Kapitel 26

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"Oh, Jake, na, hat dich der Hunger her getrieben?", Lucas Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja, so in etwa", ich lachte.
"Gibt gleich essen, hab noch ein bisschen Geduld. Du kannst ja schon mal den Tisch decken" er deutete auf einen Hängeschrank in einer Ecke und auf eine Schublade. "Geschirr da oben, Besteck da drüben" kommentierte er seine Bewegung. Ich nickte und machte mich an die Arbeit. 10 Minuten später saßen wir am Tisch und aßen. Es herrschte Schweigen, bis Lucas schließlich das Wort ergriff.
"Wie wäre es eigentlich wenn wir morgen Mittag im Wald picknicken würden und abends dann grillen?", fragte er. Ich nickte zustimmend. Ich hätte ja etwas gesagt, aber ich hatte den Mund voll und jedes Kind weiß, mit vollem Mund spricht man nicht, also hielt ich die Klappe.
"Und was machen wir noch heute?", fragte Lucas weiter, während ich mit den Schultern zuckte.
"Wie wäre es wenn wir heute Abend Wahrheit oder Pflicht spielen", er zwinkerte, "wir haben hier auch noch eine Flasche Sekt und Berentzen.", fuhr er fort. Ich senkte meinen Kopf etwas mehr, als könnte Lucas mir meine Gedanken aus den Augen ablesen. Ich vertrug nicht sonderlich viel Alkohol, weshalb ich auf Partys oft einfach nur so tat, als würde ich trinken und mich stattdessen am ein und selben Glas festhielt. Auf keinen Fall durfte ich im Beisein meiner Freunde so dicht sein, dass ich nicht mehr wusste was ich sprach, denn wenn ich verraten würde, dass ich schwul bin, wäre ich am Arsch. Ich nickte schließlich, obwohl mir die Idee nicht so gut gefiel und ich generell kein Fan von Wahrheit oder Pflicht war.
Wir aßen schweigend weiter und ich machte schweigend den Abwasch, während Lucas am Radio im Wohnzimmer herumfummelte. Immer neue Klänge von unterschiedlichen Sendern drangen in die Küche, bis Lucas schließlich ein geeignetes Lied gefunden hatte und halb tanzend, halb gehend in die Küche zurück kam und ja, das sah genau so bescheuert aus wie es sich jetzt anhört. Kopfschüttelnd sah ich ihn an, konnte aber nicht anders als mit dem Fuß im Takt zu wippen. Lucas sah das und grinste, packte mich am Arm und zog mich mit sich. Die Gabel, die ich gerade noch in der Hand gehalten hatte um sie in ihre Schublade zurückzulegen und die auch das letzte Stück war, das ich gewaschen hatte, fiel klirrend zu Boden, während ich hinter Lucas hinterher stolperte. Im Wohnzimmer angekommen begann er, mich an den Händen festhaltend, auf und ab zu hüpfen und riss mich unweigerlich mit. Zuerst hielt ich mich noch ziemlich am Boden, unbeeindruckt von Lucas' Bewegungen, doch dann verlor auch ich die Hemmungen was das tanzen und hüpfen anging und begann mit Lucas im Wohnzimmer herum zu hüpfen, als wären wir zwei Mädchen auf einer Übernachtungsparty. Die Tanzbewegungen wurden immer bescheuerter und soweit machte ich ja noch alles mit, aber als Lucas plötzlich begann ziemlich plump zu twerken, fiel ich lachend auf den Boden. Lucas hörte aber nicht auf, nein, durch mein Lachen wurde er nur noch mehr angestachelt und machte weiter.

"Hör auf!", keuchte ich, ganz aus der Puste vor lachen, "bitte, ich kann nicht mehr"
Lucas stoppte und sah mich beleidigt an, "Hallo? Das war doch mal super sexy", protestierte er. Ich stand auf und sah ihn spöttisch grinsend an.
"Sicher doch, sexy", ich setzte mich aufs Sofa. Kurz darauf ließ sich Lucas neben mir fallen. Er sah auf die Uhr. "Es ist 2 Uhr, was machen wir jetzt noch die nächsten fünf Stunden?", fragte er. Scheinbar hatte er Wahrheit oder Pflicht und trinken auf 7 Uhr festgelegt. Ich zuckte mit den Schultern.
"Du wolltest diesen Urlaub machen, nicht ich"

"ja, ich weiß ich hätte mir vorher einen Plan machen sollen", sein Gesicht wurde nachdenklich. Plötzlich hörte ich ein Handy klingen.
"Ich glaube das ist deins", sagte ich und tippte Lucas an. Der sprang auf und kurz darauf hörte ich wie er:"hallo?" sagte. Ich wollte nicht lauschen oder so, aber er sprach nun mal ziemlich laut.
"Oh, hey Papa...ja, ist alles bestens und bei dir?...ah, freut mich zu hören...hm? Ach so, ja, er ist auch schwul...möglicherweise...jaja", er lachte, "du, ich muss auflegen, ok? Mach ich, ciao" Lucas kam mit seinem Handy in der Hand wieder zurück. "Mein Vater", sagte er und ich nickte.
"Du hast es echt gut, einen Vater zu haben der dich akzeptiert und sich für dich interessiert"
Lucas lächelte und sah verträumt auf dein Telefon, "Ich weiß, ich hatte so eine Angst davor gehabt ihm zu sagen, dass ich schwul bin, aber das er so reagiert...ich hatte echt Glück" Ich nickte und dann herrschte Stille. Keine unangenehme Stille, sie war eher andächtig.
"Ich hab noch irgendwo einen Fußball hier, wenn du willst könnten wir eine Runde spielen", schlug Lucas schließlich vor und aus Ermangelung einer besseren Idee stimmte ich bereitwillig zu. Während Lucas den Ball holen ging markierte ich mich zwei leeren Plastikflaschen etwa gleich große Tore. Lucas kam mit einem ziemlich abgewetzten Lederball raus.
"Also dann", er begann sich zu dehnen und ich tat es ihm gleich, "wer als erstes zehn Tore macht" ich nickte und der Ball wurde in die Mitte gelegt. Der Einfachheit halber liefen wir aus ein paar Meter Entfernung auf den Ball zu und wer als erstes da war, hatte ihn eben auch als erstes. '
Schnell musste ich feststellen, dass ich Lucas restlos unterschätzt hatte. Er war verdammt gut. Schnell stand es 5 zu 1 für ihn und ich war schon leicht aus der Puste, aber eben nur leicht. Jetzt wo ich dann doch endgültig wusste mit was ich es hier zu tun hatte, setzte ich wirklich alles was ich hatte in das Spiel und konnte auch schnell den Gleichstand, sowie das 5 zu 6 erzielen, doch dann übernahm Lucas wieder die Führung und behielt sie auch, bis es 10 zu 6 stand und ich mich ins Gras fallen ließ.

"Man, du bist gut", sagte ich. Lucas, der ganz leicht begonnen hatte zu schwitzen, zog sich sein T-Shirt aus und legte sich neben mir ins Gras und lächelte.
"Danke, du bist auch nicht gerade schlecht", antwortete er.
Soooo, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Habt ihr Fragen oder Aufgaben für das Wahrheit oder Pflicht spiel? Schreibt sie mir in die Kommentare.
Ich weiß, viele wollten das alte Cover behalten aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab mich damit einfach nicht mehr anfreunden können, es ist aber nicht ganz weg, ihr findet es immer noch im ersten Kapitel dieser Geschichte. Ich hoffe ihr versteht das.
Also denne, haltet die Ohren steif.

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