Kapitel 34

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Keine Ahnung wieso ich ausgerechnet dieses Moment wählte um es ihr zu sagen, wo es doch der wohl unpassendste Moment war den man sich vorstellen könnte.
"Mama?", begann ich zögernd und ging ein wenig auf Abstand um ihr ins Gesicht schauen zu können. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und ich stand schnell auf um ihr ein Taschentuch zu reichen, mit dem sie zuerst ihren Handrücken abwischte um es dann einmal zu falten und sich geräuschvoll die Nase zu putzen.
"Danke ", murmelte sie, "also, was gibt's? ", sie sah mir direkt in die Augen und ich konnte den frischen Schmerz darin sehen. Ich war ja so ein Idiot, ihr ging es schon scheiße und ich belastete sie jetzt noch weiter. Jetzt aber sagen es wäre schon okay wäre der ganz falsche weg. Ich kannte sie, sie würde sich nur unnötig sorgen machen.
"Ich muss dir was sagen", begann ich langsam, während ich die Taschentuchpackumg nervös auf und zu machte. "Ich bin nicht mit Katy zusammen"
Meine Mutter zeigte keine Regung, sie sah mich einfach unverändert an.
"Ich ähm...", begann ich und stolperte dabei über Wörter die ich noch nicht einmal zu Ende gedacht hatte, "es ist nicht so als hätten wir Schluss gemacht, wir waren nie zusammen, weißt du...sie war...also". Plötzlich spürte ich ihre Hand an meinem Arm. Der Schmerz der sich zuerst in ihren Augen gespiegelt hatte war nicht verschwunden, aber er war abgestumpft. Sie sah mich liebevoll an und ein Lächeln deutete sich auf ihren Lippen an.
"Ist okay Schatz", sagte die sanft und ihre Stimme war schon viel stabiler, "ich weiß es "
Verdattert sah ich sie an "du weißt es? ", fragte ich verwirrt, "W...was genau weißt du denn?"
"Das du schwul bist. Jetzt schau doch nicht so, ich bin deine Mutter und außerdem solltest du deine Heftchen nicht unter deiner Matratze verstecken", sie zwinkerte mir zu und ich wurde rot. Die "Heftchen" hatte ich mir am Anfang gekauft, als ich dabei war zu merken, dass ich auf Männer stand. Ich wollte mir damit wohl Bestätigung holen oder so. Nach zwei Tagen hatte ich sie schließlich unter Meine Matratze gelegt und vergessen.
"Es ist okay für mich, dass du schwul bist", fuhr meine Mutter fort.
"Danke", ich umarmte sie, damit sie nicht sehen konnte wie mir das Wasser in den Augen stand. Ich war nicht nur gerührt weil sie mich akzeptierte wie ich war, sondern auch weil sie sich trotz der ganzen Scheiße um sie herum um mich kümmern konnte, mich anlächeln konnte, stark sein konnte. Es beeindruckte mich wie schnell die das mit meinem Vater wenigstens für kurze Zeit zur Seite geschoben hatte.
Das erinnerte mich ein wenig an die 5. Klasse. Wir sollten einen Aufsatz über unseren Helden schreiben und während die meisten aus meiner Klasse für diesen Aufsatz irgendeine Berühmtheit genommen hatten, hatte ich den Aufsatz über meine Mutter geschrieben. Sie war einfach die tapferste Frau die ich kannte und ist es auch immer noch. Da war es mir auch egal, dass die anderen aus meiner Klasse mich für die Wahl auslachten und mich ein Muttersöhnchen nannten.
Meine Mutter schob mich sanft von ihr weg, so dass sie mir ins Gesicht sehen konnte. Sie hatte Tränen in den Augen, aber sie lächelte und strich mir ein Strähne aus dem Gesicht, auch wenn die kein Problem dargestellt hatte, aber das war ja auch egal.
"Wir schaffen das", sagte sie mir und ich nickte.
"Ich weiß", ich stand auf und sah sie an, "wenn du willst kann ich was kochen", schlug ich vor, woraufhin sie lachte.
"Schatz nimm es mir nicht übel, aber ich will nicht, dass die Küche in Flammen steht. Geh doch lieber zu den Polizisten und frag sie, ob sie noch etwas brauchen, ich koche der Zeit", ohne auf eine Reaktion von mir zu warten ging sie in die Küche.

Die beiden Polizisten standen im Flur und hatten offensichtlich gewartet.
"Also, brauchen sie noch etwas?", fragte ich und der Polizist schüttelte den Kopf. "Nein, wir haben alles", sagte er, was bei mir jedoch die Frage aufwarf, wieso die dann überhaupt noch da waren.
"Also dann, danke für alles, auf wiedersehen", sagte ich, ging zur Haustür und öffnete sie für die beiden.
"Wir werden sie telefonisch oder per Brief verständigen wann die Verhandlung ist und über alles weitere verständigt. Bitte verlassen sie bis die ganze Sache geregelt ist nicht die Stadt, das macht es für uns alle etwas einfacher", sagte die Polizistin noch, dann verabschiedeten sich die beiden und gingen. Ich seufzte fast schon erleichtert, als die beiden endlich weg waren.
"Also, weiß Katy, dass sie nur dein Alibi war?", kaum war ich in der Küche hatte meine Mutter mich auch schon bemerkt.
"Ja, weiß sie", antwortete ich und sah ihr über die Schulter. Ein Tortellini-Auflauf in seiner Entstehungsphase verteilte sich über die Arbeitsplatten und der Ofen war auch schon dabei vorzuheizen.
"Und mit wem warst du am Wochenende weg?", unbeirrt arbeitete meine Mum weiter. Erstaunlich wie leicht sie die ganze Situation wegsteckte und wie schnell ihre Neugierde für alles was mich betraf wieder gekommen war.
"Mit dem Typen der uns angeblich gefahren hat"
"Oh, du warst also tatsächlich mit einem Jungen weg? Ist das dein fester Freund?"
"Nein", antwortete ich schnell, vielleicht etwas zu schnell.
"Aber?", hakte meine Mutter nach.
"Aber er könnte es werden, ich meine, nachdem ich mich komplett geoutet habe". Plötzlich begann meine Mum freudig zu quietschen, eine Sache, die sie vorher noch nie gemacht hatte und demnach sah ich sie auch etwas erschrocken an.
"Was denn?", fragte sie lachend, als sie meinen Blick bemerkte, "Ich freue mich doch nur für dich, du musst ihn mir so schnell wie möglich vorstellen. Wie heißt er denn?"
"Lucas"
"und wie alt ist er?"
"18"
"Ist was in eurem Kurzurlaub passiert?"
"Mama!", rief ich entrüstet, was sie nur schon wieder zum lachen brachte.
"Was denn, ich bin doch nur neugierig"
"Und genau da liegt das Problem", ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich betrachtete meine Mutter, wie sie da stand und trotz allem lächelte. Im verdrängen war sie eben schon immer ein Profi gewesen.
Sooooo, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

Also denne, haltet die Ohren steif

Rainbow SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt