Kapitel 44

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In den darauffolgenden Tagen verdrängte ich alles. Die Tatsache, dass Mason mich gefeuert hatte, mein Logan-Price-Problem und vor allem Jayden. Auf seine Nachrichten reagierte ich nicht, die zweideutigen Seitenblicke im Büro ignorierte ich und ich sorgte dafür, dass ich abends nicht zuhause war, wenn er sich ankündigte. So verbrachte ich meine Zeit im Krankenhaus, an Bens Seite, bis dieser die Schnauze voll von mir hatte und mich nach einigen Stunden wegschickte.

So viel Zeit miteinander zu verbringen, waren wir beide nicht gewohnt. Ich tat nichts Anderes, als ihn anzuschauen und seiner Atmung zu folgen. Der Anblick, wie sich seine kleine Brust hob und wieder senkte, war beruhigender als alles, was ich kannte.
Es bedeutete, dass Ben am Leben war, dass es ihm gut ging.

Erst Freitag konnte ich mich dazu durchringen Jayden eine Nachricht zu schicken. Wenn ich ihn ignorierte machte ich die Situation zwischen uns nur noch seltsamer und ich brauchte endlich wieder einen Abend, an dem ich mich einfach fallen lassen konnte. Wenigstens war Verlass darauf, dass wir nicht miteinander über die letzten Tage reden würden.

Jayden würde keine Fragen stellen und auch ich würde meinen Mund halten.

Seine Antwort kam schneller, als ich erwartet hatte. Wahrscheinlich saß er in einem langweiligen Meeting und hatte nichts anderes zu tun, als auf seinem Handy herum zu tippen. Vielleicht hatte er aber auch auf meine Nachricht gewartet, schließlich ließ ich ihn seit einigen Tagen zappeln.

Er bot mir an, mich nach der Arbeit mit dem Auto mitzunehmen und dann zu mir zu fahren. Ich überlegte einige Augenblicke, ob ich das Angebot annehmen sollte, schließlich war es sehr riskant. Sollte jemand aus dem Unternehmen sehen, wie ich in sein Auto einstieg würde das zu unangenehmen Gerüchten führen, andererseits würde mir dann die stressige Fahrt in der überfüllten U-Bahn erspart bleiben. Außerdem verließen Jayden und ich das Unternehmen üblicherweise als eine der letzten und sein Parkplatz in der Tiefgarage war einer der verstecktesten.

Seufzend sagte ich zu.

Diese Art der Fortbewegung war einfach um so vieles angenehmer.

Die Autofahrt war still, allerdings nicht unangenehm. Wenn ich mittlerweile etwas gelernt hatte, dann, dass Jayden während er fuhr nicht viel sagte. Es war mir mehr als Recht. Seine Anwesenheit gab mir ein gutes Gefühl, verdrängte die Probleme aus meinem Kopf und ließ mich endlich wieder tief durchatmen.

„Die neue Kollektion war ausverkauft, bevor wir überhaupt die gesamte Bestellung im Lager hatten. Wir werden mindestens noch einmal nachproduzieren, so groß ist die Nachfrage. Ich glaube, es war wirklich Zeit etwas an unserem Konzept zu ändern.", sprach Jayden schließlich, nachdem er seinen Wagen geparkt hatte und wir nebeneinander her zu meiner Wohnung gingen.

Seine Begeisterung zauberte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen.

Zum Glück war wenigstens das gut gelaufen.

Wir gingen so nah aneinander, dass ich Jaydens Wärme spüren konnte, ohne ihn jedoch zu berühren.

„Da hat sich die Arbeit wenigstens gelohnt.", grinste ich, während ich in der Tasche nach meinen Schlüsseln suchte.

„Logan?!"

Sein Name ließ mich erschrocken den Kopf nach oben reißen. Tatsächlich stand er dort vor der Haustür meines Wohnkomplexes, die Hände lässig in den Taschen seiner Anzughose vergraben. Bei seinem Anblick stieg mir Galle die Kehle nach oben.

„Was machst du hier?", zischte Jayden neben mir aufgebracht.
Er stellte sich kaum merklich einen halben Schritt nach vorne, sodass er beinahe schon schützend vor mir stand.

Alles, was ich geben kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt