Noch mit dem Handy in der Hand, sprang ich auf und kletterte über Jayden aus dem Bett.
„Was ist passiert?", fragte ich besorgt.
Ich konnte Liv durch das Telefon hindurch weinen hören. Es zerriss mir beinahe das Herz, sie dermaßen aufgelöst zu erleben.
„K-Komm bitte ei-einfach her.", flehte sie, gefolgt von einem tiefen Schluchzer.
„Ich bin so schnell da, wie ich kann."
Ich versuchte meine Stimme nicht allzu panisch klingen zu lassen, was angesichts meiner Sorge um Liv, alles andere als einfach war.
Sofort, nachdem meine beste Freundin mit einem gehauchten >Danke< aufgelegt hatte, riss ich meinen Kleiderschrank auf und zog mir hastig die obersten Klamotten heraus. Es war mir egal, was es war, geschweige denn, ob es überhaupt zusammenpasste.
„Kassia, atme erst einmal tief durch und beruhige dich."
Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass auch Jayden aufgestanden war. Allgemein hatte ich ihn völlig ausgeblendet. Seine Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter. In meiner Panik hatte ich überhaupt nicht bemerkt, dass mir bereits Tränen über die Wangen flossen.Etwas unsanft schob ich Jayden von mir fort, um mich rasch anziehen zu können. Ich streifte mir einen schlabbrigen Pulli über, ohne darauf zu achten, dass ich überhaupt keinen BH angezogen hatte. Danach stieg ich auch schon in eine alte Jeans.
„Ich muss los. Meiner... meiner Freundin geht es überhaupt nicht gut. Zieh einfach hinter dir die Tür ins Schloss."
Ich versuchte angespannt, meine Stimme fest klingen zu lassen, aber zu meinem Ärger konnte ich das Zittern in ihr einfach nicht unterdrücken.
Liv weinte nicht grundlos, normalerweise konnte sie nicht einmal ein Kerl dermaßen erschüttern. Es musste also wirklich etwas Schlimmes vorgefallen sein.
Ich wollte gerade aus meiner Wohnung stürmen, als Jayden mich plötzlich am Handgelenk festhielt und mich auf diese Weise stoppte.
„Ich fahr dich.", sagte er bestimmt, während er nach seiner Hose und dem Shirt auf dem Boden griff und Anstalten machte, beides anzuziehen.
„Nein!", stieß ich energisch den ersten Gedanken aus, der mir gekommen war.
Liv gehörte zu dem Teil meines Lebens, der Jayden nichts anging.
„Ich fahre dich hin, lasse dich aussteigen und warte im Auto, bis du weißt, ob du bei ihr bleiben möchtest, oder ich dich wieder nach Hause fahren soll! Ich werde keine Fragen stellen, wie abgemacht."
Für einen Augenblick stand ich einfach nur erstarrt da und überlegte, was ich machen sollte. Mit seinem Auto wäre ich um diese Uhrzeit wesentlich schneller, als mit der U-Bahn, die nachts nicht mehr alle paar Minuten kam.„Kassia, du bist völlig aufgelöst. So lasse ich dich auf keinen Fall um diese Uhrzeit in eine Bahn steigen und alleine durch New York wandern!", redete Jayden bestimmt auf mich ein.
Schließlich nickte ich.
Was sollte schon groß passieren? Er würde Livs Studentenwohnheim von außen sehen und meine beste Freundin nicht einmal zu Gesicht bekommen.Während Jayden sich anzog, tippelte ich ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Ich ließ ihm nicht einmal Zeit, seine Lederjacke zu suchen, sondern hastete aus meiner Wohnung. Er folgte mir rasch.
Als ich die Treppen hinuntereilte, stolperte ich plötzlich und verlor den Halt, nur Jaydens Hand, die ruckartig meinen Oberarm von hinten umklammerte, hinderte mich daran mit dem Gesicht auf dem Boden aufzuklatschen.
„Mach ein bisschen langsamer, mit gebrochenem Genick nützt du deiner Freundin auch nichts mehr."
Obwohl er Recht hatte, konnte ich meine Beine nicht dazu bringen, langsamer zu gehen. Es kam mir vielmehr vor, als würden sie sich noch schneller bewegen. Draußen angekommen schlug mir ein kalter Herbstwind entgegen, der mich frösteln ließ. Ich hätte mir wohl doch lieber noch eine Jacke übergeworfen.
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Alles, was ich geben kann
Romance"Das war gut." Er machte eine kleine Pause, kam mir einen Schritt näher und ich konnte spüren, wie mein Körper sofort begann zu kribbeln. Plötzlich war diese erregte Spannung wieder zwischen uns, die ich am Abend zuvor gespürt hatte. "Das mit u...