Je näher ich David und Michael kam, desto schneller ging ich. Irgendwann glich es eher einem Rennen, als einem Gehen. Ich hatte den ersten Schritt getan und mich Max offenbart und ehrlich gesagt war mir gerade einfach nur zum heulen zu Mute. Aber was hatte ich auch gros erwartet? Das er mir um den Hals fallen würde und mir offenbaren würde, dass er nie homophob war, sondern nur so getan hat um immer noch zu seine alten Freunden zu passen? Tja, das wäre wohl das, was ich getan hätte, aber er war nun mal nicht ich und jetzt musste ich irgendwie lernen damit zu leben, auch wenn das verdammt schwer war.
Ich atmete tief durch. Ich sah David und Michael von weitem und hätte mich am liebsten auf dem Absatz umgedreht um schnell in irgend eine andere Richtung zu laufen, aber jetzt war eh alles zu spät. Keine Ahnung wie oft ich das noch wiederholen möchte, aber ich konnte es einfach nicht glauben, dass ich mich tatsächlich geoutet hatte.
"Hey, wo hast du denn Max gelassen?", fragte David als ich ankam. Er hatte bereits eine glühende Zigarette im Mund und mir hielt er seine Packung hin, er dachte wohl ich hätte keine Kippen mehr, weil ich noch keine im Mund oder zumindest in der Hand hatte.
Ich hob eine Hand um zu signalisieren, dass ich keine wollte, wofür ich verirrte Blicke erntete, aber die würden noch verirrter werden, da war ich mir sicher.
Ich schob die Hände in die Jackentaschen. "Ich muss mit euch reden", begann ich zögernd. Ich hatte keine Ahnung was genau ich sagen sollte. Mein Plan hatte daraus bestanden einfach zu impovisieren, aber jetzt wo es so weit war, klappte das nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
"Ach ja? Hast du aufgehört zu rauchen?", David hob eine Augenbraue. Mir fiel jetzt erst auf, wie ordentlich seine Augenbrauen aussahen, als würde er sie sich zupfen. Meine Güte, meine Gedanken schweiften ab, kein Wunder, ich wollte mich dringend von dem bevorstehenden ablenken, auch wenn das durch Davids Augenbrauen geschah.
"Nein, nichts in die Richtung", murmelte ich. Meine Handinnenflächen begann ganz nass zu werden, ein äußerst unangenehmes Gefühl. "Es ist etwas anders und ich werde mich damit äußerst unbeliebt machen, aber wenn ich es weiter geheim halte dann werde ich wahrscheinlich noch wahnsinnig", meine Güte, wie lange würde ich wohl noch drum herum reden können.
"Ist es was mit deinem Dad? Wir haben das von seiner Verhaftung gehört. Da sieht man mal wieder, Schwuchtel machen nur Probleme", David schnaubte verächtlich und Michael nickte ihm zustimmend zu. Ich hätte sie beide dafür schlagen können. Jetzt war es also die Schuld des Mannes, den das intolerante Arschloch, das sich mein Vater schimpft, zu Tode geprügelt hat? David war ja eigentlich recht intelligent, aber diese Intelligenz schien dann doch einige Grenzen zu haben.
"Jetzt sag schon, spann uns nicht so auf die Folter", forderte mich Michael auf.
Na gut, dann ebene auch hier. Direkt und ohne weitere Umschweife. "Ich bin schwul", sagte ich und sah zu, wie Michael und David alles aus dem Gesicht zu fallen schien und sie mich ungläubig anstarrten. "Ja, ich sage die Wahrheit", sagte ich noch dazu, weil ich mir nicht wieder anhören wollte, dass ich nur scherzen würde. Darauf hatte ich jetzt keine Lust und auch keinen Nerv. "Ich bin schwul, ich stehe auf Männer und nein, es interessiert mich nicht die Bohne, dass ich mich jetzt hasst", oh du süße Lüge, aber das mussten die beiden ja nicht wissen.
Michael sah immer noch verwirrt aus, während David mich angewidert ansah.
"Ist das dein Ernst?", fragte er mich und selbst in seiner Stimme konnte man hören wie unglaublich angewidert er war.
"Ja, ist es", antwortete ich ihm Wahrheitsgemäß. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber was dann passiert war...doch, damit hatte ich ihm Grunde auch gerechnet, auch wenn ich eigentlich mit viel schlimmeren gerechnet hatte.
David spuckte mich an und drehte sich um. "Komm, wir gehen, wir sollten uns nicht zu lange in der Nähe dieser Schwuchtel aufhalten", sagte er zu Michael und ging dann, ohne noch auf ihn oder mich zu achten. Michael hingegen sah mich traurig an und folgte David, während ich mir Davids Speichel vom Gesicht wischte.
