Kapitel 24

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Chris lag wach in seinem Bett und starrte an die Decke. Wenn man es genau nahm, starrte er in die Dunkelheit seines Zimmers, denn die Decke konnte er gar nicht mehr sehen. Er wusste nicht, was ihn dazu veranlasste so viel nachzudenken und nicht einschlafen zu können. In seinem Kopf spielte er immer wieder Ereignisse vom Abend durch: Die Gespräche mit Marina (Ehrlich, er hatte noch nie einen Menschen getroffen, der so gutherzig und liebenswert war, wie dieses Mädchen), das Rumalbern mit den Jungen, insbesondere Jason, doch am meisten beschäftigte ihn Alex' Verschwinden für zwei Stunden. Nachdem ein paar der Mädchen ihre weniger positive Meinung über Isabelle geäußert hatten, auf Tatsachen gestützt, die sie nicht beurteilen konnten, war Alex ziemlich still und angespannt gewesen. Dann hatte Chris beobachtet, wie er kurz zu Sam und Jamie ging, ihnen etwas sagte und kurz darauf für zwei Stunden verschwand und danach wesentlich ruhiger wieder kam, mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. Was Chirs an dem Abend auch aufgefallen war, waren die Schwierigkeiten mit Robin. Er hatte zwar geglaubt, dass alles wieder einigermaßen in Ordung sei und sie nur eine schwere Phase in ihrer Freundschaft durchmachten, aber so langsam begann er daran zu zweifeln. Nicht nur, dass Robin immer wieder Bemerkungen am Rande gemacht hatte, die ihn auf seine schlechte Wahl von sogannten Freunden hinweisen sollten, sondern auch, dass er plötzlich das Gefühl hatte nicht mehr richtig zu ihr durchzudringen. Es war, als zeigte sie sich ihm gegenüber nur noch so oberflächlich, wie sie es sonst nur vor den eingebildeten Leuten an der Schule tat. Und genau diese Tatsache trieb ihn noch mehr von ihr fort. Es machte Chris sauer, von ihr so behandelt zu werden.
Naja, ihre Entscheidung. Wenn sie der Meinung ist, mich mit diesen selbstgefälligen Idioten gleichsetzten zu wollen, bitte. Wenn mich Isabelle zu so jemanden gemacht hat, ist es eben so. Sie muss ja nicht damit-
Chris' Gedanken wurden durch ein Klopfen unterbrochen. Verwundert runzelte er die Stirn. Hatte er sich das nur eingebildet? Schon wieder ein Klopfen. Nein, eindeutig keine Einbildung. Schnell machte er die kleine Lampe auf seinem Nachtschrank an und rollte sich aus dem Bett. Unentschlossen stand er in seinem Zimmer, da er nicht zuordnen konnte, woher das Klopfen kam.

,,Also ehrlich, Lady Boy, das entspricht nicht gerade meinen romantischen Vorstellungen, die mir seit je her durch den Kopf gehen." erklang die Stimme, die Chris überall wieder erkennen würde. Abrupt drehte er sich um und erkannte eine Sillouette in der Dunkelheit vor seinem Fenster.

,,Was zum-" weiter sprach er nicht, da er zu beschäftigt damit war, das Fenster, welches er wie jede Nacht auf Kipp gestellte hatte, komplett zu öffnen. Als er das getan hatte, kletterte Elliot geschickt hinein und stand nun in voller Pracht vor ihm, wobei das gedämmte Licht der Nachttischlampe seinen Augen einen misteriösen Schimmer verlieh. Unglaubig trat Chris wieder an das Fenster und entdeckte eine Leiter, die soeben von einer unerkennbaren Gestalt weggezogen und davon getragen wurde. Gerade als er sich wieder Elliot zuwenden wollte, um ihn anzumeckern, packte dieser ihn am Arm und zog ihn zu sich heran. Alle spitzen Bemerkungen, die vorher noch durch Chris' Kopf gingen, waren wie weggeblasen, als Elliot ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Langsam führte er sie beide zum Bett, wo Chris rücklinks rauffiel und Elliot über ihn. Chris wusste, dass er sich eigentlich fragen sollte, was Elliot hier tat, aber aus unerklärlichen Gründen kümmerte es ihn nicht. Zumindest augenblicklich nicht, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass Elliot gerade seinen Hals hinab küsste und mit den Händen unter sein T-Shirt fuhr.

,,Sag, wenn du willst, dass ich aufhöre." flüsterte Elliot, woraufhin Chris nur nickte.

Es war vier Uhr als Elliot beschloss aufzubrechen. Mit einem letzten kurzen Kuss auf den Mund verabschiedete er sich von Chris und ging durch die Zimmertür.

,,Wie- Was- Elliot!" rief Chris ihm leise hinterher. ,,Du kannst doch nicht einfach durch die Haustür abhauen! Dich könnte jemand sehen!"

,,Das macht es doch gerade so spannend." erwiederte er und zwinkerte ihm zu, ehe er die Treppe nach unten lief und durch die Küche verschwand. Seufzend schlenderte Chris zurück in sein Zimmer, doch als er Stimmen hörte, blieb er stehen. Es dauerte nicht lange, dann hörte er die Haustür und kurz darauf rannte jemand wie vom Blitz getroffen die Treppe hinauf. Als Finn seinen Bruder im Türrahmen zu dessen Zimmer stehen sah, schubste er ihn hinein und machte die Tür leise hinter sich zu.

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