Kapitel 26

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Da kommt Finn mit einem strahlenden, triumphierenden und ziemlich überheblichen Grinsen auf mich zu.

Seine Augen strahlen.

Ist das das Gesicht, das mich vor ein paar Wochen noch so aus der Fassung gebracht hat?

Sind das die strahlenden grünen Augen, in die ich mich verliebt habe?

Im Moment sehe ich nicht den Finn, der mal mein Freund war.

Ich sehe einen mir völlig fremden Finn.

Äußerlich sieht er aus wie immer, doch das Verstörendste an seinem Anlick ist nicht er, sondern die kleine Blondine, um die er den Arm gelegt hat.

Und das ist leider keine Einbildung.

Sie könnte hübsch sein, wenn ihr Gesicht nicht so mit Schminke vollgepflastert wäre und sie etwas anhätte, das mehr Haut bedeckt.

So sieht sie nämlich aus wie so eine Tussi, die sich jedem an den Hals wirft.

Wahrscheinlich ist sie das auch, wenn sie schon nach so kurzer Zeit mit Finn zusammengekommen ist.

Es ist gerade Mal eine Woche her, dass er mich abserviert hat.

Wenn er meint...

Mittlerweile sind sie an dem Zweiertisch angekommen, den ich ausgesucht habe und deswegen setzt sich das Blondi ganz dreist auf seinen Schoß und lächelt mich, wie schon die ganze Zeit, von oben herab an.

"Hey Elena, darf ich dir meine neue Freundin Mona vorstellen?", fragt Finn mich mit einem herausfordernden Unterton in der Stimme.

Das lasse ich mir nicht bieten.

"Schön dich zu sehen Finn, wie ich sehe hast du schnell einen Ersatz für mich gefunden. Mein Freund ist gerade noch im Urlaub, aber ich stelle ihn dir nächste Woche liebend gerne vor", säusele ich zuckersüß und stelle triumphierend fest, dass Finns Augen sich auf einen Schlag verdunklen und Wut in seinem Blick hervorblitzt, jedoch hat er sich schnell wieder gefangen.

Das Blondi auf seinem Schoß hat in der Zwischenzeit einen Eisbecher für sie und Finn bestellt, wahrscheinlich kann sie unserem Gespräch aufgrund ihres zu niedrigen IQs nicht folgen, obwohl unsere Konversation in keinster Weise anspruchsvoll ist.

Fies, ich weiß, aber ich bin im Moment echt noch etwas schockiert.

Vor ein paar Tagen, ich glaube es war Freitag, hat Emma, Finns und meine gemeinsame Freundin, noch geschrieben, dass er total niedergeschlagen sei, rote Augen mit Schatten darunter habe und es bereue, mit mir Schluss gemacht zu haben.

Und fünf Tage später hat er eine Neue?

Früher hat sich Finn darüber lustig gemacht, dass die ganzen Badboys an unserer Schule ständig neue Tussis haben, die sich an sie ranmachen und dann zieht er selber so etwas ab?

Natürlich ist da auch etwas Schmerz in meinem Inneren, ich meine, das ist der Junge in den ich zweieinhalb Jahre verliebt war, anscheinend kann seine Liebe nicht so stark gewesen sein, wenn er mich durch die nächstbeste austauschen kann.

Was redest du eigentlich, du bist ja auch nicht besser, kaum bist du in einem anderen Land, verdrehst du einem Jungen den Kopf und betrügst deinen Freund mit ihm!

Meine innere Stimme hat leider sowas von Recht...

"Elena... Elena?!", ruft Finn und fuchtelt mit einer Hand vor meinem Gesicht rum.

"Hm, was?", frage ich verwirrt, ich habe nichts mitbekommen.

"Was du bestellen möchtest, hat der nette Herr hier gefragt!"

Oh, da steht tatsächlich ein Kellner und sieht mich abwartend an.

"Nichts, danke, ich möchte das junge Glück hier nicht stören, man sieht sich", rufe ich und stehe hektisch auf.

Ganz sicher werde ich hier nicht mit meinem Ex und seiner neuen Geliebten Eis essen, bin ich denn bescheuert?!

Finn grinst mich böse an, als ich ihn zum Abschied zunicke und gibt seiner 'Freundin' einen innigen Kuss auf den Mund.

Ekelhaft.

Ich wende mich abrupt um und stolpere fast über den Kellner von vorhin, bevor ich mich fast im Laufschritt auf den Weg zu Laura mache, das muss ich ihr sofort erzählen!

An dem Haus angekommen, in dem sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder wohnt, klingele ich.

Ich kenne ihre Familie schon seit ich in der Grundschule war und verstehe mich super mit ihnen.

Ihr Bruder Jonas ist drei ahre älter als ich und hat, bevor ich mit Finn zusammengekommen bin, ein Auge auf mich geworfen.

Ich habe ihm damals klar gemacht, dass ich sicher nichts von ihm will und er hatte in der Zwischenzeit schon viele andere.

Jonas öffnet mir die Tür und sieht mich überrascht an, bevor er mich dreckig angrinst.

Ich verdrehe meine Augen und frage ihn, ob Laura da ist.

"Elena, schon lange nicht mehr gesehen. Laura ist bei ihrem Freund, aber ich bin ja da. Ich habe gehört, du bist wieder single?"

Oh nein, jetzt geht das wieder los.

"Ich habe jetzt überhaupt keinen Bock auf deine Scheiße, Jonas", sage ich und drehe mich um, um zu gehen.

"Da hat aber Eine gute Laune, bis bald mal."

Wer's glaubt.

Da der Tag schon schlimm genug war, bemühe ich mich um Schadensbegrenzung und wähle eine Beschäftigung, bei der ich so wenige Menschen wie möglich treffen muss.

Zuhause angekommen lege ich mich auf die Liege in unserem Garten, mit einem Buch und einem kalten Getränk.

Das geht auch eine Weile gut und ich bin wieder entspannt, als mein Bruder durch die Terassentür kommt und sich auf meine Liege setzt.

"Ich habe gehört, Finn hat mit dir Schluss gemacht, wie ist denn das passiert?"

Oh Mann, warum muss ich so einen neugierigen Bruder haben!

"Das geht dich garnichts an, verstanden?!", fauche ich ihn etwas unfair an, doch das ist mir schon genug für heute.

Er hebt abwehrend die Hände und verschwindet ins Haus.

Ich stöhne auf und nehme mir wieder mein Buch zur Hand, nur meine Gedanken an Leon heitern mich gerade etwas auf.

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt