Chris hatte sich entschieden die Nacht über bei Isabelle zu bleiben. Seine Mutter schien von ihr wohl sehr angetan und hatte daher keine Einwände gehabt. Und seine Sorge, was er nächsten Tag anziehen sollte, existierte nicht, da Isabelle ihm schon vor einiger Zeit einen Haufen neuer Kleidungsstücke hatte besorgen lassen. Der Rest des Tages war wie immer verlaufen: Sie hatten Tee getrunken, zusammen Abendbrot gegessen, sich noch unterhalten bis sie anschließend schlafen gegangen waren. Der einzige Unterschied zu sonst war, dass Chris nicht von Jamie geschwärmt hatte. Er war sich nicht sicher wann seine Empfindungen für ihn nachgelassen hatten, aber Tatsache war, dass sie jetzt Freunde waren und es war gut so.
Als Chris aufwachte war es 4:00 Uhr morgens. Er hörte Musik, die schwach in Isabelles Zimmer drang und drehte sich zur Seite, nur um festzustellen, dass sie nicht mehr dort war. Irgendwie hatte er damit gerechnet. Langsam stieg er aus dem Bett und schlich sich aus dem Zimmer. Im Flur horchte er von wo die Musik kam, wobei er darauf achtete, von niemandem entdeckt zu werden. Nicht, dass er Grund dazu gehabt hätte besorgt zu sein- schließlich tat er nichts Unrechtes- aber er wollte nicht, dass irgendjemand dachte, er würde herumspionieren. Darauf bedacht keinen Ton von sich zu geben, ging er den Flur entlang bis zur Treppe, die in die vierte Etage führte. Je näher er der Musik kam, desto deutlicher konnte er die Instrumente ausmachen, die spielten und hörte sogar ein wenig Gesang. Das Spiel einer Geige war auf jeden Fall deutlich herauszuhören. Nachdem er noch eine Weile weiter umher geirrt war, fand er schließlich den Usprung der Musik. Vor ihm war großer Tanzsaal, dessen Wand ein einziger Spiegel war. Es sah aus wie ein riesiger Ballettsaal. Und genau dort tanzte Isabelle. Nun erkannte Chris auch das Lied zu dem sie tanzte: Shatter me von Lindsey Stirling. Die Art wie sie sich bewegte, drückte so viel Emotionen aus wie Chris sie nur selten bei irgendjemandem gesehen hatte. Wahrscheinlich versuchte sie über das Tanzen ihre Emotionen loszuwerden, weil sie nie darüber redete. Sie wirkte wie ein Engel, wenn sie auf ihren Spitzenschuhen ihre Drehungen machte und fast lautlos über den Boden glitt. Chris warf ihr noch einen letzten Blick zu, dann machte er sich wieder auf den Weg in ihr Zimmer. Wenn sie sich nachts aus dem Zimmer schlich, um zu tanzen, wollte sie sicherlich alleine sein und diesen Wunsch respektierte er.
Wieder in ihrem Zimmer überlegte Chris, ob er sich noch einmal hinlegen sollte oder nicht. In einer Stunde müsste er so wie so wieder aufstehen und wenn er schon wach war, konnte er es auch gleich bleiben. Mit einem Blick aus dem Fenster stellte er fest, dass es regnete.,,Na, Lady Boy, schleichen wir nachts etwa herum?" erklang Elliots Stimme hinter ihm. Normalerweise hätte Chris sich entspannt umgedreht und einen genervten Gesichtsausdruck aufgesetzt, aber irgendwas an Elliots Stimme klang anders. Sie war bissiger als sonst. Dieser Eindruck bestätigte sich, als Chris sich weniger gelassen umdrehte und Elliot ihn mit einem gefährlichen Blick betrachtete.
,,Nein. Ich- Ich bin nur von der Musik wach geworden." sagte Chris ein wenig verunsichert.
,,Und da dachtest du dir, du könntest ihr vielleicht einfach folgen, dabei durchs Haus schleichen und Isabelle beobachten?"
,,Ich weiß nicht so recht, was dein Problem ist." gab Chris ehrlich zu.
,,Was mein Problem ist?" wiederholte Elliot, wobei er sich vom Türramen abstieß, an dem er die ganze Zeit gelehnt hatte, und ein paar Schritte in den Raum hinein ging.
,,Ich sag dir was mein Problem ist: Ich trau dir nicht. Du kommst von heut auf morgen hier rein spatziert, blickst alle mit deinen so unschuldigen großen blauen Augen an, sodass sogar Isabelle- Ich meine Isabelle- Isabelle, der wirklich kaltherzigste Mensch, den ich kenne, dich schon fast mit offenen Armen empfangen hat und jetzt tauchst du hier immer wieder auf und schleichst nachts herum." Elliot hatte wieder seine einschüchternde Wirkung erhalten, als er so ruhig und dennoch bestimmt sprach, was Chris schon fast ängstlich werden ließ.
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Only a bit differently
Teen FictionEr ist hübsch, modebewusst, hochnäsig und außerdem schwul. Und genau das macht ihn zum Außenseiter der Schule. Sie ist arrogant, herablassend, will eigentlich mit niemandem reden, ist so hübsch, dass sich die Jungen zweimal nach ihr umdrehen und neu...