Ohne, dass ich wirklich etwas dagegen tun konnte, begann ich schließlich Lucas anzuschauen. Ich betrachtete seine blonden Haare und die blauen Augen und die Stoppeln, die sein Kinn zierten. Er musste sich langsam wirklich mal wieder rasieren. Genauso wie ich, was mir in dem Moment auffiel. Ich rieb mir über das stachelige Kinn.
"Ich muss mich auch mal wieder rasieren", sagte Lucas, woraufhin ich lachte. Verwirrt sah er mich an. "Was denn?"
"Darüber habe ich gerade nachgedacht, also, dass du dich rasieren musst und dann bin ich auf mich gekommen", beantwortete ich seine Frage."Ach so", er schmunzelte und sah weiter auf die Straße, ich sah weiter ihn an. Hey, wie lange hatte ich wohl noch Zeit ihn einfach so anstarren zu können? Und wann würde ich das das nächste mal tun können? Ich musste es jetzt ausnutzen, solange ich die Gelegenheit dazu hatte.
Lucas Blick huschte zu mir. "Schau besser auf die Straße", ermahnte ich ihn, woraufhin er lachte.
"Ja du hast leicht reden, du wirst ja nicht die ganze Zeit angestarrt und darfst nicht zurückstarren, das ist unfair"
"Ja, so ist die Welt eben, absolut ungerecht und jetzt schau nach vorne". Lucas schüttelte schmunzelnd den Kopf und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Straße vor ihm, was mir die Gelegenheit gab, ihn weiter anzustarren. Am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und ihn angetatscht, aber das ließ ich dann doch besser bleiben.
Der Wagen wurde langsamer und verwirrt sah ich mich um. Wir befanden uns noch gar nicht bei mir Zuhause. Erst dann fiel mir ein, dass wir ja auch noch Katy abholen mussten. Um genau zu sein fiel mir das ein, als ich die triumphierend lächelnd am Straßenrand stehen sah. Ihre Tasche geschultert ging sie paar Schritte auf das Auto zu und stieg hinten ein. Bevor sie sich anschnallte, beugte sie sich vor und grinste mich spöttisch an.
"Also, wann gehen wir in die Stadt?", fragte sie mich und ich verzog das Gesicht. '
Lucas begann schadenfroh zu kichern. "Tja, ich würde ja sagen mir tut es leid, aber erstens hast du mich geküsst und zweitens tut es mir ganz und gar nicht leid", Lucas sah grinsend zu mir rüber und ich streckte ihm die Zunge raus, woraufhin er sich vorbeugte und mich küsste. Katy bekam deshalb einen kleinen Quitschanfall auf der Rückbank.
"Schnall dich endlich an, damit wir los können", brummte ich und Katy gehorchte, aber ich brauchte nicht nach hinten zu sehen um zu wissen, dass ein Lächeln ihre Lippen umspielte.
Wir fuhren wieder los. Katy begann recht schnell mich über alles mögliche auszuquetschen und ich kam nicht drumherum, mich herumzudrehen und ihr alles bis ins kleinste Detail zu schildern.
"Ihr ward gemeinsam nackt schwimmen?", fragte sie am Ende. Ihre Augen leuchteten und ein Grinsen zog sich über ihr ganzes Gesicht.
"Das ist das, was bei dir hängen geblieben ist?", ich schüttelte den Kopf.
Katy zuckte mit den Schultern, "Bei mir ist noch mehr hängen geblieben, aber das finde ich einfach besonders interessant", sagte sie.
"Na toll. Ja, wir waren nackt schwimmen und betrunken dazu und nein, da ist nichts weiter passiert, wir haben uns heute und gestern nur geküsst", ich betonte das nur extra stark."Egal, es ist was passiert und ich habe die Wette gewonnen und ich wette auch, dass noch mehr passieren wird", sie zwinkerte mir zu.
"Mit dir wette ich nicht mehr. Außerdem muss ich mich erst mal outen, dann sehen wir weiter" mit offenem Mund starrte Katy mich an.
"Du willst dich outen?"
"Ja, wahrscheinlich schon. Ich weiß noch nicht so wirklich", murmelte ich kleinlaut. Lucas legte mir aufmunternd einen Arm auf die Schulter, wofür ich ihn dankbar anlächelte.
"Ich weiß, das ist eine schwere Entscheidung Jake, aber egal was passiert, ich stehe dir bei", Katy lächelte mich freundlich an und ich lächelte zurück. Zwei so gute Freunde zu haben ließ mein Herz freudig hüpfen. Was brauchte ich irgendwelche Leute, bei denen ich ja doch nicht ich selbst sein konnte, solange ich nur die beiden hatte.
"Wenn du dich outest, solltest du irgendwas cooles machen", schlug Katy vor, aber ich schüttelte den Kopf. "Ich will das ohne viel drum herum machen und ohne viel aufsehen zu erregen, klar ein bisschen Wirbel wird es gehen, aber je schneller der abebbt und sich die anderen damit abfinden, wer und was ich bin, desto besser ist es"
"Naja, dass das nicht so leicht wird weißt du ja", Katy sah mich besorgt an. Als hätte ich mir nicht schon längst über die ganzen Konsequenzen den Kopf zerbrochen. Am meisten Sorgen machte mir ja mein Vater. Nicht nur was er mit mir machen würde, sondern auch, was meine Mutter anging. Ich wollte sie da nicht mit rein ziehen, das hatte sie nicht verdient. *
Zu schnell kamen wir bei Katy an. Keine Ahnung wieso wir zuerst sie absetzten und dann mich, soweit ich wusste war das jetzt ein Umweg für Lucas. Aber gut, ich war auch froh noch ein paar Minuten mit ihm allein sein zu können und am liebsten hätte ich ihn gebeten, auf irgendeinen Parkplatz zu fahren.
Ich blieb aber dann doch weiterhin stumm, starrte teilweise ihn und teilweise die Straße an und sagte kein Wort.
Plötzlich spürte ich Lucas Hand auf meiner. Ich sah ihn an, aber er hatte weiterhin den Blick auf die Straße gerichtet und seine Miene war relativ ausdruckslos.
"Du schaffst das", versicherte er mir schließlich ruhig, "egal wann du dich outest und wie, du wirst das schaffen und wenn du einen Ort suchst wo du schlafen kannst, ich bin für dich da, klar?"
Ich nickte, murmelte "ja" und dann kam schon mein Zuhause in Sicht. Aber nicht nur das.
Direkt vorm Haus stand ein Polizeiwagen, das Blaulicht war ausgeschaltet, aber das erregte in mir nicht weniger Besorgnis.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen bis in einer Woche ^^
Also denne, haltet die Ohren steif
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Rainbow Secret
Teen FictionJakes Vater ist homophob, seine Freunde sind homophob und er selbst auch. Nun, er tut so, denn obwohl im Leben des 17 Jährigen alles ganz gut zu laufen scheint, hat er ein Problem, er selbst ist schwul. Hartnäckig versteckt er sein Geheimnis und ve...