Kapitel 3

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Das kleine Cafe sah von innen noch gemütlicher aus, als von außen. Die kleinen Sitzbänke in den Ecken und die Tische an den Fenstern vermittelten etwas harmonisches. Zwar saßen in dem Cafe nur Erwachsene, das konnte aber auch daran liegen, dass es halb sieben war und die Schüler sich entweder noch Zuhause oder bereits in der Schule befanden. Chris sah sich gerade in dem Cafe um, während er auf seinen Kaffee wartete. Ganz hinten in der Ecke saß ein Mann, der konzentriert auf seinem Laptop herumtippte; an dem kleinen Thresen saß ein älterer Herr, der in einer Hand eine dampfende Tasse und in der anderen eine Zeitung hielt; der Tisch am Fenster war von einer Frau besetzt, die einfach aus dem Fenster schaute und an dem anderen Tisch saß ein Mädchen, das in einem Buch las, neben sich eine Tasse stehen. Chris' Blick blieb an ihr kleben. Es sah so aus, als säße sie schon eine ganze Weile dort und wenn Chris nicht gesehen hätte, dass sie nicht die selbe Kleidung wie gestern trug, hätte er gedacht, sie hätte das Cafe seit gestern nicht mehr verlassen. Erst als der Mann mit seinem Kaffee kam, wandte Chris' den Blick von ihr ab. Er bedankte sich freundlich und ging dann zu Isabelle hinüber. Der Blick, dem der Mann seiner blass türkisen Hose zuwarf, entging ihm dabei nicht. Vorsichtig setzet er sich Isabelle gegenüber, aber die sah nicht einmal auf.

,,Guten Morgen."

Schweigen.

,,Du willst mich also nicht mal begrüßen?" fragte Chris und lachte etwas nervös.

Schweigen.

,,Okay."

Chris lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Isabelle sah immer noch nicht von ihrem Buch hoch. Chris fragte sich, ob es immer noch das selbe Buch wie am Tag zuvor war oder ein anderes. Ihre lockigen Haaren vielen nach vorne, als sie eine Seite weiter blätterte. Eigentlich hatte sie wellige Haare, aber für Chris waren auch das Locken, halt nur etwas größere. Er hatte noch nie verstanden, weshalb Menschen nur die Haare als lockig bezeichneten, die total kleine krause Locken hatten.

,,Ist das immer noch das selbe Buch wie gestern oder ein anderes?" fragte er schließlich. Sie antwortete ihm auch diesmal nicht. Er hatte sich zwar darauf eingestellt, dass es so verlaufen würde, aber ein kleiner Teil in ihm hatte gehofft, dass sie vielleicht doch mit ihm redete. Nach weiteren zehn Minuten klappe sie ihr Buch zu und stand auf. Erst da sah Chris, dass sie ein Kleid trug. Es war oben eng geschnitten, der Rock hingegen ging etwas weiter auseinander und hörte über den Knien auf. Das Kleid war soweit ausgeschnitten, dass das Dekollete frei war, allerdings hatte sie wieder eine Kette um ihren Hals- Ein Band mit einer Blume aus Spitzenstoff, von der zwei kleine Steine hinunterhingen. In ihren Haaren trug sie einen Haarreif mit einer Schleife und ihre Schuhe hatten jeweils eine Blume an der Seite. Beiden Handgelenke zierte ein Armband und, natürlich, alles in schwarz.

Sie nahm ihren Mantel, der ebenso mit Schleifen verziert war und stöckelte auf ihren hohen Schuhen davon. Chris fragte sie gar nicht erst, ob sie in seinem Auto mitfahren will- Er wusste sie würde eh ablehnen oder besser gesagt nicht antworten.

Nachdem er etwas resigniert seinen Kaffee ausgetrunken und das Cafe verlassen hatte, schloss er sein Auto auf und fuhr die kurze Strecke zur Schule. Am Parkplatz angekommen, warteten wie jednen anderen Tag auch Mike, John, Sebastian und die ganzen anderen auf ihn. Diesmal zögerte er allerdings nicht auszusteigen. Schon auf dem Weg zu ihnen zog er bereits wieder seine Jacke aus, die er samt Tasche Mike in die Hand drückte. Chris sah wie ein Junge aus der Gruppe ihn genauer musterte. Dabei war er gar nicht viel anders gekleidet als sonst: Er trug eine blass türkise Hose, ein weißes T-Shirt mit Kragen und dazu eine Fliege in dem selben Farbton wie seine Hose.

Ihm blieb nicht viel Zeit weiter über den seltsamen Blick des Jungen nachzudenken, da er von Sebastian und John gepackt wurde und wenige Sekunden später wieder im Müllcontainer landete. Diesmal lag er auf irgendwelchen Plastiksäcken und wenn er ehrlich sein sollte, wollte er auch nicht wissen, was sich in ihnen befand. Zumindest stanken sie nicht. Heute war wieder einer der Tage, bei denen Chris eine Weile in dem Container liegen blieb. Er starrte hinauf in den Himmel und musste feststellen, dass er sehr grau aussah. Es würde wohl noch Regen geben. Plötzlich regte sich etwas neben ihm, sodass Chris vor Schreck zusammenzuckte.

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