"Ih gitt, ist ja ekelhaft", murmelte ich, auch wenn ich froh war, dass ich keine Verletzungen von der ganzen Aktion davon trug. Ich hatte ihn wohl doch falsch eingeschätzt. Er war stärker als ich und das wusste er, es wäre ein leichtes für ihn gewesen mir ein paar Schläge zu verpassen. Mit Michaels Hilfe hätte ich wohl auch recht schnell am Boden gelegen und er hätte noch mal nachtreten können und wenn ich ehrlich bin, ich hätte mich wohl kaum gewehrt. Nach all den Dingen die ich getan hatte, hätte ich es mehr als verdient. Aber scheinbar war es David dann doch zu wider, einen ehemaligen Freund zu schlagen, auch wenn ich mich darauf in Zukunft wohl nicht mehr verlassen konnte.
Ich zündete mir eine Zigarette an und starrte in den Himmel und dann, ohne Vorwarnung begann ich zu lachen. Ich hatte es geschafft, ich hatte drei Freunde weniger, aber ich war frei. Es war ein unglaubliches Gefühl, so intensiv hätte ich mir das nicht in hundert Jahren vorstellen können.
Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht und es blieb auch noch hängen, als die Klinge das Ende der Pause verkündete. Beschwingt ging ich in meine Klasse zurück, wo ich direkt auf Lucas zusteuerte. Mir war das Gerede egal, ich ging einfach zu ihm, umschloss sein Gesicht mit meinen Händen und küsste ihn, mitten in der Klasse und direkt auf seinen Mund. Das war ein fabelhaftes Gefühl.
Sofort begann das Getuschel um uns herum. Lucas aber grinste mich nur an.
"Du hast es also getan, was?"
"Jop, habe ich"
"Wieso ist dein Gesicht nass?"
"Ach kacke, ich hab nicht alles erwischt, David hat mich angespuckt", ich wischte mir erneut übers Gesicht.
"Ihgitt, du hast mich also mit einem von David angesabberten Gesicht geküsst?", er verzog angewidert das Gesicht und ich musste lachen.
"ja, sieht wohl so aus, tut mir leid", ich lachte verlegen und grinste weiterhin. Ich konnte nicht mehr aufhören zu Grinsen.Selbst als unser Lehrer rein kam und ich mich neben Max setzen musste, der mir immer wieder traurige Blicke zu warf, konnte ich nicht aufhören zu Grinsen.
"Du hast tatsächlich keine Scherze gemacht", flüsterte mir Max plötzlich zu, was mich zugegebener Maßen ziemlich überraschte.
"Nein, habe ich nicht, aber wieso redest du überhaupt noch mit mir? Wird David dann nicht sehr sauer auf dich sein?"
"Ach, David kann mich mal. Ich hab nachgedacht und ich hab meine eigene Meinung. Ich dachte wirklich ich hätte was gegen Schwule aber ich hab das da gesehen", sein Finger wanderte zwischen mir und Lucas hin und her, "und es hat mir nichts ausgemacht. Ich habe mich eher für dich gefreut. Es ist ziemlich verwirrend, ich weiß und unglaubwürdig, aber hast du noch nie eine Meinung gehabt und musstest schließlich feststellen, dass es in Wahrheit die Meinung eines anderen war, den du nicht enttäuschen wolltest?"
"Du redest von deinem Vater, oder?" Max nickte. "Ich verzeihe dir. Ich kann es ja auch irgendwie verstehen und ganz ehrlich, ich bin froh, dass ich dich doch nicht als Freund verloren habe", ich lächelte Max an und er lächelte zurück.
"Aber wehe du verliebst dich in mich", mahnte er mit erhobenen Zeigefinger und ich begann leise zu lachen.
"Keine Angst, du bist echt nicht mein Typ" Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy. Eine Nachricht von Katy:"hab gehört du hast dich geoutet, du bist echt verrückt, du musst mir in der Pause unbedingt die Einzelheiten erzählen, komm mit Lucas an den Schuppen, ich wette ihr könnt euch jetzt erst mal nicht von der Seite weichen ;) "
Die Nachricht verbreitete sich wohl schneller als ich dachte. Der homophobe Frauenschwarm Jake, ist in Wahrheit schwul. Geht und verbreitet die Kunde.
jaaa, das sollte eigentlich nächsten Sonntag kommen, aber ich hab das geschrieben und konnte einfach nicht anders XD ich musste es veröffentlichen.
Also denne, haltet die Ohren steif.
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Rainbow Secret
Teen FictionJakes Vater ist homophob, seine Freunde sind homophob und er selbst auch. Nun, er tut so, denn obwohl im Leben des 17 Jährigen alles ganz gut zu laufen scheint, hat er ein Problem, er selbst ist schwul. Hartnäckig versteckt er sein Geheimnis und ve...