Mehr als mein Leben

29 - Herzalarm

Ben POV

Ihre zarte Stimme, die meinen Namen haucht. Sie hört sich an, als hätte sie geweint. Es zerbricht mir das Herz, sie so zu hören und zu sehen.

Obwohl sie wollte mich nie sehen und auf meine Nachrichten hat sie auch nicht geantwortet. Ich habe in ihren Augen den Schmerz, den Hass gegenüber mir gesehen und doch kann ich sie nicht einfach aufgeben.

Als ich versucht habe ihr abends im Café alles zu erklären, hat sie abgeblockt. Die Kälte, die in ihren Augen herrschte, verpasste mir eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich habe gedacht, sie braucht nur Zeit für sich. Habe alle Hoffnungen darin gesetzt, dass sie uns noch nicht aufgegeben hat, doch als ich am nächsten Morgen in der Zeitung sah, wie ihr schönes Gesicht so viele Tränen zierte, wie sie brennende Zeitungen einfach so in ihren Händen hielt, wie ihre Augen einfach nur leer in diese gestarrt haben, wusste ich, dass ich mir das nie verzeihen könnte, wenn SIE mir das nicht verzeiht.

Ich habe einen gewaltigen Fehler begangen und das weiß ich. Ich wollte es ihr sagen, wollte dass sie es von mir erfährt, doch ich war zu feige. War in dem Moment zu feige in ihre wunderschönen blauen Augen zu sehen.
Ich konnte mich die Woche nach dem Vorfall einfach nicht bei ihr melden, weil ich mich schuldig fühlte. Es ist meine Schuld, dass Saskia sie gesucht hat. Dass es überhaupt so weit gekommen ist.

Die Jungs hatten alle versucht mir zu helfen, doch ich wollte mir nicht helfen lassen.

Mir ging es scheiße, aber wie ging es dann Mila?

Für die Band tut es mir leid, dass wir dieses wichtige Konzert absagen mussten, aber es ging nicht anders.

In jeder erdenklichen Minute, dachte ich an ihr wundervolles Lachen, das den Raum erfüllt hatte. Dachte an ihre schönen Augen, die mich jedes Mal mit in einem Strudel der Gefühle nahmen.

Hört sich kitschig an, aber anders kann ich es nicht beschreiben. Wie heißt es doch so schön, die meisten Dinge lernt man erst so richtig zu schätzen, wenn man diese nicht mehr hat. Ich habe Mila immer wert geschätzt, habe sie bewundert, habe sie geliebt und doch habe ich erst bemerkt, dass ich ohne sie nicht mehr kann, als sie schon weg war.

Ich hatte mir geschworen, wenn sie bis heute Abend nicht auf meine Anrufe reagiert, dann würde ich sie in Ruhe lassen. Für mich wäre es zwar schwierig aber für sie wäre es dann wahrscheinlich besser.

Ich höre einen lauten Knall am Ende der Leitung und schrecke automatisch zusammen.

„Mila?" Sie antwortet nicht. „MILA? Alles in Or-" Ich höre das Piepen in meinem Handy. Die Verbindung ist abgebrochen. Scheiße. Was ist passiert? Ich versuche sie wieder anzurufen, aber sofort springt ihre Mailbox an. Verdammt, was ist wenn ihr etwas zugestoßen ist? Ich starre auf mein Handy und weiß nicht was ich machen soll. In meinen Kopf brennt sich ihre weinerliche Stimme, die meinen Namen flüstert ein.

Es können Minuten vergangenen sein, seit der Anruf abgebrochen wurde und doch stehe ich noch an gleicher Stelle. Ich registriere erst das Gepolter auf der Treppe, als Jonas schon die Tür aufreißt und im gleichen Moment das Martinshorn auf den Straßen zu hören ist. „Mila-Sie hatte gerade einen Autounfall. Sie war auf den Weg nach hierhin und ist dann von der Straße abgekommen und in einen Baum gefahren." sagt er hektisch. Und erst jetzt fällt mir ein, dass ich Jonas darum gebeten habe Mila im Auge zu behalten. Warte, was? Mila hatte einen Autounfall? SCHEIßE! „Bewegst du jetzt deinen Arsch, wir fahren ins Krankenhaus!" schreit mich Jonas an, da ich mich bis jetzt nicht bewegt habe. Wie in Trance nicke ich und laufe hinter ihm her.

Erst im Auto angekommen, finde ich meine Stimme wieder. „Weißt-weißt du wie es ihr geht?" frage ich in die Stille, die sich mittlerweile um uns aufgebaut hatte. Er schaut kurz zu mir herüber, bevor er wieder auf die Straße blickt und zu sprechen beginnt. „Liam (Derjenige, der auf Mila aufgepasst hat) sagte nur, das was ich dir sagte und dass es nicht wirklich schön mit anzusehen war." seufzt er.