Kapitel 55

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Heute ist Donnerstag.

Vor genau zwei Wochen hatte ich einen Kater und außerdem gesehen, dass Finn dieses verhängnisvolle Bild an Leon geschickt hat.

Zwei Wochen sind es jetzt schon.

Mit kommt es vor wie gestern, ich lebe nur noch passiv und mache aktiv so ungefähr nur das Nötigste.

Auch nach dem Mädelsabend bin ich wieder in dieses Muster zurückgefallen.

Bei Laura konnte ich einfach entspannen, nichts hat mich so stark an Leon erinnert.

Doch dann bin ich wieder heimgefahren und alles ist zum wiederholten Male über mich hereingebrochen.

Als ich das Laura erzählt habe, meinte sie, ich solle alles wegwerfen und auf jeden Fall meine Kette abnehmen, doch auf meinen Einwand, dass ich ja schlecht unseren Garten, das Haus, die Straße und mein Auto entsorgen könne, war sie still.

Das mit der Kette ist auch so eine komplizierte Sache.

Natürlich wäre es angebracht, sie abzunehmen, und das weiß ich auch, aber trotzdem sträube ich mich dagegen.

Ich will an dem letzten Beweis für eine heile Welt festhalten, ich will an Leon festhalten, ich will ihn nicht gehen lassen.

Er bedeutet mir zu viel.

Ein kleiner dummer Teil meines Gehirns ist fest davon überzeugt, dass das mit uns noch etwas werden kann, dass er früher oder später zu mir kommen wird.

Doch der vernünftige Teil und mein komplettes Umfeld rät mir, ihn zu vergessen.

Doch trotzdem überwiegt in schwachen Momenten der kleine dumme Teil und ich kann nichts dagegen tun.

Ich habe mich gestern aus einer Laune heraus und ohne groß nachzudenken dazu überreden lassen, heute mit meinen Freundinnen ins Schwimmbad zu gehen.

Mein Bruder, Lauras Bruder und ein paar Freunde von ihnen sind auch dabei, insgesamt sind wir vier Mädchen und sieben Jungs.

Benedikt ist auch mit dabei, was ein Grund ist, warum ich mich sogar ein kleines bisschen darauf freue.

In einer halben Stunde fahre ich mit meinem Bruder los Richtung Hallenbad.

Ich war schon öfter mit ihm und seinen Freunden irgendwo unterwegs oder habe sie kennengelernt, als sie mal bei uns waren, aber Jonas, Lauras Bruder, macht mir Sorgen.

Er wird so wie so oft an mich ranmachen, aber das kann ich einfach garnicht gebrauchen.

-

Eine Stunde später treffen wir uns alle vor dem Hallenbad im Nachbarort, unser kleines Dorf hat so etwas nicht.

Leon wohnt auch in dieser Kleinstadt, aber ich weiß nicht wo, ich war ja noch nie bei ihm.

Sandro, Jonas und ihre Freunde stürmen sofort johlend in die Halle und Laura und ihr Freund, Marie und ihr Freund und Nina gehen ein bisschen vor Benedikt und mir.

Er hat mir ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert, als er ebenfalls lächelnd auf mich zu gegangen ist.

Wir gehen dein kleinen Berg hinab auf das große Gebäude zu nebeneinander dick in Wintermäntel eingepackt, weil die Temperaturen bereits unter null sind.

Im Keller des Gebäudes ist ein Fitnessstudio und gerade kommen vier Gestalten mit Sporttaschen und ebenfalls dicker Kleidung raus.

Ich bleibe abrupt stehen, als hellblaue Augen meine treffen und sich überrascht weiten, als sie mich sehen, sich dann wieder verengen und sich verdunkeln.

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt