Kapitel 46

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Als ich meine Augen öffnete, machte sich ein unerträglicher Schmerz in meinem Kopf bemerkbar. Auch meine brennenden Augen ließen mich nicht vergessen, wie sehr ich gestern Abend hatte weinen müssen.

Stöhnend rieb ich mir über meine geschlossenen Lieder und hoffte, dass der Schmerz verschwand, doch das tat er nicht. Ich tastete blind nach meinem Handy, welches sich allerdings nicht auf seinem üblichen Platz befand. Noch einmal seufzend öffnete ich meine Augen und schaute zu meiner Überraschung in Jaydens schlafendes Gesicht.

Ich hatte schon beinahe vergessen, dass er die Nacht hier verbracht hatte. Meinen Blick ließ ich über seine sanften Züge wandern, die im Schlaf um einiges jünger wirkten. Ich konnte nicht anders, als die Spitzen meiner Finger über die kleine Falte an seinem Mundwinkel streifen zu lassen. Es war lediglich eine hauchzarte Berührung, doch sie zauberte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Jayden sah so anders und doch so gleich aus, wenn er schlief. Er wirkte weicher, verlor im Schlaf seine leicht arrogante Ausstrahlung, die ich sehr mochte.

Das reicht, Kassia!
Beinahe schon ruckartig zog ich meine Hände zurück und versuchte mich eher erfolglos aus dem Knäul an Beinen und Decke zu befreien.

Wie hatte ich zulassen können, dass meine Gedanken in eine derartige Richtung gewandert waren?!
Ich durfte verdammt nochmal nicht zulassen, dass ich mehr für Jayden als Sympathie und körperliche Anziehung empfand! Wir hatten eine Abmachung, noch dazu war er mein Chef!
„Guten Morgen!", gähnte Jayden plötzlich.

Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass er durch mein Getrampel wach geworden war. Gerade so konnte ich ein erschrecktes Zusammenzucken verhindern.

„Morgen."

Noch immer versuchte ich mich aus meiner Bettdecke zu befreien, doch sie schien hoffnungslos zwischen meinen und Jaydens Beinen verfangen zu sein.

„Wieso hast du es denn so eilig?"
Jaydens Hände umklammerten von einer Sekunde auf die nächste meine Handgelenke und pinnten sie über meinem Kopf auf die Matratze. Seinen Körper schob er bestimmend über den meinen und verhinderte somit, dass ich meine Befreiungsversuche fortführen konnte.

„Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.", antwortete ich ihm.

Auf Jaydens Stirn bildeten sich Falten, als er mich nachdenklich musterte.

„Es ist Samstag. Was hast du denn an einem Samstag für Dinge vor?"

Ich konnte nichts dafür, dass ich mich sofort versteifte. Es war beinahe schon ein Reflex, dass mein Körper bei jeder Konversation, die sich zu nah an das Thema Ben heranwagte, in den Abwehrmodus wechselte. An jedem Samstag besuchte ich Ben im Krankenhaus. Aber das konnte ich Jayden wohl schlecht sagen.

„Dinge eben. Ich muss meine Wäsche machen, meine Wohnung putzen und ein paar Einkäufe erledigen.", zählte ich ihm die Punkte auf, die ich irgendwann vor oder nach dem Besuch im Krankenhaus geplant hatte.

„Oder...", begann er und platzierte kleine Küsse auf meiner Kehle, „... wir verbringen den ganzen Tag..."
Jayden bahnte sich küssend den Weg hinauf zu meinem Mund.

„... in deinem Bett."
Da seine Lippen meinen Mund versiegelten, kaum, dass er seine Worte ausgesprochen hatte, gab er mir keine Gelegenheit ihm zu wiedersprechen.

Bei seinem Talent zu küssen könnte ich ihm ohnehin niemals wiedersprechen!
Zunächst bewegten sich Jaydens Lippen träge auf den meinen, forderten sie beinahe dazu auf, die Führung zu übernehmen. Doch gerade, als ich den Kuss wilder werden lassen wollte, vertiefte Jayden ihn bereits, als hätte er meine Gedanken gelesen. Aber was er da mit mir machte, war so völlig anders, als alles andere bisher.

Alles, was ich geben kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt