Kapitel 15

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„Herzlich Willkommen im 24/7! Was kann ich für sie tun?"

Meine Stimme klang künstlich, dessen war ich mir bewusst und auch mein Lächeln hatte wahrscheinlich schon natürlicher gewirkt. Ich holte den Notizblock und einen Stift aus der Tasche meiner Schürze und blickte Surfer-Boy mit meinem gezwungenen Grinsen an.

Er erwiderte dieses mit einem perfekten Zahnpasta-Werbung-Lächeln.

„Das kann ich hier leider nicht laut aussprechen Süße, das ist nicht ganz jugendfrei."

Sein Blick wanderte von meinem Gesicht hinunter zu meinem Ausschnitt, an dem er hängen blieb.

„Caleb!", zischte Carstairs und schlug dem Surfer-Boy hart gegen dessen Oberarm.

„Was denn?! Du hattest deine Chance."
Ich tat so, als hätte ich weder Calebs Anmache, noch die Auseinandersetzung mit meinem Boss mitbekommen, auch, wenn das eigentlich sehr unglaubwürdig war, so laut, wie sie gesprochen hatten. Meinen Blick ließ ich weiterschweifen zu dem Schwarzhaarigen. Dieser bemerkte zum Glück, dass ich seine Bestellung aufnehmen wollte.

„Chicken Wings, bitte."

Während ich ein undeutliches CiWi auf meinen Block kritzelte, wanderte mein Blick bereits zu dem nächsten in der Reihe.

Zuletzt notierte ich Carstairs Bestellung, allerdings, ohne ihm in die Augen zu sehen. Ich wollte möglichst jedem peinlichen Moment aus dem Weg gehen. Mittlerweile erschien es mir, als würde ich mich jedes Mal blamieren, wenn ich meinem Chef gegenüberstand.

Unüblicher Weise ging ich direkt in die Küche, um die Bestellung der Kerle abzugeben. Mir war es einfach unangenehm, dass mein Chef mich so sah.

Was würde er wohl Montag im Büro dazu sagen? War mein Nebenjob ein Grund zur Kündigung?!

Plötzlich machte sich Angst in mir breit. Wie sollte ich ihm erklären, weshalb ich diesen Job überhaupt hatte? Schließlich verdiente ich nun bei D.C. Carstairs & Company eigentlich genug, zumindest, wenn ich nicht die Krankenhausrechnungen eines kranken Kindes hätte zahlen müssen.

„Du bist ja total rot!"
Ich zuckte bei der Stimme meiner besten Freundin erschrocken zusammen. Ich hatte völlig vergessen, dass sie sich ja in die Küche verzogen hatten. Wenn Blicke töten könnten, würde Liv nun mit Atemstillstand auf dem Küchenboden liegen!
„Du bist eine richtig miese Freundin.", brummte ich.

„Warum hast du nicht erzählt, dass dein Chef so heiß ist?"

Mit einem frechen Grinsen stupste sie ihre Schulter gegen meine.

„Weil er das nicht ist!"

Ich musste zugeben, meine Worte klangen nicht wirklich überzeugt. Schließlich hielt ich ihn für ziemlich heiß. Liv wusste das, sie schien aber endlich begriffen zu haben, dass ich einfach nicht über dieses Thema sprechen wollte.

Ich verstand überhaupt nicht, warum mich das alles so verwirrte.

Er war mein Chef und er war attraktiv. Das war Tatsache und sollte mich eigentlich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Professionalität war gefragt. Doch jedes Mal, wenn ich vor ihm stand wurde ich zur Unsicherheit in Person.

Es dauerte nicht lange, da war das Essen meiner Kundschaft fertig. Ich lud mir die fünf Teller auf die Arme und verließ die Küche.

Kaum hatte ich den Hauptraum des Diners betreten, flogen die Blicke der Kerle zu mir oder vielmehr zu ihrem Essen.

Ich starrte angespannt auf den Boden und hoffte einfach nur, dass sie so schnell wie möglich aßen und nach Hause gingen. Nachdem ich die Teller verteilt hatte, holte ich das große Portmonee aus meiner Schürze und warf einen fragenden Blick in die Runde.

Alles, was ich geben kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt