Zuerst ging sie duschen, dann ging ich duschen und anschließend hetzten wir gemeinsam zum Bus und verpassten ihn fast. Hechelnd ließen wir uns auf zwei Sitze fallen und tranken erst einmal was.
"Wieso ist man eigentlich so viel mehr aus der Puste wenn man zum Bus rennt, als bei allen anderen Rennaktionen?", fragte ich Katy lachend.
"Keine Ahnung", antwortete sie und trank noch einen großen Schluck, "wie lange dauert es bis wir an der Schule sind?", erkundigte sie sich bei mir.
"Ehm, 20 Minuten."
"Du bist viel schneller bei der Schule, ich zieh bei dir ein, mehr Zeit morgens", sie lachte und ich lachte auch.
Das erste Mal seit ich in die 6. Klasse gekommen war saß ich im Bus ohne Kopfhörer. Ein bisschen reden mit Katy reichte um die Außenwelt davon abzuhalten mich mit Dummheit zu füllen. Gut, das ein oder andere Diggah-Alter-gefüllte Gespräch drang an mich heran aber es war mir egal.
"Ich glaube wir sind da", Katy sah aus dem Fenster und sie hatte recht, das Schulgebäude tauchte auf. "Irgendwie komisch, wenn ich mit dem Bus hier her fahre sieht alles ganz anders aus"
"Fasziniert dich das wirklich so sehr?", ich stand auf und sie machte es mir gedankenverloren nach.
"Ich bin leicht zu faszinieren", sie lachte und folgte mir.
"He", sie stupste mich an, "da sind meine Freundinnen und da hinten deine Kumpel, gib mir deine Hand", flüsterte sie mir zu. Ich ergriff die Hand die sie mir hinhielt.
"Hey!", hörte ich Michael von weitem rufen.
"Hey!", rief ich zurück, obwohl ich am liebsten ein "hau Bitte wieder ab", dran gehängt hätte. Manchmal glaubte ich ja, dass jeder von unserer Gruppe nur mit ihm befreundet war weil man dachte er ist der Kumpel eines anderen. Wie ein Parasit war er ab und zu. Michael kam schnurstracks auf mich und Katy zu, breit grinsen.
"Na ihr beiden?", er zwinkerte mir zu. Ich seufzte und lächelte.
"Max hat getratscht, oder? ", fragte ich ihn. Michael nickte eifrig und bekam sein Grinsen nicht von den Lippen.
"Ist ja toll", ich seufzte und schüttelte den Kopf, "los, verzieh dich"
"Sei doch nicht so harsch", er drehte sich um und ging.
"Ist der auch ein heimlicher schwuler?", frage mich Katy leise. Erstaunt sah ich sie an.
"Schwul? Der? Obwohl", ich hielt inne,"wenn ich so drüber nachdenke könnte das wirklich sein. Er hat noch nie was mit einem Mädchen gehabt aber wir dachten einfach immer er ist halt zu hässlich"
"Ihr seid so oberflächlich? Ihgitt", sie schüttelte den Kopf
"Wir sind Männer", ich lachte, "nach außen hin sind wir oberflächlich und dann juckt es uns doch nicht...ist zumindest bei mir so"
"Naja...auf jeden Fall ist Michael zu...99% schwul"
"Woran merkst du das eigentlich?"
"Hab einen Instinkt für", sie zwinkerte mir zu.
"Ich behalte ihn mal im Auge", versicherte ich ihr, "ich muss jetzt los und du auch"
"Ok"
"Alibikuss?", ich sah sie fragend an. Sie grinste albern und schüttelte den Kopf.
"Gut, dann knuddel ich dich nur", ich drückte sie und wuschelte ihr durch die Haare, dann ging ich in den Unterricht.
Englisch, erträglicher als andere Stunden, unser Lehrer war ziemlich cool, sah mit uns auch mal Big Bang Theorie und Two and a half man auf Englisch an und war ganz locker. Er war einer der einzigen Lehrer dessen Witze wirklich witzig waren.
"Ok everybody, open your books on page 26", sagte er und aus meinem Buch strahlte mir eine Regenbogenfahne entgegen. Na super, die heute Stunden galt also ganz dem Zeichen der Toleranz. Andere Sexualitäten, andere Hautfarben, andere Religionen, es war alles vertreten.
Unser Lehrer quatschte uns zu und ich schaltete meine Ohren ab, starrte vor mich hin und kritzelte auf mein Buch.
"Du scheinst Katy echt gern zu haben", riss mit Max Stimme aus den Gedanken. Ich erschrak.
"Was?"
"Hier", er tippte auf meinen Block,"ein Herz und forever? Ganz schön schwul"
Verwirrt sah ich auf meinen Block. Das Herz war erstaunlich akkurat und das "forever", konnte man immerhin lesen, vielleicht sollte ich ja mal meine Arbeiten gedankenverloren schreiben.
"Unglaublich, dass sie dich gezähmt hat"
Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte da jetzt nicht unbedingt mit ihm über etwas reden, das doch nur ein Alibi war. Mein Blick schweifte durch den Raum und traf plötzlich Lucas. Fast nicht sehbar tippte er auf sein Buch und hielt zwei Finger hoch. Ich las mir die zweite Aufgabe durch.
"Ist Liebe an ein Geschlecht gebunden?", stand dort in Englisch. Ich sah ihn verständnislos an. Was wollte er mir denn damit sagen. Er schüttelte den Kopf.
Alles klar, du findest das nicht, ist ja auch kein Wunder. Ich konzentrierte mich auf mein Buch.
"Was für eine Aufgabe müssen wir eigentlich machen?", fragte ich Max
"200 Wörter Aufgabe 2", antwortete er und verdrehte die Augen.
"Och nö", ich legte den Kopf auf die Bank und seufzte.
"Jake, bist du müde?", hörte ich die Stimme meines Lehrers. Ich hob den Kopf.
"Nein, tut mir leid", ich senkte den Kopf über das Buch und nahm meinen Stift in die Hand.
"Hast du schon was?", fragte ich Max, der tatsächlich schon etwas auf seinem Blatt stehen hatte.
"Naja, das Adam und Eva, Adam und Eva waren und nicht Adam und Steve"
Ich wollte mir den Kopf auf den Tisch hauen, immer und immer wieder. Solche dummen Begründungen taten einfach weh.
Gott wollte das nicht, die Natur wollte das nicht. Mein Gott, Gott hätte schon was dagegen getan oder es gar nicht erst erschaffen und Sexualität ist so was von Natur.
Aber ich schweife ab.
Am Ende der Stunde war mein Blatt immer noch leer und ich hoffte einfach, dass ich nicht dran genommen wurde.
Passierte dann aber doch. Max schob mir sein Blatt zu.
"Danke", flüsterte ich ihm zu, dann las ich seinen Text vor.
Am Ende gab der Lehrer die Rückmeldung "interessante Meinung Max" Er hatte es bemerkt.
"Wir haben das zusammen gemacht", schaltete sich Max ein.
"Na gut, aber das nächste mal macht ihr bitte Einzelarbeit auch alleine, klar?" Wir nickten und er rief jemand anderen auf.
Ich glaube ich muss öfter schreiben um da nochmal ganz ordentlich rein zu kommen :3
Also denne, haltet die Ohren steif
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Rainbow Secret
Teen FictionJakes Vater ist homophob, seine Freunde sind homophob und er selbst auch. Nun, er tut so, denn obwohl im Leben des 17 Jährigen alles ganz gut zu laufen scheint, hat er ein Problem, er selbst ist schwul. Hartnäckig versteckt er sein Geheimnis und ve...