Kapitel 35

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Draußen wehte ein leichter Wind und feine Sonnenstrahlen brachen durch die dichte Wolkendecke. Es war ein schöner Tag, um spazieren zu gehen, dachte Chris. Es war Samstag und er hatte sich vorgenommen diesen Tag nur für sich selbst zu nutzen.  Seine Eltern haben vor circa zwei Stunden das Haus verlassen und würden erst Sonntagabend wiederkommen. Irgendein Treffen mit alten Freuden und Arbeitskollegen seines Vaters. Chris hatte um ehrlich zu sein nicht aufmerksam zugehört. Nachdem er Freitag kaum das Zimmer verlassen hatte, war seine Mutter nur wiederwillig aufgebrochen, da sie sich wie immer mehr Sorgen machte, als notwendig war. Noch während sie aus der Tür ging, wiederholte sie zum hundertsten Mal, dass Chris bloß anrufen solle, wenn etwas sein sollte oder er sich nicht gut fühle und im Zweifelsfall Judy kommen würde. Judy war eine ältere, liebenswerte Dame, die im Haus gegenüber wohnte und sich immer gerne um Chris und Finn gekümmert hatte, als sie noch klein waren. Letztendlich hatte Chris es doch noch geschafft, seine Mutter einigermaßen davon zu überzeugen, dass es ihm gut ginge und sie war mit Henry losgefahren, während ihre Söhne von der Tür aus gewunken hatten, bis sie außer Sichtweite waren. Finn, den Chris gleich noch zu seinem besten Freund Ethan fahren würde, war schnurstracks in sein Zimmer gerannt, um seine Tasche zu packen, da er ebenfalls bis Sonntagabend nicht mehr wiederkommen würde. Somit war Chris ein ganzes Wochenende Ruhe vergönnt. Mit Mühe hatte er Freitagabend noch einige seiner Schulaufgaben erledigt, sodass er sich heute nicht damit befassen brauchte. Sie waren zugegeben nicht ganz so ausführlich bearbeitet, wie es für ihn eigentlich üblich war, aber das war ihm ausnahmsweise egal. Er wagte zu behaupten, dass seine Ergebnisse trotzdem besser waren, als die der meisten seiner Kurskameraden. Die Modenschau, die heute stattfand und zu der Isabelle ihn mitnehmen wollte, hatte er auch abgesagt. Zum einen durfte er sie das Wochenende über laut dem Verbot seines Vaters immer noch nicht sehen (was er selbstverständlich hätte umgehen können, da seine Eltern keine Möglichkeit hatten, das zu kontrollieren, während sie weg waren) und zum anderen war sein Wunsch nach Entspannung größer, als seine vorherige Begeisterung. Denn wenn man ehrlich war, würde das nicht die letzte Modenschau sein, zu der Isabelle ihn einladen würde. Und außerdem hoffe er, dass Isabelle sich mehr um Robin und Tina bemühen würde, wenn sie durch seine Abwesenheit gezwungen war, mit ihnen zu reden. Vielleicht stellten die Mädchen ja fest, dass sie eigentlich viel besser miteinander auskamen, als sie geglaubt hatten. Zumindest hoffte Chris das. Über den Socialmedia-Account von Robin konnte er schon sehen, dass die Mädchen sich bereits getroffen hatten. Isabelle schien wieder ganz sie selbst zu sein. in Robins Instagram-Story war ein kurzes Video, auf dem unter anderem Isabelle zu sehen war, wie sie graziös und mit ihrem altbekannten feinen Lächeln am Tisch saß. Dem Hintergrund nach zu urteilen, waren sie wohl noch in der Nash-Villa. Isabelle selber hatte nichts auf ihrem Instagram-Account gepostet. Chris überraschte das nicht, da sie sich generell sehr bedeckt hielt. Ihr Account war privat und wenn Zeitschriften über ihre Familie berichteten, gab es so gut wie nie Bilder von ihr. Was ihn allerdings wunderte war, dass von Isabelles Panikattacke vom Vortag keine Nachwirkungen geblieben zu sein schienen. Hatte sie vielleicht Medikamente genommen? Oder ging es einem wieder gut, sobald die Panik vorüber war? Chris wusste erstaunlich wenig über psychische Erkrankungen, egal welcher Art. Das lag unter keinen Umständen daran, dass er ignorant war. Er musste sich nur noch nie damit auseinandersetzen. In seinem Freundeskreis gab es keinen, der außerhalb der normalen pubatierenden Teenager-Dramen auffällig gewesen wäre. Jetzt fühlte er sich jedoch mit seinem dürftigen Wissen ziemlich schlecht, vor allem nachdem er mehrmals damit konfrontiert wurde. Daher ließ der Entschluss, sich über psychische Erkrankungen zu belesen, nicht lange auf sich warten. Doch das würde er nicht heute tun. Heute würde er Filme sehen, Modezeitschriften lesen, spazieren gehen, ein entspanntes Bad nehmen und neue Kochrezepte ausprobieren.

,,Chrisiiiieee!" schrie sein Bruder von der Treppe aus nach oben. So viel zu Ruhe, dachte Chris.

,,Ich komme ja schon!" antwortete er genervter als beabsichtigt und verließ sein Zimmer. Finn stand unten an der Treppe und musterte seinen Bruder argwöhnisch, als dieser hinunter kam.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 15, 2020 ⏰

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