Epilog

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Als Lou nach der Operation den Verband abbekam und sie zum ersten Mal ihre Augen wieder aufschlagen konnte, wirkte sie enttäuscht. Alles was sie sah war schwarz, nur leichte bis schwache Umrisse konnte sie wahrnehmen. Doch auch nur auf ihrem rechten Auge, ihr linkes schien ihr blinder als vorher. Niedergeschlagen fuhr sie mit ihrer Mutter nach Hause. Bis zur nächsten Untersuchung, die eine Woche später war, weigerte sie sich ihre Augen zu öffnen. Alles erschien ihr sinnlos. Die Operation hatte sie kein Stück weiter gebracht. Alles war so wie zuvor.

Ethan, der froh darüber war, dass sie die Operation überstanden hatte versuchte sie vergeblich aufzumuntern. Niemand konnte ihr mit dieser Situation helfen, doch er als ihr Freund, ihr Retter in so vielen Situationen als sie sich schon aufgegeben hatte, war immer an ihrer Seite und er schwor nie wieder zu weichen.

Als sie schließlich wieder im Krankenhaus war und eine weitere Untersuchung hatte, wartete Ethan ungeduldig vor dem Krankenhaus. Seine Schuldgefühle plagten ihn immer noch. Der Unfall wäre nie passiert, wenn er nicht so voll von Drogen gewesen wäre. Er wäre an dem Motorrad vorbeigefahren und nichts wäre passiert in dem er verwickelt gewesen wäre.

Lou die erneut auf einer Untersuchungsliege lag und ihre Augen ein zweites Mal nach der Operation öffnete, schnappte nach Luft. Farben. Viele Farben und doch nur das Weis des Krankenzimmers, blendete sie auf dem rechten Auge. Ihr linkes Auge war blind, doch ihr rechtes nahm in unscharfer Weise alles wahr was sich vor ihr abspielte. Wild hüpfte ihr Herz in ihrer Brust umher und strahlend mit Tränen in den Augen schaute sie erst ihre Mutter, dann den Arzt an. Sie konnte sehen. Es war nicht viel was sie sah, doch sie konnte Farben und die Gesichter der Menschen um sie herum wahrnehmen.

Als wäre es ein Traum, kniff sie sich in den Arm. Sie würde gleich aufwachen und alles wäre erneut schwarz, doch nichts passierte als sie mit ihrer Mutter im Fahrstuhl stand und nach unten fuhr wo Ethan sehnsüchtig auf seine Freundin wartete. Ihm war es egal, ob sie blind war oder sehen konnte, er wollte nur das sie glücklich ist.

Mit klopfendem Herzen und offenen Augen verließ Lou die Eingangshalle und trat nach draußen. Die Sonne blendete sie ins Gesicht und sie hatte große Mühe ihre Augen auf zu halten. Das einzige was ihre Augen vor der Sonne schützte war ihre schwarze Brille, die sie so lange tragen würde bis ihre Augen verheilt sind.

Ethan der in der Sonne auf einer Treppe vor dem Krankenhaus saß, blickte ihr lächelnd entgegen und Lou die keine Ahnung hatte, wie ihr Freund eigentlich aussah, hatte eine Vermutung. Ihr stockte der Atem als sie den großen, muskulösen und mit Tattoos übersäten Junge sah der ihr entgegen lächelte. Er war es. Sie wusste es und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Ethan.

Ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln und dann stürzte sie los, auf den Jungen zu der sie so sehr liebte und sie immer wieder retten würde.

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