Kapitel 5

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,,Das ist doch- Also echt jetzt, dass ist so ein- so ein- so ein-"

Chris stolperte völlig aufgelöst Isabelle hinterher, wobei er Schwierigkeiten hatte mit ihr Schritt zu halten. Bei ihren Schließfächern angelangt, drehte sie sich zu ihm um und betrachtete ihn mit erwartungsvollem Blick. Chris' Blick sah nun ziemlich verzweifelt aus, als er erst sie und dann seinen Ärmel ansah. Beziehungsweise das was davon übrig geblieben war. Die ersten zwei Schulstunden waren Chemie gewesen und Chris hatte das Glück gehabt mit totalen Idioten in eine Gruppe zu kommen. Schließlich kam eins zum anderen und ehe er sich versah, verfärbte sich die rote Flüssigkeit blau und eine Flamme schoss empor, die in wenigen Sekunden seinen Ärmel erfasste und ihn auf die Hälfte reduzierte. Jetzt im Nachhinein muss er sich selbst loben doch nicht sein Lieblingsoberteil angezogen zu haben. Trotzdem ist es Schade um sein blaues, perfekt sitzendes, nebenbei bemerkt ziemlich teures und einfach super aussehendes Hemd.

,,Das ist doch echt" er riss die Hände dramatisch in die Luft und schüttelte ungläubig den Kopf, ,,Blödsinn. Es ist totaler Blödsinn!"

Falls er erwartete haben sollte, dass Isabelle ihm antworten würde, hatte er wohl mit noch einer Enttäuschung an diesem Tag leben müssen. Sie sah ihn nur seelenruhig an mit der selben Herablassung in den Augen wie immer. Chris schnaufte aufgebracht, stolzierte die letzten Schritte zu seinem Schließfach und riss die Tür unsanft auf. Isabelle stellte in aller Ruhe ihre Bücher in ihren Spint und schloss ihn dann wieder mit einer Sanftheit, die Chris noch aufgewühlter werden ließ. Zornig holte er eine Tüte aus seinem Schließfach in der sich Wechselsachen befanden. Er kramte etwas darin herum, bis er das blaue T-Shirt mit V-Ausschnitt fand und es grob herauszog.

,,Ich gehe einfach davon aus, dass du hier auf mich wartest." sagte er, während er die Tüte zurückstelle und sein Schließfach zuknallte. Ohne auf eine Antwort zu warten, die er eh nie bekommen hätte, oder sie noch eines Blickes zu würdigen, lief er zu den Toiletten. Als er nach fünf Minuten wieder hinauskam, stand Isabelle tatsächlich noch genau dort, wo Chris sie stehengelassen hatte. Sein zerstörtes Hemd stopfte er in seine Tasche, dann ging er mit Isabelle zum Kunstunterricht. Natürlich saßen schon alle Schüler an ihren Plätzen und hatten ihre Zeichnungen von den letzten Stunden vor sich liegen. Der Lehrer schien gerade im Nebenraum in den Regalen herumzuwühlen, zumindest nach dem Gepolter zu urteilen. Isabelle schnappte sich ihr Bild und setzte sich an einen Platz etwas weiter abseits von den anderen. Chris wusste nicht woher er den Mut nahm, vielleicht lag es daran, dass sie heute mit ihm geredet hatte und verhinderte, dass er in den Müll geworfen wurde, aber er setze sich einfach direkt neben sie. Der Kunstraum war der einzige Raum, der große Gruppentische besaß, wesalb er Chris auch immer freundlicher vorkam. Die anderen Räume wirkten mit ihren Einzeltischen, die im gewissen Abstand zueinander standen, zeimlich streng. Falls Isabelle ein Problem mit seiner Anwesenheit haben sollte, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Sie zeichnete still an ihrem Bild weiter und würdigte den Leuten um sich herum nicht eines Blickes. Chris zeichnete vor sich hin und hoffte, dass dieser Tag schnell zu Ende gehen würde.

Zum Ende der Stunde verkündete ihre Lehrerin, dass jeder sich einen Partner suchen sollte und mit diesem ein Model bauen, welches in einem Zusammenhang mit dem Begriff 'Freiheit' stand. Chris war sich nicht mehr wirklich sicher wie das genau passiert war, aber ihre Kunstlehrerin hatte wohl angenommen, dass Isabelle und er befreundet waren, was ihr wohl sehr entgegenkam, da sie sich sehr auf das Model von ihnen beiden freuen würde, da sie beide so künstlerisch begabt waren. Isabelle hatte schlicht gelächelt und dankend das Kompliment angenommen, wohingegen Chris etwas verloren wirkte. Waren er und Isabelle jetzt eigentlich Freunde? Oder waren sie doch nur Bekannte auf dem Weg zur Freundschaft? Waren sie überhaupt auf dem Weg Freunde zu werden?

Diese ganzen Fragen spukten den Rest des Schultages noch in seinem Kopf herum und als es endlich klingelte, war er zur Abwechslung einer der ersten die den Raum verließen. Als er fast bei seinem Auto angekommen war, wurde er wenig später von Isabelle eingeholt.

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