn sie springt plötzlich auf und schreit „Du willst doch wohl nicht gehen?" Ich halte in meiner Bewegung inne und schaue sie an. „Ich muss. Mein Arsch von Ex-Freund hat mein Café in ein Feuer verwandelt!" spreche ich wütend aus. „Oh mein Gott!" kreischt sie und ich werfe Lina einen Blick zu. „Hast du einen Flug gefunden?" frage ich sie. „Du hast Glück, der nächste geht in drei Stunden und du musst in einer da sei." Ich nicke und sie gibt mir mein Tablet wieder, damit ich mir ein Ticket kaufen kann.

Ich schaue mich ein letztes Mal um und bemerke, dass ich alles haben müsste. „Wenn ich es nicht pünktlich zurück schaffe und ihr noch Sachen von mir findet, bringt ihr sie mir mit?" frage ich die beiden, die jetzt wie wild nicken und mich dann in eine herzliche Gruppenumarmung ziehen. „Es war schön dich kennen zu lernen!" sagt Lina und Emily fügt „Wir sehen uns bestimmt wieder und dann gehen wir zusammen shoppen" hinzu und wir alle fangen an zu grinsen. „Schlaft noch schön! Ich gehe jetzt noch eben zu Ben um mich zu verabschieden."sage ich flüsternd, da wir schon in den Flur getreten sind und ich nicht alle aufwecken will. „Einen guten Flug!" wünschen mir meine beiden neuen Freundinnen. „Und überanstrenge dicht nicht, du bist schwanger!" und hast einen Herzfehler füge ich in Gedanken zu Emilys Drohung hinzu.

Jedes Geräusch, das ich verursache hallt in dem leeren Flur an den Wänden wieder. Ich bin froh, als ich den Aufzug erreicht habe und in das 9 Stockwerk fahren kann. Auch dort beeile ich mich, um schnell die Zimmertür der Jungs zu erreichen. Tief durch atmen, denke ich mir.

Ich hebe meinen Arm und klopfe dreimal über an die dicke Holztür. Als mir niemand öffnet, bin ich kurz davor noch einmal zu klopfen. Doch aus dem Inneren höre ich, wie etwas zu Boden fällt. Kurz danach wird die Tür vor mir aufgerissen und ein verschlafener Alex steht nur in Boxershorts vor mir. Er versucht sich irgendwie den Schlaf aus den Augen zu reiben, jedoch bewirkt er nur, dass sie rot werden. „Mila?" gähnt er „Vermisst du Ben oder was mach-" Er stockt mitten im Satz, als er meinen Koffer sieht. Jetzt ist er auf jeden Fall wach. „Alex, ich muss dringend mit Ben reden!" Er kratzt sich im Nacken und erwidert: „Der schläft!" „Das ist mir jetzt egal! Ich habe nicht ewig Zeit, mach ihn bitte wach und hol ihn an die Tür! Und beeile dich!" sage ich wütend. Oh man, ist er eigentlich schwer von Begriff? „Äh ja, einen Moment!" spricht er verdattert aus und verschwindet wieder im Zimmer. Ich sehe mich wieder im Flur um, was ist wenn er mich beobachtet. Mich überfällt schon zum zweiten Mal eine Gänsehaut, als ich in den langen, endlos scheinenden Flur starre. Warum habe ich bloß das Gefühl, dass einer seiner Leute mich nicht aus den Augen lässt.

„Prinzessin? Was machst du hier?" fragt plötzlich Bens raue Stimme. Er ist ohne dass ich es bemerkt habe im Türrahmen erschienen. Ohne lange zu überlegen, schließe ich meine Arme um seine Mitte. Erst scheint er etwas überrumpelt, doch schließlich zieht er mich ganz in seine Arme und gähnt leise: „Mila? Was ist denn los?" Er scheint meinen Koffer noch nicht bemerkt zu haben, weshalb ich jetzt anfange leise zu weinen. Ich will, dass er mich nie wieder los lässt. Er gibt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe er mir von mir ablässt. Ich vermisse seine Wärme jetzt schon! „Verdammt Mila, sagst du mir jetzt was du mitten in der Nacht hier machst?! Und ... warum dein Koffer hinter dir steht?" Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich ihn anzusehen. „Ich- Ich muss nach Hause, mein-mein Café ist abgebrannt. Sophie, sie ist vollkommen überfordert und ich-ich habe alles unterschrieben. Die Versicherung, die Polizei, sie warten alle auf ein Gespräch und..." schluchze ich jetzt ungehindert in seinen Hände. Er zieht mich wieder in seine Arme. „Pscht!" Ich muss mich beruhigen, verdammt! „Ich- Ich weiß nicht, ob ich es bis zum Konzert schaffe wieder hier zu sein! Ich hätte so gerne deine Eltern kennen gelernt und mehr mit dir unternommen, aber mein Flug geht in zweieinhalb Stunden und ich muss in einer halben Stunde eingecheckt haben." „Hey, wir können doch noch einmal in den Urlaub fahren und auch zu Hause haben wir erst einmal Zeit für uns. Und meine Eltern können wir auch noch besuchen. Flieg du nach Hause und regel das mit dem Café, ich weiß doch wie wichtig dir das ist! Am liebsten würde ich mit dir fliegen, aber-" „Nein, ich muss das alleine machen!" versuche ich zu lächeln. „Soll ich Jonas wach machen? Er fährt dich bestimmt zum Flughafen!" „Was? Nein, nein. Ich rufe mir ein Taxi!" „Sicher?" Und auf mein heftiges Nicken, seufzt er und zieht mich wieder in seine Arme. „Du rufst an, wenn du gelandet bist, verstanden? Ich liebe dich!" „Ich liebe dich auch!" Zum Schluss küsst er mich innig und verschwindet erst wieder in dem Zimmer, als sich die Aufzugtüren vor mir schließen.

Yeah ein Kapitel 😅
Ok, ich versuche heute noch etwas produktives aus mir heraus zubekommen.😊😅
🌟👇

Lost_hope17

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