Blind Colours

Kapitel 8

Einige Minuten ist es still im Raum und ich vermute das er an seinem Handy ist oder meine Augen mustert.
Ja das klingt komisch aber manche Leute erschrecken sich davor, genauso wie es mein Vater tat. Ich trage keine verdunkelte Brille. Meine Augen sind trüb, fast schwarz. Sie haben ihre Farbe und ihren Glanz verloren. Das weiß ich, denn so fühle ich mich.

"Was machst du? Sollten wir nicht mal anfangen? " frage ich da es mir langsam unheimlich vorkommt.

Er räuspert sich und stellt mir sachlich eine Frage die ich von ihm nicht erwartet hätte.
"Bist du schon seit Geburt an blind? "

Ich knete meine Hände und versuche den monstermäßigen Kloß in meinem Hals, runter zu schlucken. Wieder schleicht sich das beklemmende Gefühl auf meine Brust.
Gefangen. Eingesperrt. Erstickt.

"Nein! " gebe ich mit erstickter Stimme wieder. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken hier allein mit Ethan zu sein. Ich will nicht das er mich weiter fragt, ich will schnellstmöglich den Aufsatz schreiben.

Wieder herrscht kurz Stille. Er verunsichert mich.

"Schicksal? " fragt er plötzlich. Ich weiß das er das auf mich bezieht und nicht auf den dummen Aufsatz.

Ich hole tief Luft. "Dummheit! "
Meine Hände zittern und am liebsten würde ich schreien, doch ich muss vor Ethan stark bleiben. Darf mir nicht anmerken lassen, dass mich seine Fragen aus der Bahn werfen.

"Wie...? " will er wissen, doch ich blocke ab. Warum ist er jetzt so? Warum interessiert ihn das?
"Lass es! Können wir einfach diesen scheiß Aufsatz schreiben? " brülle ich ihn an. Ich merke selber das ich überreagiert habe.

"Ist ja gut, habs kapiert. " meint er und dann höre ich wie er in seiner Tasche rum wühlt.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Als ich es in meiner Hand habe, versuche ich den Anruf entgegen zu nehmen. Es klappt nicht immer sofort, doch die meisten wissen das sie es bei mir länger klingeln lassen müssen.

"Ja? " frage ich in den Hörer.
"Lou Schätzchen. " ertönt die Stimme meiner Mutter.
"Du ich kann dich nicht abholen. Ich muss nochmal ins Reisebüro. " erklärt sie mir und ich verdrehe meine Augen.
"Warum? Was willst du denn da? Hättest du das nicht verschieben können? " frage ich leicht säuerlich.
Ich spanne mich an und warte auf eine Antwort.
"Es ist wichtig. Ich muss für Nick buchen. "

Nick? Nick.
Mein Mund wird staubig und die Wut kocht in mir auf. Sie hat es wirklich geschafft ihn zu überreden. Sie hat es nichtmal mit mir abgesprochen.

"Was will der hier? " frage ich kalt.
Ich höre wie meine Mutter am anderen Ende seufzt.

"Lou er ist dein Bruder. " meint sie knapp. Ich lache auf.
"Sieht er aber anders. " und dann lege ich auf. Mir ist egal ob Ethan alles mitbekommen hat. Ich bin so sauer das ich irgendwas kaputt machen will.

Ich stopfe mein Handy zurück in meine Tasche und stehe auf.
Ohne ein weiteres Wort gehen ich aus dem Raum raus.

"Hey gehts dir noch gut? Ich dachte wir wollten den Aufsatz schreiben? " schreit mir Ethan hinterher. Noch mehr Wut strömt durch meinen Arm. Ich schlage mit der Faust gegen die Wand und Sekunden später strömt Schmerz durch meinen Arm. Ich beiße auf meine Lippe um einen Schrei zu unterdrücken.

"Hallo du blöde Kuh. Ich rede mit dir." Er packt mich grob am Arm und zieht mich zu sich. Eigentlich wäre ich jetzt gezwungen ihn anzugucken.

"Schreib den Scheiß allein! " stoße ich hervor. Meine Hand pocht immernoch.

"Sicherlich nicht. " meint er kühl.
Ich reiße mich von ihm los und laufe weiter. Ich höre wie er hinter mir genervt aufstöhnt.

Also irgendwie finde ich, dass dieser Teil bis jetzt am besten ist. Ich hoffe er gefällt euch auch : )