Kapitel 50

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Mit den Umständen entsprechend ausgelassener Stimmung kommen wir in Lauras Zimmer an und machen uns sofort singend und tanzend bettfertig.

Es ist zwar eine erzwungene, aber trotzdem echte Übernachtungsparty.

Naja, mit dem besten Freund von Lauras Freund als Zusatz im Bett an der gegenüberliegenden Wand, aber der ist wenigstens noch nicht da.

Unser kleines Konzert beendet steigen wir nacheinander in das Bett und zwängen uns kichernd unter die gemeinsame Decke.

Ich komme mir vor wie bei der Lesenacht in der Grundschule oder den Schullandheimaufenthalten vor ein paar Jahren, da war die Welt noch in Ordnung.

Als ich Laura an dem Vergleich teilhaben lasse, muss sie nur noch mehr lachen und deswegen überhören wir fast die energischen Klopfer an der Zimmertür.

"Geh du, ich will nicht aufstehen", bringt Laura nach Luft schnappend hervor und so bewege ich mich torkelnd zur Tür.

Wenn man eine beste Freundin hat, braucht man gar keinen Alkohol und ist trotzdem in dem gleichen Zustand.

Ich halte mich an der Türklinke fest und krümme mich von Lachern geplagt, als ich die Tür öffne.

"Aaah, Benedikt."

Mit hochgezogener Augenbraue sieht er mich an.

"Elena?"

"Ja, das bin ich, schön, dass du meinen Namen kennst."

Immernoch lachend taumele ich zurück zu Laura ins Bett, die sich auch noch nicht eingekriegt hat und deswegen nur die Hand hebt, um Benedikt zu begrüßen.

"Seit wann habt ihr Alkohol auf eurer", sagt Lauras Zimmerpartner und deutet fragend auf die Unordnung von Koffern und Kleidung neben dem Bett und uns beide darin, "chaotischen Übernachtungsparty?"

"Kein Alkohol, nur Spaß", lachen wir uns weiter tot.

"Aha."

Jetzt tut mir Benedikt fast schon Leid, wie er da verwirrt ins Bad geht und sich anscheinend gar nicht mehr auskennt.

Mittlerweile können wir wieder normal atmen und beruhigen uns so weit, dass wir fähig sind, uns die Lachtränen aus den Augenwinkeln zu wischen.

Benedikt kommt wieder aus dem Bad mit seinem T-shirt in der Hand und will sich in sein Bett legen, als er aufgrund meiner Worte sprachlos stehen bleibt.

"Musstest du dir das Elend jetzt wirklich fast eine Woche täglich antun, Laura?"

"Weches Elend?", entgegnet sie und sieht mich fragend an.

"Naja, an seinem Körper muss er eindeutig noch arbeiten", antworte ich ernst und deute auf seinen sehr durchtrainierten und gutaussehenden Oberkörper.

Er hat sogar noch mehr Muskeln als Leon, doch das sage ich ihm nicht, um ihn zu ärgern.

Er sieht an sich runter, als ob er sich vergewissern müsste, dass er noch so viele Muskeln hat, wie er in Erinnerung hat, und dann verzweifelt zu mir.

Als ich in sein - zugegebenermaßen sehr hübsches - Gesicht sehe, kann ich einfach nicht mehr durchhalten und breche in lautes Gelächter aus.

Ich kenne ihn zwar nicht so gut wie zum Beispiel Tobi, aber wir haben schon öfters was mit Tobi und Laura gemacht und uns da gut unterhalten.

Ich hab ihn gerne als guten Freund, weil er kein so übersteigertes Ego hat wie viele andere mit dem Aussehen.

Und ärgern kann man ihn auch gut.

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt