Nach Englisch zogen sich die Stunden wie Kaugummi. Sport war ja noch einigermaßen zu ertragen, aber nach Französisch brauchte ich erst einmal eine Zigarette und nach Mathe hätte ich auf dem Weg zum Bus am liebsten ein ganzes Päckchen leer geraucht. Missmutig kickte ich ein paar Steine umher und zog an meiner Zigarette, als Max mir plötzlich hinterher gelaufen kam.
"Hey, du rennst in letzter Zeit immer weg, könntest ja ruhig mal auf mich warten", sagte er, als er mich endlich eingeholt hatte.
Ich zuckte mit den Schultern "sorry Bro", sagte ich, meinte es aber nicht wirklich ernst.
"Gibt es Stress im Paradies?" Er klang wirklich besorgt, er sorgte sich um eine Beziehung, die nicht mal existierte, während ich mich um ein Wochenende sorgte, dass nicht existieren sollte. Mit zunehmender Zeit war ich wieder nervöser geworden. Ich konnte Lucas einfach gar nicht einschätzen.
"Ne, bei mir und Katy ist alles super, sie hat gestern bei mir geschlafen, wenn du weißt was ich meine"
Erstaunt sah er mich an "also..." anstatt es einfach auszusprechen machte er wie ein kleines Kind die Finger durch Loch Geste.
"Nö, sie hat bei mir einfach nur gepennt" ich lachte "klingt alles immer viel zweideutiger wenn man 'wenn du weißt was ich meine' dran hängt"
Max sah sichtlich enttäuscht und beleidigt aus, dass er gerade verarscht worden war, sah man ihm aus 300 Metern Entfernung noch an. "Na danke" murmelte er und ging an mir vorbei.
"Jetzt sei nicht direkt beleidigt!", rief ich ihm noch hinterher, aber da war er auch schon in den nächsten Bus gestiegen. Immer noch lachend konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich stopfte mir meine Kopfhörer in die Ohren und machte einfach irgendein Lied an, während ich verträumt in die Gegend starrte. Ich vergaß Zeit und irgendwie auch Raum und als ich das nächste mal etwas von der Umwelt mitbekam, fuhr mein Bus gerade weg. Verdutzt konnte ich ihm nur noch hinterher schauen. Ich hatte es geschafft so in meine Musik vertieft zu sein, dass ich wirklich nichts von meiner Außenwelt mitbekommen hatte. Ich sah mich um. Alles waren fort, nur einer nicht. Lucas. Der sah mich, grinste als er mein dummes Gesicht sah und schlenderte auf mich zu.
"Augen sollte man noch im Kopf haben" kommentierte er das eben Geschehene, als ich meine Musik aus gemacht hatte.
Ich streckte ihm die Zunge raus "Idiot"
"Pass auf deine hübsche Zunge auf, sonst ist sie weg"
sofort zog ich sie wieder ein. Da war er wieder, der irgendwie gruselige Lucas, den ich nicht einschätzen konnte. Ich sollte eigentlich auch wirklich nicht so vertraut mit ihm reden, nicht, dass das jemandem auffiel, denn dann war ich doppelt, dreifach und vierfach am Arsch, was ich wirklich nicht sein wollte.
Ich drehte mich also einfach von ihm weg.
"Was ist denn jetzt los?", meckerte Lucas, "ist doch keine Sau hier, wieso drehst du dich weg"
"Ein paar deiner Bemerkungen sind ab und zu ein bisschen...unheimlich", antwortete ich, ohne ihn anzusehen,"außerdem kann man nie wissen"
"Sorry, war so nicht gemeint" ich glaubte ihn und fragt mich bitte nicht wieso, es war einfach so. Ich drehte mich wieder zu ihm.
"Na gut", murmelte ich, "aber ich werde nicht mehr tun als mit dir reden während ich auf meinen Bus warte"
"Ach nein", sagte Lucas ironisch, "ich dachte wir springen in den Busch und schieben eine schnelle Nummer" er deutete auf einen naheliegenden Busch und ich verdrehte die Augen.
"Wieso stehst du eigentlich noch da, was ist mit deinem Bus?"
"Hab ihn verpasst, weil ich dich angestarrt hab"
"Gruselig", kommentierte ich sein Verhalten, drehte mich aber dieses Mal nicht weg.
"Ja ich weiß", er lachte ein wenig peinlich berührt und so sehr ich es doch gerne verleugnen würde, irgendwie war das niedlich.
"Tja, der nächste Bus kommt in einer halben Stunde. Fährst du auch mit dem?", versuchte ich schnell das Thema zu wechseln, damit es nicht all zu lange all zu langweilig wurde. Er nickte. "Was machst du eigentlich dann? Wohnen tust du bei mir in der Siedlung ja nicht"
"Gitarrenunterricht", antwortete er knapp.
"Ah" entgegnete ich und dann entstand ein Schweigen. Ein langes, unangenehmes Schweigen, das keiner von uns brach, entweder weil er es nicht wollte oder weil er es nicht konnte. Bei mir war es zumindest eine Mischung aus beidem.
So standen wir da und ich zog mir schließlich eine Zigarette aus der Jackentasche und begann eine zu rauchen.
"Du solltest wirklich damit aufhören" na super, da redete Lucas wieder und dann war es doch wieder nur eine Moralpredigt, auf die ich auch gut und gerne verzichten konnte. Ich ignorierte ihn einfach und zog an meiner Kippe, während ich die vorbeifahrenden Autos beobachtete. Ich begann irgendwann die Farbe oder die Marke des nächsten Autos zu raten aus Langeweile.
Ein blaues, was dann doch rot war, ein Mercedes war ein VW und so weiter, kurzum, ich verlor gegen mich selbst in einem Straßenspiel.
"Hast du Langeweile?", fragte mich Lucas und ich nickte, während ich meinen Zigarettenstummel wegschnippste, erfolgreich und weit muss ich dazu sagen.
"Lass uns ein Straßenspiel spielen, du sagst eine Auto Farbe und ich sag eine und wenn das nächste Auto die Farbe hat die du gesagt hast bekommst du einen Punkt, bei der Farbe die ich gesagt hab bekomme ich einen Punkt und wenn sie weder noch ist gibt es keinen Punkt, okay?" Innerlich war ich eigentlich gar nicht okay, ich war offensichtlich schlecht in dem Spiel, dann stimmte ich aber, aus mir unerfindlichen Gründen, doch zu und wir begannen zu spielen.
Wie erwartete war ich Grotten schlecht und als unser Bus kam stand es 23:4, für ihn. Es war frustrierend.
"Sicherheitsignorieren?", fragte mich Lucas bevor wir einstigen und ich nickte. Im Bus setzten wir uns wieder weit voneinander weg und erneut betrachtete ich seinen Hinterkopf während der Fahrt und fragte mich auch erneut, was da drin wohl vorging. Leise schlich sich die Aufregung in mich. Morgen würde das Wochenende beginnen und je näher es kam, desto unruhiger und nervöser wurde ich auch.
Sooo, ich hoffe es hat euch gefallen und ich hab das Geschichten schreiben noch drauf XD
also denne, haltet die Ohren steif
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Rainbow Secret
Teen FictionJakes Vater ist homophob, seine Freunde sind homophob und er selbst auch. Nun, er tut so, denn obwohl im Leben des 17 Jährigen alles ganz gut zu laufen scheint, hat er ein Problem, er selbst ist schwul. Hartnäckig versteckt er sein Geheimnis und ve...