Chris wusste nicht so recht, was ihn erwartete, wenn er das Cafe betreten würde. Isabelle hatte nicht mehr auf seine Nachricht geantwortet und soweit er den Vorfall von gestern einschätzen konnte, wäre es ein guter Grund für sie nicht zu erscheinen. Doch als er das Cafe betrat und der Mann hinter dem Tresen ihn freundlich anlächete, wusste er schon, dass sie dort war. Und tatsächlich saß sie an dem Tisch mit Tee und Buch, so als wäre alles wie immer. Aber was hatte er eigentlich erwartet? Es war selbstverständlich gewesen, dass sie den nächsten Tag ihren Gewohnheiten nachging und so tun würde, als wäre nie etwas passiert. Aber vielleicht war die Sache von gestern auch etwas normales für sie; vielleicht gehörte das zu ihrem Leben. Zumindest wirkte es auf ihn so, als wüsste sie damit umzugehen. Chris setzte sich ihr gegenüber, traute sich allerdings nicht, etwas zu sagen. Er hatte den Eindruck, dass die Anspannung wiedergekehrt war, die sie vor ein paar wenigen Wochen verloren hatte. Sie drehte an einer ihrer langen dunklen Haarsträhnen herum, etwas das Chris noch nie bei ihr gesehen hatte. Einen Moment dachte er darüber nach, ob ihm das vorher bloß nie aufgefallen war, kam aber schnell zu dem Entschluss, dass sie soetwas eigentlich niemals getan hatte. Es war genau diese Kleinigkeit, an der er bemerkte, dass es ihr doch nicht gut ging und die Sache doch so schlimm war, wie er anfangs vermutet hatte. Da das Zupfen an ihren Haaren das Äußerste war, dass sie tat und auch jemals getan haben wird, war es schwer ihren Gemütsstand einzukalkulieren.
,,Guten Morgen." sagte sie so plötzlich, dass Chris unmerklich zusammenzuckte.
,,Guten Morgen." erwiederte er unsicher und mit der Situation sichtlich überfordert. Normalerweise wäre das jetzt der Zeitpunkt, bei dem er anfangen würde ununterbrochen zu reden, doch heute war ihm nicht danach. Es schien ihm irgendwie falsch. Stattdessen musterte er Isabelle ganz genau, um vielleicht irgendetwas zu finden, an dem er ihre Gefühlslage festmachen konnte. Aber er fand nichts. Das einzigst Auffällige war ihr breiter schwarzer Haarreif, der mit einer großen Schleife verziert war.
,,Da ich bezweifle, dass du von heut auf morgen gemerkt hast, wie ermüdend dein Leben ist, von dem du mir sonst schon lange erzählt hättest, sollte ich anstandshalber fragen, ob alles in Ordnung ist."
Sie klappte das Buch zu und setzte ihr gespieltes zuckersüßes Lächeln auf, als sie ihn ansah.
,,Also, ist alles in Ordnung?" Ihre Stimme klang ihrem Lächeln entsprechend.
,,Ist mit dir alles in Ordnung?" stellte Chris die Gegenfrage. Sie lächelte weiter, doch der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich. Sie wirkten dunkler und funkelten gefährlich, was Chris dazu veranlasste unruhig mit dem Bein zu wippen. Als sie immer noch nicht antwortete, kam er sich wie damals vor, als er nervös vor ihr saß, während sie ihn angeschwiegen hatte. Er trank einen Schluck von seinem Tee, um ein wenig von der Zeit zu überbrücken, in der sie nichts sagte. Langsam hatte er den Eindruck, sie würde gar nicht mehr mit ihm reden. Sie würde einfach Aufstehen und gehen. Schließlich wurde ihm die Stille zu unangenehm und er sagte das, was ihm als erstes in den Kopf schoss.
,,Willst du heute zu mir kommen?"
Direkt nachdem er die Frage gestellt hatte, spürte er wie sich sein Magen verkrampfte. Die Nervösität wegen der kommenden Antwort (auch wenn sie zu fünfzig Prozent eine unausgesprochene sein konnte) und die Unsicherheit, in die sie ihn versetzte, machten ihn regelrecht verrückt.
,,Nein."
Na das hast du ja toll hingekriegt.
,,Aber es wäre sehr nett, wenn du zu mir kommen könntest."
Das kam unerwartet.
Sie sah ihn abwartend an und zum aller ersten Mal hatte Chris den Eindruck, dass sie ihn wirklich bei sich haben wollte. Er nickte langsam.
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Only a bit differently
Teen FictionEr ist hübsch, modebewusst, hochnäsig und außerdem schwul. Und genau das macht ihn zum Außenseiter der Schule. Sie ist arrogant, herablassend, will eigentlich mit niemandem reden, ist so hübsch, dass sich die Jungen zweimal nach ihr umdrehen und neu...