Kapitel 58

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Heute ist der letzte Montag vor den Herbstferien.

Diese eine Schulwoche und die Party am Freitag muss ich durchstehen, um in meine wohlverdiente Pause von diesem Irrenhaus zu starten.

Wegen der Party hat Laura auch eine 'Vollversammlung' der beteiligten Personen einberufen, auch Jonas und Sandro müssen ihrer Meinung nach dabei sein und extra deswegen in die Schule kommen.

Gelangweilt stehen wir also so ziemlich in der Gruppe, mit der wir auch im Schwimmbad waren, auf dem Schulhof und warten darauf, dass Laura uns Aufgeben zuteilt.

Ich habe mich wegen der brillianten Überzeugungskünste meiner Freundinnen dazu überreden lassen, auch dabei zu sein und sogar noch bei den Vorbereitungen mitzuhelfen.

Naja, eigentlich war es purer Eigennutz, sonst hätte ich mit meinen Eltern und deren langweiligen Arbeitskollegen den Abend in einem Restaurant verbracht, in dem es noch nicht einmal Pizza gibt.

"Hey Leute! Ich freue mich ja so, dass ihr mir bei den Vorbereitungen helft!", ertönt auch schon Lauras vor Tatendrang triefende Stimme. "Ich habe schon konkrete Vorstellungen, wie alles ablaufen soll. Ihr müsst selbstverständlich alle in Kostümen kommen, was, ist mir letztendlich egal, es muss nur zu Halloween passen. Es kann auch der typische Vampir oder die typische Hexe sein, hauptsache irgendwas. Dann würde ich die Jungs dazu verdonnern, die betroffenen Räume mit Spinnenweben auszuhängen, Kürbisse aufzustellen, Fledermäuse an die Fenster zu kleben, Bettlaken aufzuhängen und im ganzen Haus Kerzen aufzustellen. Zusätzlich brauchen wir halt noch Tische für die Snacks und die Getränke, wie bei jeder Party. Mädels, geht das, dass jede von uns ein paar Snacks macht? So vielleicht 3 Sorten jeweils? Ich mache zusätzlich noch eine Bowle mit roten Säften, um einen Bluteffekt zu erhalten. Was ihr genau macht, ist egal, hauptsache gruselig. Informiert euch bei Tante Internet, dann kann das garnicht schiefgehen. Was gibt es sonst noch zu sagen? Ach ja, die Jungs müssten noch Getränke holen, aber sonst ist alles gesagt. Ich verlasse mich auch euch!"

Sie strahlt einmal in die Runde, um uns ein Lächeln zu entlocken und schon beginnen alle sich abzusprechen.

Sogar eine WhatsApp-Gruppe wird dafür eingerichtet, auf der Vortschritte beschrieben werden sollen.

Mit einem Grinsen sehe ich zu Laura.

"Ich wusste garnicht, dass das so ein großes Ding werden soll."

"Doch, doch, das wird die beste Party, auf der du je warst! Es müssen nur alle mitspielen und das machen, was ihnen aufgetragen wurde..."

Sorgenfalten treten auf Lauras Stirn und sie sieht mit einem besorgten Blick in die Ferne.

"Ach, das wird schon alles klappen", ermutige ich sie.

Dann klingelt es zur nächsten Stunde und wir machen uns auf den Weg ins Klassenzimmer.

-

Mit konzentriertem Gesichtsausdruck sitze ich vor meinem Laptop und suche nach Halloween-Kostümen, die sicher vor Freitag noch geliefert werden.

Bei einem sehr einfachen und günstigen bleibe ich hängen und bestelle es.

Eigentlich ist es ja egal, wie ich aussehe, ich will nur Laura nicht enttäuschen.

Das Kostüm ist ein Ganzkörperanzug einschließlich Füße, dazu passenden Schuhen, mehr oder weniger Rollkragen und eingearbeiteten Handschuhen.

Der Hintergrund ist schwarz und man sieht das Skelett einer Frau, sodass es den Anschein macht, als würde man nur noch aus Knochen bestehen.

Dann muss man das Gesicht auch noch passend schminken und man ist ein wandelndes Skelett mit Haaren.

Nicht sehr einfallsreich, aber ein gutes Mittel zum Zweck.

Die nächste Seite, die ich offen habe, ist von einem Mottoparty-Service.

Dort hole ich mir Inspirationen für Snacks.

Drei Stück habe ich schon genauer unter die Lupe genommen: eine etwas gesündere Variante mit Bananen mit Schokotropfen als Geister verkleidet und Mandarinen mit Sellerie als Stängel als Kürbisse, Fruchtzwerge mit einem verzierten Keks als Grabstein und Kuchenkrümeln als Erde, die einen Friedhof darstellen, und Würstchen als Finger in einem Ketchup-Blutbad.

Zufrieden mit meiner Auswahl schreibe ich mir eine Einkaufsliste für die nächsten Tage, das Geld bekommen wir dann größtenteils von Laura.

*

In den folgenden Tagen gibt es keinen ruhigen Nachmittag, weil durchgehend auf der Party-Gruppe geschrieben wird und ich Laura beruhigen muss, wenn es nicht so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt hat.

Doch alles in allem klappt alles und wir bewundern jetzt unser fertiges Werk.

Die einzige Beleuchtung kommt von den unzähligen Kerzen, die in allen Räumen verteilt sind, überall hängen Spinnenweben,die Fenster sind mit Fledermäusen und Spinnen dekoriert, Mäuse sitzen versteckt in Ecken, Geister und Kürbisse mit hässlichen Fratzen sind drapiert, die ehemals schneeweißen Tischdecken sind an den Rändern ausgefranste Fetzen und mit blutroter Farbe bespritzt und angemalt, Blutbowle und viele andere Getränke stehen darauf, genauso wie die Snacks, die wir Mädchen gestern in mühevoller und anspruchsvoller Eigenarbeit fabriziert haben.

Die Musikanlage passt auch perfekt in das Gesamtbild, nur wir noch nicht.

Mit zufriedenen Gesichtsausdrücken, aber noch in unseren Alltagsklamotten stehen wir mittendrin und betrachten die getane Arbeit.

"Perfekt, Leute!", quietscht Laura begeistert und die Jungs klopfen sich gegenseitig anerkennend auf die Schultern, während wir Mädchen uns vergnügt angrinsen. "Ich bin stolz auf euch. Aber jetzt, hopp hopp, nach Hause und in zwei Stunden in Kostümen und Feierlaune wiederkommen!"

Voller Vorfreude steigen wir in unsere Autos und fahren wie befohlen nach Hause.

Das vorletzte Kapitel! Übermorgen ist es vorbei, traurig, aber wahr :-)

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt