Kapitel 18

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„Sie wohnen ja tatsächlich hier.", brummte er angewidert.

Die Abscheu, die er diesem Wohnblock entgegenbrachte, war ihm deutlich anzumerken. Ich brachte nicht einmal ein gehauchtes >Hallo< über die Lippen, so geschockt war ich.

Was zum Teufel machte Mr. Carstairs hier?!
„Haben sie geweint?", fragte er plötzlich und holte mich aus meiner Starre.

„Nein!"
Reflexartig wischte ich mir über die Augen. Eine Bewegung, die meine Worte nicht unbedingt glaubhaft machten. Was machte ich mir auch vor, er musste schon blind sein, um nicht zu sehen, dass ich völlig verheult war.

„Aha.", murmelte er nur wenig überzeugt.

Sein Blick glitt zu meinen Füßen, deren Zehen ich immer wieder über den kalten Boden streifen ließ, wanderte meine nackten Beine hinauf zum Bund meines Shirts. Mir wurde plötzlich bewusst, dass es aufgrund des langen Oberteils so aussah, als würde ich keine Hose tragen.

Warum musste mein Chef ausgerechnet auftauchen, wenn ich derart scheußlich aussah?!
Ungeniert ließ er seine Augen weiter meinen Körper hinaufwandern, sofort stellten sich die Haare in meinem Nacken auf und ich bekam eine Gänsehaut auf den Oberarmen. Carstairs Augen weiteten sich etwas, als er auf Höhe meiner Brust angelangt waren. Er starrte definitiv einige Sekunden zu lange auf meinen Busen.

Was sollte das?!

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich überhaupt keinen BH anhatte. Die Feuchtigkeit meiner Haare sorgte allen Übels auch noch dafür, dass mein Shirt an meiner Haut klebte, sodass meine Brüste viel zu deutlich zu erkennen waren. Ich konnte von Glück sprechen, dass es sich um etwas dickeren Stoff handelte, der nicht beim kleinsten Kontakt mit Wasser durchsichtig wurde. Diese Situation war schon peinlich genug.

So ein Mist!
Rasch kreuzte ich meine Arme so vor meiner Brust, dass Mr. Carstairs keine Sicht mehr auf diese hatte.

Schmollte er etwa gerade?!
„Was wollen sie hier?", fragte ich harscher, als ich beabsichtigt hatte.

Mr. Carstairs schien endlich zu akzeptieren, dass ich ihm keinen weiteren Blick auf meinen Busen gewähren würde, weshalb sein Blick wieder hinauf zu meinem Gesicht wanderte. Wenigstens konnte er die Hitze, die mir in die Wangen getreten war nicht sehen, da ich aufgrund meines Weinkrampfes ohnehin feuerrot war.

„Ich muss mit ihnen noch ein paar Dinge für das Wochenende besprechen."

Ohne, dass ich ihn hereingebeten hatte, schob er sich dicht an mir vorbei durch die Tür. Dabei stieg mir sein männliches Aftershave in die Nase.

Seine plötzliche Nähe erinnerte mich an unsere Begegnung im Diner, was meine Knie weich werden ließ.

„Was soll das?", stieß ich mehr als genervt aus.

Ich hatte heute wirklich keinen Nerv mehr, weder für Arbeit, noch für meinen Chef.

Irgendwann musste er mir doch auch meinen Feierabend gönnen!
Carstairs Blick wanderte skeptisch durch meine kleine Wohnung. Ich konnte ihm ansehen, dass meine Wohnsituation nicht seinem Standard entsprach. Sofort wurde mir die ganze Situation unangenehm. Es fühlte sich an, als würde er tief in meine Seele schauen und jeden Zentimeter erkunden, dabei betrachtete er lediglich meine Wohnung.

Ich hatte nicht einmal wirklich viele Sachen, die darauf hindeuteten, was für ein Mensch ich war. Doch trotzdem fühlte sich sein Erscheinen an, wie ein grober Eingriff in meine Privatsphäre.

„Bezahle ich ihnen so wenig?", fragte Carstairs mit hochgezogener Augenbraue.

Dieser Arsch!

Alles, was ich geben kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt