Silberne Feder : Feuer und Winter

40.

Leona trieb das Pferd weiter und immer weiter. Robin und Enya dicht hinter ihnen. Mael und Jeannie, Arian und Aura.
Weg.
Vom Wald verschluckt. "Weiter!" rief Leona zu den anderen.
Lisa umklammerte Leonas Taille noch fester als das Pferd seine letzten Energiereserven anzapfte.
Die Bäume flogen an einem nur vorbei und verschwammen zu schwammigen Schatten die mit jeder verstreichenden Minute dunkler wurden.
Es Regnete zwar nicht mehr, und das schon lange aber es wurde dunkler. Immer dunkler und sie waren in einem Wald voller Monster, Dämonen und Geister.
Definitiv ein schöner Abend sieht anders aus.
Der Weg beschrieb einen scharfen Bogen.
"Scheiße" fluchte Lisa.
Leona riss im selben Moment die Zügel rum. Das Pferd parierte ohne einen Widerspruch und galoppierte weiter um die Ecke.
"Du willst uns umbringen!" fauchte sie der Rebellin in den Rücken.
Leona lachte böse.
"Mist du hast meinen Plan durchschaut.... Nein. Ich will zu einem Platz in der nähe eines Flusses bei dem wir relativ Sicher wären... hoffentlich" die letzten Worte gingen in dem Lärm der polternden Hufe fast unter.
Die Aussicht auf endlich festen Boden unter den Füßen hörte sich unglaublich verlockend an. In einen Ledersattel knappe vier Stunden zu sitzen tut auf dauer weh. Und auch die Füße verlieren jedwedes Gefühl wenn man seine Beine an das Pferd presst um nicht herunter zu fallen bei diesem Mords-tempo.
"Wie sollen uns die anderen Finden wenn das außerhalb des Weges liegt?" fragte sie verwirrt.
"Mael und Arian sind nicht doof" man hörte ein grinsen aus ihrer stimme. "Die beiden haben dafür gesorgt das man die Pferde verfolgen kann. Sie haben sowas wie eine Magische Spur an sich die für die beiden leicht nachzuvollziehen ist" erklärte sie. Eisengel...
Irgendwie ist es schon unheimlich wie sie alles wissen wollen und immer die Macht beanspruchen.
Okay.
Woher weißt du das?"
"Hab gehört wie sie drüber geredet haben" Leona zuckte mit den Schultern.
Das Pferd wurde langsamer.
"Wo willst du hin?" fragte Robin verdutzt. Sein Pferd keuchte und auch er und Enya wirkten erschöpft.
"Zu einem Sicheren Ort" Leona ließ unser Pferd wieder antraben. Langsam. Mit den Augen suchte sie den Wald ab. Auch Lisa sah sich um.
Der Wald hatte sich verändert. In der nähe der Stadt waren noch viele Büsche und Gestrüpp rankte sich an den Bäumen empor doch jetzt ...
Mose und Farne.
Sumpflandschaft.
Man sah Schwarze Erde die feucht glänzte und über allem lag ein modriger Geruch.
"Das ist ein Sumpf" stellte Enya fest. "Mhm. Das heißt wir sind nicht mehr weit entfernt. Wir Rebellen benutzen diesen Sumpf um unsere Verfolger los zu werden... Keiner will in den Schlamm fallen" sie Blickte sich wachsam um.
"Bleibt dich hinter mir. Der Weg hier ist Tückisch und bleibt weit von Wasserlöchern entfernt. Da leben Ungeheuer drin die einem den Verstand rauben ... Haut und Knochen sind für sie nichts wert".
"Du machst einem echt Angst" sagte Lisa ironisch.
Der Sumpf war ihr bekannt.
Es gab genug Soldaten die von hier wieder kamen und die sie im Ärztehaus behandelte ... Der Verstand war meistens nicht mehr zu retten. Man musste es sich vorstellen wie ein Bild oder besser noch einen Wandteppich. Jeder Verstand bestand aus Fäden der Erinnerung die sich zu einem Teppich des Verstandes und Geistes Webten. "Ne. Der Sumpf ist keine Sichere Gegend" stimmte Lisa zu.
Robin kam neben sie. Enya schaute sich aufmerksam um.
"Es wird bald zu dunkel sein um noch irgendwas zu erkennen" sagte Robin. "Wir müssen auch ... nicht mehr weit" Leona riss die Zügel zur Seite und steuerte ihr Pferd vom Weg und zwischen die Bäume.
Die Schatten schlossen sie sofort ein. Der Wald verschlang sie regelrecht. Der Geruch nach Moder, Faulendem Holz und nasser Erde war hier noch stärker. Die Hufe der Tiere machten schlürfende Geräusche als sie sich aus dem Sumpfboden zogen. Lisa zog einen Dolch aus einer Scheide an ihrem Waffen Gürtel. Ein Blaues Licht flammte vor ihnen auf. Eine Laterne, vermutlich.
Wie ein Stern hing das licht zwischen den Bäumen. Es hatte die Größe einer Faust und pendelte in einiger Entfernung hin und her. Enya zischte. "Das ist ein Himmelfahrts Kommando was wir hier machen" brummte sie nervös.
"Beruhig dich. Das geht schon alle gut" sagte Robin stumpf. Sein Rücken war Kerzengerade und seine Augen suchten wie Lisas die Umgebung nach Bedrohung ab.
"Das ist am Fluss..." Leona beugte sich vor. "Das ist eine Geisterlampe... Rebellen sind die einzigen die diesen Platz kennen"