Chris war sich nicht sicher gewesen in welchen Raum er gehen musste, da zu viele Räume in dem riesigen Gebäude waren, als dass er sich merken konnte welcher sich wo befand. Eigentlich ging es ihm eh nur um einen perfekten Abgang, der ihm seiner Meinung nach sehr gut gelungen war. In dem Raum, den er gewählt hatte, stand ein großer runder Tisch aus Glas mit weißen Stühlen, die alle ordentlich rangeschoben wurden. An der Wand entlang standen Vitrinen, in denen Geschirr, kleine Figuren und Bilder aufgestellt waren. Ein Bild fiel Chris besonders auf. Es zeigte drei Kinder und drei Erwachsene. Chris erkannte die Frau ohne Schwierigkeiten- Isabelles Mutter, Elisabeth. Sie trug ein dunkelblaues Kleid und hatte ihre pechschwarzen Haare zu einer hübschen Frisur gesteckt. Der Mann neben ihr hatte dunkelbraue Haare und, soweit er es auf dem Bild erkennen konnte, auch braune Augen. Er trug eine Anzughose und ein weißes Hemd, das allerdings nicht mehr in der Hose steckte. Vielleicht war er gerade von der Arbeit gekommen und hatte sein Jacket und die Krawatte ausgezogen, überlegte Chris. Weiter ihm Vordergrund hüpfte ein kleines Mädchen in einem lilanen Kleid. Es sah so aus, als würde sie auf den Jungen zuspringen, der ihr die Hände entgegen hielt. Er hatte weißblonde Haare, woraus Chris schloss, dass es sich um Elliot handelte. Etwas weiter rechts von der kleinen Isabelle stand ein Junge, dessen Kleidung schon etwas dreckig war. Er hatte dieselben schwarzen Haare wie Elisabeth. Doch wen Chris nicht zuordnen konnte war der Mann ziemlich abseits. Er wirkte so, als würde er nicht in dem Geschehen drinne sein, sondern es eher beobachten. Er war in einem ordentlichen grauen Anzug gekleidet und hielt ein Glas in der Hand. Während alle auf dem Bild lachten, zierte nur ein schmales Lächeln die Lippen des Mannes. Die Härte, die aus seinen Augen sprach, konnte Chris gar nicht beschreiben.
Erst als Isabelle sich neben ihn stellte, kam er wieder in die Realität zurück. Er sah Isabelle an und schluckte die Frage herunter, die ihm auf der Zunge lag.
,,Das ist dein Bruder, oder?" fragte er stattdessen und deutete auf den kleinen Jungen mit den schwarzen Haaren. Isabelle nickte bloß.
,,Wir sollten dann mal das Schiff anmalen." sagte Chris, dem die Stille langsam unangenehm wurde. Isabelle warf noch einen letzten Blick auf das Bild, dann wandte sie sich ab und setzte sich auf einen der Stühle. Chris sah sie einen Moment an, ehe er sich neben sie setzte.
Die Zeit verging wie im Fluge. Isabelle war gerade dabei die letzten Holzteile des Schiffes mit Klarlack zu bemalen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Elliot hereinkam. Lässig zog er einen Stuhl zurück und setzte sich. Das Glas, welches dem Geruch nach irgendein alkoholisches Getränk beinhaltete, stellte er fast lautlos auf den Tisch. Chris, der gerade aufgestanden war und in der Kiste nach einem dünneren Pinsel gesucht hatte, betrachtete Elliot mit tiefster Abneignung. (Er hoffte inständig, dass der Haufen Stoff, den er in der Hand hielt die Wirkung seines Blickes nicht versaute.)
,,Also..." begann Elliot, wobei er das Wort ersteinmal im Raum stehen ließ. ,,Wie genau habt ihr euch kennengelernt? Oder sollte ich eher fragen, wie du es geschafft hast, dass jemand wie sie dich leiden kann?" Die letzte Frage war direkt an Chris gewandt. Dieser verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah Elliot schweigend an. Erst jetzt, wo er genauer hinsah, erkannte er, dass Elliots Arme von vielen kleinen Narben geziert wurden. Sie fielen gar nicht weiter auf, weil sie so fein waren, und doch hatte Chris das Gefühl, dass sie einmal deutlicher zu sehen gewesen waren und mehr Bedeutung getragen hatten. Als er Elliot wieder in die Augen schaute, schien es Chris, als hätte sich etwas in Elliots Augen verändert, er war sich aber nicht sicher, ob es nicht nur Einbildung war.
,,Ich bin eben ein vertrauenswürdiger, freundlicher, modebewusster und allgemein gut aussehender Mensch mit guten Noten in der Schule. Ich nehme an, bei dir trifft nicht mal die Hälfte von dem zu."
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Only a bit differently
Teen FictionEr ist hübsch, modebewusst, hochnäsig und außerdem schwul. Und genau das macht ihn zum Außenseiter der Schule. Sie ist arrogant, herablassend, will eigentlich mit niemandem reden, ist so hübsch, dass sich die Jungen zweimal nach ihr umdrehen und neu...