Kapitel 44

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Ethan

Ich kauere solange mit ihr in meinen Armen auf dem Boden, bis sie sich beruhigt hat und keinen Mucks mehr von sich gibt. Ich weiß nicht genau um was es da unten vorhin ging, doch eins ist ganz klar: ich lasse ihren Vater nicht nochmal an sie heran. Er macht sie kaputt. Er tut es nach zwei Jahren immernoch und wird es auch weiterhin machen. Es geht einfach nicht in meinen Kopf, wie jemand so sein kann. Sie ist seine Tochter, sein Fleisch und Blut, man sollte doch meinen das sie das wichtigste in seinem Leben sein sollte. Ich verstehe nicht wie man in so einer schweren Zeit seine Frau und sein Kind verlassen kann.

Ich würde sie nie verlassen.

"Lou." flüstere ich an ihre Haare, doch sie zuckt nicht. Ihre Atmung geht ruhig und ihre Augen sind geschlossen. Langsam stehe ich auf und ziehe sie mit hoch. Mit einem Arm unter ihren Knien, hebe ich sie hoch und trage sie zu ihrem Bett. Dort lasse ich sie vorsichtig in die Kissen fallen. Unschlüssig ob ich ihr ihre Hose ausziehen soll, stehe ich neben dem Bett und beobachte sie.

Sie schläft wie ein kleiner Engel auf seiner Wolke. Mein Engel. Wie konnte ich das nur damals tun ? Wie dumm konnten Chris und ich eigentlich sein ?

Als ich nach einer Weile aus meiner Starre aufwache, entscheide ich mich doch dafür, sie aus der engen Jeans zu befreien. Ich lege die Hose ans Fußende und lege mich neben Lou. Ich streiche ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und fahre mit dem Finger über ihre weiche Haut. An ihrer Schläfe unter den Haaren, entdecke ich eine ziemlich große Narbe. Langsam fahre ich auch über die.

Bilder schießen mir in den Kopf. Bilder die ich vergessen wollte, doch ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf.

Ich ziehe meine Hand aus ihren Haaren und lege mich seufzend auf den Rücken. Ich raufe mir übers Gesicht und durch meine Haare. Langsam stehe ich wieder auf und begebe mich auf den Balkon. Die Tür schließe ich hinter mir und hole meine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche. Irgendwann muss ich ihr die Wahrheit sagen. Muss ihr sagen was ich getan habe, ich muss es  ihr zumindest versuchen zu erklären. Ich muss es einfach tun, sonst zerbreche ich daran, jedes Mal wenn ich in ihre Augen schaue.

Auch wenn sie mich nicht mehr lieben wird. Auch wenn sie mich verlässt.

Ich stehe am Balkongeländer und blasse den Rauch aus meinen Lungen. Die Dämmerung legt sich langsam über die Stadt und es wird deutlich kühler. Doch ich spüre aufeinmal ihren warmen Körper an meinen und wie sie die Arme um mich schlingt. Sie lehnt sich nur an mich, sie sagt nichts, wir stehen einfach so dort, in der Dämmerung auf ihrem Balkon.

Als ich mich in ihren Armen drehe um sie anschauen zu können, stelle ich fest das ihre Augen immer noch geschlossen sind. Es scheint als würde sie im stehen schlafen, so entspannt wirkt sie.

Nur in ihrem Tshirt steht sie vor mir. Kurzerhand packe ich ihre Oberschenkel und hebe sie auf meine Hüfte. Ich trage sie zurück in ihr Bett und lege mich zu ihr. Sie legt sich auf mich und ich schlinge meine Arme um sie.

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