Kapitel 56

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Danke für 200 Votes! Ihr seid die Besten! :-)
Heute das Kapitel früher als sonst, weil das WLAN gerade so gut ist!

'Halloween-Party bei mir, du bist dabei'

Lauras Zettel empfange ich am Montag in der ersten Stunde.

'Kann ich dir nicht sagen, das sind noch zweieinhalb Wochen'

Verwirrt schiebe ich den Zettel heimlich zurück und sehe sie fragend an.

Wir haben Halloween noch nie so richtig gefeiert, also mit um die Häuser ziehen und 'Süßes oder Saures' verlangen.

Schon garnicht haben wir eine Party geschmissen.

Aber gut, wenn sie meint.

'Ich wollte nur, dass du dir den Termin vormerkst. Dir kann man es auch nicht Recht machen'

Amüsiert schaue ich zu Laura, die mich ebenfalls angrinst.

Aufgrund der warnenden Blicke des anscheinend sehr aufmerksamen Vertreutungslehrers stellen wir unsere Kommunikation ein.

Auf die Party zu sprechen kommen wir auch erst wieder in der Pause mit Nina und Marie.

"Was ist das denn für eine Party?", will ich wissen und schaue Laura abwartend an.

Diese ist sofort Feuer und Flamme und beginnt mit leutenden Augen zu erzählen.

"Also es kommen alle von unseren Freunden und aus unseren Klassen und noch viele, viele mehr, die sind dann alle in schaurig schönen Kostümen verkleidet, als Hexen, Skelette, Mumien oder was auch immer. Zum Essen gibt es Blutbowle und Augen und Finger und sowas halt. Ja, und wie bei einer typischen Party wird getanzt, getrunken, gelacht... Kennst du doch."

Noch nicht ganz überzeugt hake ich weiter nach.

"Wieso denn jetzt auf einmal? Wir haben das doch noch nie gemacht. Was sagen überhaupt deine Eltern dazu?"

"Das wird bestimmt lustig, jetzt, wo wir mehr oder weniger alle volljährig sind. Und meine Eltern fahren in der Woche davor in den Urlaub und kommen die Woche danach wieder zurück, sie wollen das Haus nur so auffinden, wie sie es verlassen, was wir sonst machen, ist ihnen egal."

Völlig begeistert sieht sie mich an, doch besonders beeindruckt bin ich noch nicht.

Ich bin eigentlich gut für Partys zu haben, doch seit Leon mich verlassen hat, ist nichts mehr wie früher.

Der Lebensmut hat mich verlassen.

"Ich überlegs mir mal."

Mit dieser Reaktion hat Laura anscheinend nicht gerechnet, denn sie sieht mich völlig fassungslos an.

"Natürlich kommst du! Das wird die beste Party des ganzen Jahres und du willst sie verpassen? Kein Junge der Welt ist das wert. Nicht einmal Leon."

Nachdenklich sehen mich auch Nina und Marie an, belassen es aber dabei.

Das Thema ist vorerst erledigt.

-

Mein Handyklingelton fängt an zu spielen und ich schaue überrascht auf das Display.

Ich lege meinen Stift weg, mit dem ich bis gerade an den Hausaufgaben gearbeitet habe, mache es mir in meinem Schreibtischstuhl gemütlich und nehme den Anruf einer unbekannten Nummer an.

"Ja, hallo?"

"Hi Elena, hier ist Benedikt! Wie geht es dir?"

Gute Frage, wie geht es mir?

Ich schlafe viel zu wenig, dementsprechend bin ich dauermüde.

Die Gedanken an Leon halten mich wach.

Er verlässt nie meinen Kopf.

Auch in sehr unpassenden Momenten, wie bei Klausuren oder beim Autofahren, spukt er bei mir herum.

Meine Freunde versuchen mich so gut es geht abzulenken, versuchen mich wieder in das Leben eines normalen Teenagers einzuklinken.

Doch ich bin kein normaler Teenager mehr.

Ich bin eine junge Erwachsene mit Liebeskummer, die nicht mehr in das 'normale' Leben zurückfindet, weil sie den Sinn darin nicht mehr sieht.

Was nicht heißt, dass ich mich umbringen will, um Gottes Willen.

Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden, bis ich von mir aus wieder bereit bin, mein altes Leben weiterzuleben.

Nur ohne Finn oder Leon.

Die Trennung von Finn hat mich weit nicht so mitgenommen.

Natürlich hatte ich da bereits Leon, aber ich glaube einfach, am Ende war es nicht mehr das, was ich wollte.

Bei Leon ist das etwas ganz anderes.

Ich war immer auf Wolke 7, auch wenn er nicht da war.

Und jetzt ist alles vorbei, wegen eines eifersüchtigen, dummen Exfreundes.

Einfach nur unglaublich.

"Elena? Bist du noch da?"

Oh, vor lauter Gedanken habe ich völlig vergessen zu antworten.

"Äh, gut, denke ich."

Wieso ruft mich überhaupt Benedikt an?

Und woher hat er meine Nummer?!

Wahrscheinlich von Laura oder Tobi, aber, oh nein!

Ich hoffe nur, dass Laura sich nicht irgendetwas einbildet, dass sie mich mit Benedikt verkuppeln und so auf andere Gedankenbringen kann oder so.

Ich habe doch in der Dusche vom Schwimmbad eindeutig gesagt, dass ich von ihm nichts will.

"Das ist schön, ähm, hast du am Freitag schon was vor?"

Bitte was?!

Seine Stimme ist ganz verlegen, also erhofft er sich etwas von mir.

Soll ich ihm zusagen?

Wie würde das denn dann aussehen?

Wie ein Date?

Wahrscheinlich schon.

Aber ich kann Ablenkung gebrauchen und dann kann ich ihm auch gleich sagen, dass ich nicht mehr als Freundschaft will.

"Nein, noch nicht wieso?"

"Ähm, ich hätte gedacht, ob du vielleicht mit mir Essen gehen willst?"

"Gerne."

"Super! Ähm, wann und wo können wir ja in der Schule klären, oder?"

"Ja, machen wir. Dann bis morgen oder so."

"Ja, ja bis morgen."

Ich kichere über die Unsicherheit in seiner Stimme und sofort überkommt mich das schlechte Gewissen.

Ich hätte ihm nicht zusagen dürfen.

Doch jetzt ist es geschehen und absagen werde ich ihm auf jeden Fall nicht.

*

In der Pause kommt wie erwartet ein schüchterner Bendedikt auf mich zu.

Ich löse mich aus der Gruppe, um ungestört mit ihm reden zu können.

"Hi, ich hätte wegen Freitag an den kleinen Italiener in der Stadt gedacht. Wenn du willst, kann ich einen Tisch reservieren? Auf 7?", beginnt er verlegen und schaut überall hin, außer in meine Augen.

Ich stimme zu und erleichtert stellen wir uns zurück zu den anderen.

Später im Unterricht muss ich den Mädels erklären, warum ich mit Benedikt geredet habe und sie sind anfangs sehr überrascht, doch dann erfreut, weil ich mich auf Ablenkungsversuche einlasse.

Ich erfahre auch, dass Laura meine Nummer nicht an ihn weitergegeben hat.

Ein Sommer ohne ErwartungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt