Kapitel 31

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Chris hatte den restlichen Schultag über versucht Elliot zu erreichen. Er hatte ihm mehrere Nachrichten geschrieben, ihn mindestens zehn mal angerufen und eine wütende Voicemail hinterlassen. Doch weder reagierte Elliot auf die Nachrichten, noch hielt er es für nötig zurückzurufen. Dabei hatte Chris die Dringlichkeit in jeder seiner Nachrichten betont, von der Voicemail ganz zu schweigen (,,Hast du eine Ahnung, was hier gerade vor sich geht?! Könntest du also wohl bitte aufhören dich wie wie ein verdammtes Kleinkind zu verhalten und mir vielleicht sagen, was ich machen soll?! Oder schwing deinen Arsch hierher und unternimm etwas, bevor der dritte Weltkrieg ausbricht!"). Doch Elliot schien nichts davon zu interessieren. Was Chris ehrlich gesagt verwuderte. Elliot, der auf Gedeih und Verderb seine quasi kleine Schwester vor allem beschützen und fernhalten wollte, das sie auch nur im entferntesten verletzen könnte, reagiert nicht, wenn man ihm erzählt, dass sie gerade dabei war ihr Umfeld und sich selbst in Schutt und Asche zu versetzen. Dass Elliot nicht mit ihm redete, okay, ist nicht gerade die feine Art, aber hey, darüber kommt er schon hinweg. Aber ihn selbst dann zu ignorieren, als es um Isabelles Wohlergehen ging, war doch sehr primitiv. Das ließ sich nicht einmal mehr damit entschuldigen, dass er psychisch labil war. Chris war sogar schon so weit in die Verzweiflung getrieben worden, dass er einen kurzen Augenblick darüber nachgedacht hatte Damian anzurufen. Diesen Gedanken verwarf er allerdings schnell wieder, da er zum einen Damian nicht in Unruhe versetzen wollte, sodass der in einen Flieger steigen und innerhalb der nächsten Stunden hier eintreffen würde, wenn es vielleicht doch nicht so schlimm war, wie Chris dachte, und zum anderen hatte er auch ein wenig Angst vor Damians Reaktion. Nein, tatsächlich machte er sich fast in die Hosen bei der Vorstellung Damian konnte von all dem hier erfahren.

Ich habe noch icht entschieden, ob du eine Hilfe bist oder Ärger bedeutest, aber zur Zeit beschäftigst du meine Geschwister so, dass es beiden gut geht, hallte Damias Stimme in Chris' Kopf wider.

Eines war damit völlig klar: Damian würde er nur anrufen, wenn die Situation vollkommen am eskalieren war.

Genervt betrat Chris wieder das Schulgebäude. Er hatte noch ein letztes Mal versucht Elliot zu erreichen, doch vergeblich. Vielleicht überreagiere ich auch nur, dachte Chris. Vielleicht ist es gar nicht so ungewöhnlich und es ist alles in Ordnung mit Isabelle. Vielleicht ist sie einfach nur eine arrogante Zicke. Mit diesen Gedanken im Kopf machte er sich auf den Weg ins Auditorium. Mr. Harris hatte in seiner gewohnten Unorganisiertheit seinen Schülern zwischen Tür und Angel einen Plan in die Hand gedrückt mit den Terminen für die Proben, da der Wettbewerb immer näher rückte. Chris hatte mittlerweile den Überblick darüber verloren, wann die Proben stattfanden und geriet daher immer häufiger in Zeitnot mit seinen anderen schulischen Aufgaben. Im Auditorium angekommen setzte er sich zu Robin und Jenny, die anscheinend schon einen Großteil der Pause dort verbracht hatten.

,,Und hat Isabelle sich schon wieder ein wenig beruhigt?" fragte Jenny höflich. Chris zuckte mit den Schultern.

,,Ich habe nicht mehr mit ihr gesprochen ehrlich gesagt." gab er ein wenig beklemmt zu. Robin zog ein Gesicht, als wollte sie wieder darauf hinweisen, dass sie von Anfang an gesagt hatte, dass Isabelle kein guter Mensch sei. Aber sie sagte nichts. Chris fragte sich, wie schlimm die Stimmung gleich wohl sein würde. Ein Teil des Kurses hatte glücklicherweise nicht mitbekommen, was passiert war, aber dennoch waren ausgerechnet die Leute, die schon seit langem zu seinem festen Freudeskreis gehörten, dabei gewesen, als Isabelle verbal auf Alex losgegangen war. Und zugegeben war er sich gar nicht so sicher, wer alles an dem Tisch gesessen hatte, als Jamie seinen Ausraster hatte. Insgesamt waren sie vierzehn Leute in dem Gesangskurs und von denen, die nicht zu seinen engeren Freunden gehörten, bekam er nicht sonderlich viel mit. Tatsächlich dachte Chris jetzt gerade das erste Mal darüber nach, dass diese Menschen außerhalb des Gesangskurses noch ein Privatleben haben mussten. Wieder einmal schockiert von seiner eigenen Oberflächlichkeit sah er zu wie nach und nach seine Kurskameraden das Auditorium betraten. Alex wirkte wieder ziemlich entspannt und unterhielt sich  mit Sam. Für ihn war das alles vermutlich gar keine so große Sache gewesen, wie für alle anderen. Isabelle betrat als letzte den Raum direkt hinter Katie und Matt. Zu aller Verwunderung schienen die drei sich gut zu unterhalten. Isabelle redete wirklich. Nicht nur nicken oder spitze Bemerkungen. Chris hatte noch nie mitbekommen, dass Isabelle Kontakt zu einem der beiden gehabt hätte. Allerdings war es gut möglich, dass sie Kurse miteinander hatten, schließlich hatte Chris verhältnismäßig wenig Unterricht mit ihr, aufgrund der verschiedenen Schwerpunkte.

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