Wir saßen noch eine ganze Weile da, aßen und sprachen miteinander und was man sonst noch so mit seinem Mund anstellen kann. Über das Thema Outing sprachen wir nicht mehr, es war wohl besser, wenn ich mir darüber alleine Gedanken machte, wenn wir wieder zurück waren und ich ein wenig Abstand von Lucas hatte, zumindest für den Moment. In dieser Situation konnte ich keine rationale Entscheidung treffen, nicht wenn ich Lucas andauernd sah.
Es war 17 Uhr, als wir wieder zurück gingen. Das Essen war schon lange leer und in zwei Stunden etwa, würden wir schon wieder essen, weil wir ja auch noch grillen wollten. Ich konnte es nicht glauben, dass das Wochenende tatsächlich schon vorbei war, dabei hatte es doch eigentlich gerade erst begonnen. Aber so war das ja immer mit Wochenenden, kaum waren sie da, verschwanden sie auch schon wieder. Grausam.Was mir auch immer wieder durch den Kopf schoss, war die Tatsache, dass Katy diese verdammte Wette gewonnen hatte. Ich sah mich schon vor einer Umkleidekabine stehend mit Tüten voll beladen.
Lucas trug einen Sack mit Holzkohle zu einem Grill, der hinter dem Haus stand, wo auch drei aus Stämmen gefertigte Bänke im Dreieck aufgestellt waren. In der Mitte befand sich der Grill.
Lucas mühte mich mit dem Sack Holzkohle ziemlich ab, der noch verschlossen war und daher auch voll. Schnell eilte ich zu ihm und half ihm den Sack zur Feuerstelle zu schleppen.
Lucas begann schon mal das Feuer zu entfachen, während ich in der Küche stand und einen Nudelsalat machte. Naja, eigentlich hatte Lucas einen fertig Nudelsalat gekauft, der aber viel zu viel Mayonnaise hatte, weshalb ich noch Nudeln kochte und alles zusammen in eine Schüssel kippte. Anschließend schnitt ich noch ein Kräuterbaguette in leicht angeschrägte Scheiben. Ich trug alles nach draußen und zusätzlich noch Teller und Besteck.
Lucas hatte mittlerweile das Feuer entfacht und das Grillgut auf den Rost gelegt. Nun gesellte er sich zu mir und griff nach einer Scheibe Kräuterbaguette. Wie das eigentlich fast immer war wenn man grillte, hatten wir uns mit Baguette und Nudelsalat schon fast satt gegessen, bevor die Wurst fertig war.Letztendlich war zwar alles an Essen leer(bis auf den Nudelsalat, der war noch halbvoll) und wir lagen jeweils auf einer Bank und rieben uns die Bäuche. Pappsatt konnte ich auch einen Rülpser nicht vermeiden, der wenigstens Lucas zum lachen brachte, was mir schließlich ein Lachen über die Lippen lockte. Doch je später es wurde, desto weniger war mir nach Lachen zu Mute.
Es war 20 Uhr und spätestens in einer Stunde wollten wir aufbrechen. Ich wollte nicht zurück, wollte nicht wieder in dieses aufgezwungene, hetero Leben, wollte nicht wieder allen etwas vortäuschen, aber jetzt einfach mit der Tür ins Haus fallen und alle die ich kannte mit "Hey, ich bin schwul" zu begrüßen würde es auch nicht besser machen. Nein, dummerweise musste ich erst einmal noch so tun als ob, bis ich mir überlegt hatte, wie ich mich möglichst ohne viel Schaden zu verursachen outen konnte. Wenn ich nur darüber nachdachte, bekam ich Kopfschmerzen. Nie und nimmer würde das einfach über die Bühne gehen. Ich seufzte und setzte mich auf. Sobald bei mir Platz frei geworden war, setzte sich Lucas neben mich und schlang seine Arme um meinen Körper.
"Du denkst an dein Outing, oder?", fragte er und ich nickte. Beruhigend begann er mir durch die Haare zu streichen und ich streckte ihm mehr oder weniger meinen Kopf entgegen. "Du musst es ja nicht sofort machen", redete er sanft auf mich ein, "Du kannst dir ja ruhig ein wenig Zeit dabei lassen" ich nickte und lehnte mich gegen ihn, schmiegte mich regelrecht an seinen Körper und genoss die Wärme, die von ihm ausging. Es war ein wundervolles Gefühl, ein Gefühl, das mir kein Mädchen auf der Welt hätte geben können und auch kein anderer Junge. Ich weiß, dieses Gerede von dem einen perfekten Mann war unheimlich Klischeehaft, aber genau so fühlte es sich eben an. Ich hatte früher Leute belächelte, wenn sie von so etwas redeten, aber jetzt, da ich das erste mal selbst wirklich in diesen Genuss gekommen war, verstand ich sie plötzlich. Generell kam es mir vor, als würde ich nun viel mehr viel besser verstehen. Eigenartige Sache, dieses Ding mit der Liebe. Sie ließ einen einerseits, alles viel klarer sehen, andererseits vernebelte sie einem den Blick. Nein, die Liebe wollte nicht verstehen werden, so viel war sicher.
Ich drehte meinen Kopf soweit nach hinten wie es ging, was mir schnell leichte Nackenschmerzen einbrachte, aber das war egal. Lucas verstand, kam mir entgegen und wir küssten uns. Mein Körper drehte sich immer mehr zu ihm, was meinem Nacken gefiel, meinen Beinen aber nicht, die irgendwann einfach nur total verknotet waren und außerdem eingeschlafen waren. Das Kribbeln zog sich von meinen Füßen bis hoch zu meinem Po und war äußerst unangenehm, also ließ ich von Lucas ab und setzte mich rittlings auf die Bank, um Lucas nun genau gegenüber zu sitzen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zog sein Gesicht an meins heran, legte den Kopf dabei leicht schief, damit sich unsere Nasen nicht gerade so stark in die Quere kamen. Lucas seufzte wohlig und kurz darauf spürte ich seine Zunge an meinem Lippen, die ich auch bereitwillig öffnete. Ich weigere mich die Beschreibung "er erkundete meinen Mund zu verwenden" weil das immer ein wenig eigenartig klingt, aber für das, was er machte, gab es im Grunde keine andere Beschreibung als diese.
Schließlich mussten wir uns voneinander lösen. Ich warf meine Sachen schnell und unachtsam in meine Tasche(an Tasche packen hatte ich irgendwie nicht mehr gedacht) und stieg zu Lucas ins Auto. Als wir fortfuhren hörte ich den Schotter unter den Rädern rascheln und sah sehnsüchtig den See an, der sich immer weiter von uns entfernte.
Seufzend blickte ich wieder nach vorne auf die Straße, die sich vor uns entlang schlängelte. Lucas war ruhig und nur das Radio, bildete eine sanfte Geräuschkulisse.
Das Kapitel ist einfach kürzer, aber ich wollte jetzt nicht auf biegen und brechen noch irgendwoher die letzten 18 Wörter herzaubern.
Ich hoffe es hat euch gefallen
Also denne, haltet die Ohren steif
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Rainbow Secret
Teen FictionJakes Vater ist homophob, seine Freunde sind homophob und er selbst auch. Nun, er tut so, denn obwohl im Leben des 17 Jährigen alles ganz gut zu laufen scheint, hat er ein Problem, er selbst ist schwul. Hartnäckig versteckt er sein Geheimnis und ve...