Alles, was ich geben kann

Kapitel 10

„...wie sie an Hand der Präsentation sehen konnten, würden wir durch die Integration von Bloggern als Designer und folgende Blogtouren der Kollektionen nicht nur den Bekanntheitsgrad des Unternehmens international steigern, sondern könnten auch unser Angebot vielseitig erweitern. Natürlich ist sich die Marketingabteilung darüber im Klaren, dass eine Menge Arbeit mit diesem Projekt verbunden sein wird, aber gemeinsam ist das zu stemmen"
Ich ließ mit einem Klick meine letzte Folie erscheinen und konnte kaum glauben, dass es zu Ende war. Ich hatte meine erste Präsentation bei einem Meeting gehalten und das an meinem dritten Arbeitstag.

„Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.", brachte ich schließlich mit klopfendem Herzen heraus. Ich hoffte inständig, dass ich sowohl bei Mr. Miller, als auch bei Mr. Carstairs einen positiven Eindruck hinterlassen hatte.

„Gibt es noch Fragen?"
Mit diesen Worten stand Mr. Carstairs auf und wir tauschten die Positionen. Ich ließ mich erschöpft neben Mr. Miller nieder. Dieser tätschelte mir mit einem ermutigenden Lächeln auf die Schulter.

War das ein >Gut gemacht!<-Lächeln oder ein >Kopf hoch, sie werden schon nicht gefeuert<-Lächeln?
Nervös rieb ich mir die feuchten Handflächen über meinen Rock.

Das Meeting zog sich noch eine ganze Weile in die Länge, obwohl kaum einer der Anwesenden eine Frage zu meinem vorgestellten Projekt hatte. Aber es kamen noch einige andere Dinge auf den Tisch. Ich hatte meine Aufgabe erledigt und überlegte, ob ich den Raum verlassen sollte, aber die Gespräche und Vorträge waren äußerst interessant und so blieb ich sitzen, um etwas zu lernen.

Es war bemerkenswert, wie Mr. Carstairs das Meeting leitete und dominierte. Ich hatte ihn bereits in den letzten beiden Tagen des Öfteren in seiner Arbeitsumgebung kennengelernt, aber hier war er komplett der seriöse Geschäftsmann, der sich von nichts beirren ließ. Hatte ich mich noch vor drei Tagen gewundert, weshalb seine Familie ihm derartig viel Verantwortung übertrug, wurde mir nun bewusst, dass er diese durchaus verdient hatte. Er war gut, mehr als das.

Ich hing ihm beinahe schon an den Lippen und machte mir gedanklich einige Randnotizen. Die Projekte, die beim heutigen Meeting angesprochen wurden klangen alle sehr interessant, aber ich war mir sicher, dass sie sich keinesfalls alle gleichzeitig durchführen ließen. Dafür hatte die gesamte Belegschaft derzeit genug mit der Fusion zu tun.

„Danke für ihr Erscheinen, meine Sekretärin wird ihnen wie üblich das Protokoll dieses Meetings zuschicken."
Mr. Carstairs schickte noch ein förmliches Lächeln in die Runde. Wie auf ein Zeichen standen alle Anwesenden auf und verließen nach und nach den Raum. Ich begann meine Unterlagen zusammenzupacken und konzentrierte mich darauf so schnell wie möglich hier raus zu kommen. Wenigstens konnte mich Mr. Carstairs dann nicht sofort feuern, falls ihm meine Präsentation missfallen hatte.

Mr. Miller redete noch mit unserem Chef und ich überlegte fieberhaft, ob ich nun auf ihn warten, oder den Raum einfach ohne ihn verlassen sollte. Doch diese Entscheidung wurde mir schon von Mr. Carstairs abgenommen, der mich ansprach.

„Für ihr erstes Mal, war das durchaus zufriedenstellen, Miss... ähm"
Er blickte hilfesuchend zu Mr. Miller. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihm nicht an die Gurgel zu gehen.

Was war denn bitte so schwer daran sich meinen Namen zu merken?!

„Parker", sprang der Abteilungsleiter helfend ein.

„Ach stimmt. Wie gesagt, für ihr erstes Mal, war das eine ordentliche Leistung, Miss Parker."
Hatte ich mir das nur eingebildet, oder hatte er mir gerade zugezwinkert?!
Die Erleichterung machte sich in mir breit. Das war vielleicht nicht das Lob des Jahrhunderts, aber wenigstens war ich keine komplette Nullnummer gewesen.