„Oh Süße, das tut mir unfassbar leid."
Liv schloss ihre Arme um mich und zog mich in eine tröstende Umarmung. Ich hatte ihr gerade von meinem Gespräch mit Ben am Abend zuvor erzählt. Allein der Gedanke daran verursachte, dass sich ein Klumpen in meiner Kehle bildete und meine Augen feucht wurden.
Als sie mich wieder losließ schenkte ich ihr ein dankbares Lächeln. Der Freitag hatte, nachdem er in der Nacht bei Ben im Krankenhaus mit Toms Tod begonnen hatte, keine gute Wendung mehr genommen. Nachdem ich nur wenige Stunden Schlaf bekommen hatte, war ich mehr als übermüdet im Büro angekommen. Dort hatte nicht nur die To-Do-Liste von Mr. Carstairs auf mich gewartet, nein, auch Mr. Miller hatte mir eine Mail mit Aufgaben geschickt. Meinen Boss hatte ich den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen, da ich mich einschließlich der Mittagspause, die ganze Arbeitszeit über in meinem Büro verschanzt hatte. Das Gute daran, dass Mr. Miller nicht im Haus gewesen war, war, dass Miss Baker heute meine Assistentin gewesen war. Ich hatte ihr also auftragen können die erledigten Dinge in die Chefetage zu bringen, sodass ich ein Zusammentreffen mit Mr. Carstairs erfolgreich umgangen hatte. Ich wusste noch immer nicht genau, wie ich zu ihm stehen sollte. Seine Art verwirrte mich, machte mich wütend und zugleich schüchterte sie mich ein. Ich hatte mal wieder einige Überstunden gemacht, sodass ich lediglich wenige Minuten in meiner Wohnung gehabt hatte, um mich für die Nachtschicht im Diner fertig zu machen.
Freitags Abends fing ich immer erst um Elf Uhr an, dafür ging meine Schicht aber auch bis Fünf am nächsten Morgen. Da allerdings Wochenende war konnte ich wenigstens einmal wieder ausschlafen, bevor ich den Vormittag bei Ben und den Nachmittag erneut im Diner verbrachte.
„Auch, wenn es wirklich traurig ist, ich mag den Gedanken. Es hat etwas Tröstliches daran zu denken, dass das weihnachtliche New York nach dem Tod auf uns wartet."
Wir hingen Beide einen Moment unseren eigenen Gedanken hinterher. Sie hatte Recht. Ich liebte New York während der Weihnachtszeit, es gab nur wenige schönere Orte.Als die Tür des Diners geöffnet wurde, wurden sowohl Liv, als auch ich zurück in die Realität gezogen. Ich zwang mich das Trübsal, das mich erneut gepackt hatte, abzuschütteln und erinnerte mich an mein Vorhaben. Die Trauer und Sorgen um Ben durften nicht mit mir das Krankenhaus verlassen, ich musste außerhalb stark sein, um das alles zu überstehen.
„Kundschaft!", flötete Liv.
Auch, wenn sie sich um einen freudigen Tonfall bemühte, merkte ich ihr an, dass sie meine Erzählung nicht kalt gelassen hatte. Der Mann setzte sich an einen von Livs Tischen, weshalb sie rasch zu ihm ging, während ich zum hundertsten Mal in dieser Schicht den Tresen abwischte. Es war mittlerweile vier Uhr, zu früh für die ersten Arbeiter, aber zu spät für die meisten Partygänger. Nur ab und an verirrte sich eine leicht angetrunkene Gruppe hier her.Nachdem ich den Tresen abgewischt hatte, begann ich dahinter aufzuräumen und zu putzen. Außerdem nahm ich einen großen Schluck meines Kaffees. Ich konnte es überhaupt nicht abwarten nach Hause in mein Bett zu kommen. Allein der Gedanke an die wenigen Stunden Schlaf, die ich in der letzten Woche gehabt hatte, ließen mich erneut Gähnen.
Liv brachte ihrem Gast einen Kaffee to go und kam danach wieder auf mich zu geschwebt. Sie stellte sich neben mich und half mir die roten Servietten in der Diagonale zu falten. Eine Arbeit, die wir normalerweise hassten, doch inzwischen hatten wir jede Ecke im Diner drei Mal geputzt. Servietten falten war besser als nichts zu tun.
Einige Minuten später öffnete sich die Tür erneut und eine ganze Schaar Männer betrat lachend das 24/7. Es war nicht sonderlich schwer zu erraten, dass sie alle mehr als angetrunken waren. Ich betete innerlich, dass es sich um die liebe Sorte Betrunkener handelte, ich hatte einfach keinen Nerv mehr für unhöfliche Grabscher.
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Alles, was ich geben kann
Romance"Das war gut." Er machte eine kleine Pause, kam mir einen Schritt näher und ich konnte spüren, wie mein Körper sofort begann zu kribbeln. Plötzlich war diese erregte Spannung wieder zwischen uns, die ich am Abend zuvor gespürt hatte. "Das mit u...