Kapitel 25

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Als ich aufwache sind wir mitten in den Alpen bei einem wunderschönen Sonnenuntergang.

Wir sind so spät dran, weil auf der Autobahn ein Unfall war und wir sehr lange im Stau gestanden sind.

Weil es so langweilig war, bin ich eingeschlafen.

Ich sehe Laura lächeln, als sie meine Regung bemerkt und sie sagt, dass ich auch weiterschlafen könne.

Ich befolge ihre Aufforderung und lehne mich wieder an das Autofenster.

"Elena, aufwachen", flüstert mir Laura zu und ich löse mich von der gemütlichen Fensterscheibe, "willst du mit rein gehen, ich habe Hunger."

Ich brumme zustimmend und steige langsam aus.

Ich humpele in das erleuchtete Haus, ich kann wieder einigermaßen auftreten.

Die Jungs haben versprochen meine Krücken in das Krankenhaus zurückzubringen, da diese nur eine Leihgabe waren.

Meine Eltern haben extra einen Termin bei unserem Hausarzt ausgemacht, der sich das Gelenk anschauen soll, morgen fahre ich zu ihm.

Die kühle Nachtluft lässt mich relativ schnell wieder wachwerden und wir essen eine Kleinigkeit.

Natürlich kann man von einer Autobahnraststätte kein Sterne-Menü erwarten, doch es schmeckt überraschenderweise sogar sehr gut.

Wir fahren weiter und hören Musik.

Wir beschließen, dass Laura mich nur heimfährt und das Gepäck morgen vorbeibringt.

Also bedanke ich mich bei ihr, als ich aussteige und humpele zur Haustüre.

Dort will ich gerade leise den Schlüssel ins Schloss stecken, da es schon sehr spät ist, als ich plötzlich ein lautes Geräusch und ein Fluchen höre.

Ich erschrecke unglaublich und drehe mich um.

Als ich die Stimme erkenne, die immernoch flucht, atme ich erleichtert auf und schalte das Licht meines Handys ein.

Mein Bruder Sandro torkelt auf mich zu und lallt: "Mach das Licht aus, das blendet."

"Jaja, stell dich nicht so an, wenn du dich so zulaufen lässt, musst du das aushalten", sage ich und muss grinsen.

"Oh, äh Elena?"

"Ja, ich bin wieder da, schön, dass du dich erinnerst, aber jetzt komm mit rein und sei leise."

Ich schließe die Tür auf und ziehe ihn in den Flur.

Ich nehme den vertrauten Geruch des Hauses in mich auf und freue mich auf mein gemütliches Bett.

Also hüpfe ich die Treppen hoch, wünsche meinem Bruder eine gute Nacht und falle sofort in einen tiefen Schlaf.

*

Ich wache auf und strecke mich.

Mein Wecker zeigt halb elf Uhr und ich dusche mich und ziehe mich an.

Dann gehe ich runter in die Küche, wo mich meine Eltern in eine Umarmung ziehen.

"Schätzchen, schön, dass du wieder da bist. Wir haben dir Frühstück gemacht, dann kannst du uns gleich alles erzählen."

Also lasse ich mir das Essen schmecken und erzähle meinen Eltern alles.

Den Teil mit Leon lasse ich vorerst aus, zuerst muss alles geklärt werden.

Es war schön, wieder zuhause zu sein.

Die Hälfte der Ferien war bereits um, in drei Wochen komme ich in die 11. Klasse.

Doch das ist wie gesagt erst in drei Wochen und die Zeit bis dahin wird genossen!

Meine Gedanken werden durch ein Klingeln unterbrochen und meine Mutter kommt mit Laura in die Küche.

"Hey, Elena, schon lange nicht mehr gesehen", sagt Laura ironisch und lacht.

Ich lache mit und stehe auf, um das Gepäck zu holen.

"Passt schon, Elena, bleib sitzen", brummt mein Vater und erhebt sich.

Als meine Mutter dasselbe sagt und Laura auch, bleibe ich widerwillig sitzen und fahre mein Frühstück fort.

Dann hört man von oben Türen schlagen und schlurfende Schritte, Sandro kommt die Treppe herunter.

Er murmelt etwas unverständliches und holt sich eine Tablette aus dem Schrank.

Ooh, der Arme, hat er wohl zu viel getrunken...

Schadenfroh muss ich grinsen und schon kommen meine Eltern und meine beste Freundin und tragen mein Gepäck in mein Zimmer.

Laura bleibt noch ein bisschen und fährt mich dann um zwei Uhr zum Arzt.

Dieser gibt mir eine feste Bandage und Sportverbot.

Den See soll ich oft besuchen, weil das Gelenk beim langsamen Schwimmen am wenigsten belastet wird.

Wird gemacht, mit Vergnügen.

*

Der gestrige Tag verlief nicht mehr so spektakulär.

Ich packte meinen Koffer aus und bin früh schlafen gegangen, um für den Tag gewappnet zu sein.

Ich werde mich mit Finn treffen.

Mit einem normalen Sommerkleid bekleidet mache ich mich also auf den Weg in die Eisdiele, in der wir uns vor drei Wochen versöhnt haben.

Da wusste ich noch nichts von Leons Existenz.

Wie wird Finn reagieren, wenn er mich sieht?

Wird er sehr sauer sein und mich anschreien, wird er schweigen und mir nicht in die Augen schauen, wird er gleich garnicht auftauchen...

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir, drehe mich um und sehe etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hätte...

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt