Als ich die Haustür aufsperre und in den Flur trete, vernehme ich Stimmen. Meine Mutter diskutiert lautstark mit jemanden dessen Stimme mir sehr bekannt vorkommt, doch mir will nicht einfallen woher ich sie kenne. Ich lasse den Schlüssel auf die Kommode fallen und schlüpfe aus meinen Schuhen.
"Stand ein Auto in der Einfahrt ?" frage ich Ethan der direkt hinter mir steht. Ich nehme seine Hand und lasse mich von ihm führen. "Nein, nur das deiner Mum."
"Das ist zu teuer, ich werde die Op nicht zahlen." höre ich die aufgebrachte männliche Stimme. "Liegt dir wirklich gar nichts mehr an deiner Tochter ?" fragt meine Mutter traurig.
Augenblicklich versteife ich mich und bleibe stehen. Ethan, der anscheinend soeben kapiert hat wer da in unserer Küche sitzt, drückt meine Hand fester und stellt sich dicht neben mich.
Auf die Frage meiner Mutter antwortet mein Vater nicht sondern wechselt geschickt das Thema.
"Hier sieht alles noch so aus wie damals." blubbert er als wäre alles in Ordnung.
"Habt ihr die Motorräder noch ?" fragt er gelassen, doch meine Mutter reagiert nicht auf seine Frage."Ich schaffe es nicht allein die Op zu bezahlen. Ich brauche deine Hilfe. Das bist du ihr einfach schuldig." ihre Stimme klingt schwach und zerbrechlich. Der Besuch meines Vaters macht es ihr sicher nicht leicht. Er ist damals einfach gegangen, er hat uns beide zurückgelassen. Sie hätte sicher nie gedacht, dass ihr Mann mal so herzlos werden kann. Es war damals nicht leicht mit mir und dann verlässt sie die Person, die sie damals so sehr gebraucht hätte. Ich hätte ihn auch gebraucht.
"Ich will sein scheiß Geld nicht !" platzt es aus mir heraus. Ethan versucht mich festzuhalten, doch ich stürme in die Küche.
"Du warst die ganze Zeit nie für mich da. Hast dich einfach so verpisst. Hast Mum und vor allem mich im Stich gelassen. Hast du eigentlich eine Ahnung wie sich das alles angefühlt hat ? Ich verstehe es einfach nicht wie du so sein kannst. Du warst mein Vater." schreie ich und kann nicht verhindern das Tränen aus meinen Augen treten.
"Mum wir brauchen sein Geld nicht. Er soll einfach gehen und nie wieder kommen. Wir schaffen das auch allein." weine ich.
"Lou" seufzt meine Mum traurig. "Wir schaffen das allein nicht."
"Und deswegen bittest du ihn um Geld ? Er will uns nicht helfen, kapiert das doch. Er will mich nicht." schreie ich wütend.
Ethan der sich die ganze Zeit zurückhielt, tritt hinter mich und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich möchte nicht, dass er unsere kaputte Familie so sieht, doch er ist der Einzige der mir gerade Halt gibt.
"Wie ich sehe, hat deine Tochter kein Interesse. Ich frage mich, was ich noch hier mache." sagt mein Vater an meine Mutter gewandt. 'Deine Tochter' hat er extra betont. Am liebsten würde ich ihm die Augen auskratzen, zeigen wie das ist, soviel Schmerz zu spüren.
"Fahr zur Hölle." sage ich aufeinmal ziemlich ruhig und drehe mich um. Ich verlasse die Küche und steige die Treppen nach oben. Plötzlich ist mir alles egal, ich möchte nur meine Wut rauslassen.
"Lou" meint Ethan sanft als er mein Zimmer betritt. Ich stehe an meinem Schreibtisch und gebe keine Regung von mir.
"Baby" fängt er an, doch ich unterbreche ihn harsch.
"Ich will das es aufhört, ich will kein Schmerz mehr spüren wenn ich daran denke und ich will nicht mehr alles nur schwarz sehen.""Ich will... ach verdammt." blitzschnell fahre ich über meinen Schreibtisch und schmeiße alles um mich was ich in die Hände bekomme. Tränen suchen sich erneut den Weg über meine Wangen und mein Herz hämmert gegen meinen Brustkorb. Ich schmeiße die Pokale aus meinem Regal gegen die Wand und auf den Boden.
Ich höre erst auf als Ethan mich packt und mich in seine starken Arme zieht. Erst will ich mich gegen ihn wehren, doch als mich meine gesamte Kraft verlässt, sacke ich mit ihm zusammen.
Hey Leute
Ich weiß nicht wie lange jetzt nichts kam, aber ich weiß das sehr lange nichts kam. Mir hat die Motivation gefehlt und ich hatte auch eine kleine Schreibblockade. Dieses Kapitel hab ich schon vor ein paar Wochen geschrieben, war aber überhaupt nicht zufrieden damit und habe es heute nochmal probiert da ich krank im Bett liege und mir dachte 'Jetzt hast du Zeit, versuch es einfach nochmal'
Ich hoffe ihr seid alle noch dabei und lasst mir Kritik da. Schönen Donnerstag euch noch 💜
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Blind Colours
General FictionEin einziger Tag kann dein gesamtes Leben verändern. Alles auf den Kopf stellen. Das musste auch die 17 jährige Lou feststellen. Durch jugendlichen Leichtsinn ist sie wahrscheinlich für ihr ganzes Leben lang, in einer dunkeln Welt gefangen. Eine...