Kapitel 11

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Chris war froh, als er das Cafe betreten konnte. Draußen goss es in Strömen und er glaubte sogar das ein oder andere Donnern gehört zu haben. Sein Gesicht bis zur Nase in den Kragen seines Matels vergraben und die Hände tief in die Taschen geschoben, ging er zu Isabelle, die entspannt ein Buch las. Das laute Unwetter schien ihr nichts auszumachen. Etwas durchgefroren setzte er sich ihr gegenüber, woraufhin sie den Blick hob. Ein amüsiertes Lächeln formte sich auf ihren Lippen, als sie Chris betrachtete, der seinen Mantel anbehalten hatte und etwas zitterte. Dieser zog eine Augenbraue hoch und setzte seine Diva-Miene auf. Die Bedienung kam und stellte den Tee auf den Tisch, weshalb Chris sich bedankte, aber nur zögerlich den Blick von Isabelle abwandte. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte, seitdem sie bei ihm gewesen war und seine Familie kennengelernt hatte. Es war alles angenehm gewesen. Chris' Eltern mochten Isabelle sofort und unterhielten sich über alles mögliche, fragten sie aber nie nach ihrem Zuhause, da sie von selbst nichts erzählt hatte. Sie hatte lediglich erwähnt, dass sie einen älteren Bruder hat. Finn hingegen hatte sie mit Fragen durchlöchert: Wie sie sich kennengelernt hatten, ob sie einen Freund hat, wie sie in der Schule zurecht kam, warum sie die Schule gewechselt hatte und ob sie Haustiere hat. Isabelle hatte auf jede Frage geantwortet, war bei vielen Fragen aber ziemlich zurückhaltend gewesen.
Chris trank einen Schluck von dem heißen Tee.

,,Willst du heute nach der Schule zu mir kommen?" fragte Isabelle ihn plötzlich, wobei sie ihn nicht einmal ansah. Das Buch schien wie immer interessanter zu sein. Jetzt wurde Chris bewusst, was anders war. Sie war entspannter. Vorher war sie in seiner Gegenwart immer etwas angespannt gewesen und hatte über jedes Wort nachgedacht, was sie zu ihm sagte. Chris stellte die Tasse wieder vor sich auf den Tisch.

,,Gerne."

Glücklicherweise war schon Freitag. Das Einzige, worauf er verzichten konnte, war der Chemieunterricht, da seine Gruppenpartner ziemlich unfähig waren, wenn es um praktische Versuche ging. Chris nahm es ihnen immer noch übel, dass sein blaues Hemd zerstört wurde.

Isabelle klappte ihr Buch zu und schob es zur Seite. Draußen donnerte es wieder, was Chris dazu veranlasste seine Teetasse fester zu umklammern. Isabelle, die diese Geste natürlich sofort bemerkt hatte, zog eine Augenbraue hoch. Chris beachtete sie nicht weiter und trank seinen Tee aus.

Auf dem Weg zur Schule klatschte der Regen nur so gegen die Frontscheibe, sodass die Scheibenwischer einen regelrechten Kampf mit dem Wasser zu führen schienen. Chris fuhr nur noch im Schritttempo, da er kaum noch etwas erkennen konnte und war insgeheim erleichtert, dass der ganze Verkehr sich in diesem Tempo bewegte.

,,Findest du nicht, dass du etwas schneller fahren könntest?" fragte Isabelle irgendwann, während sie aus dem Fester schaute. Chris fragte sich, ob sie das aus Angewohnheit tat oder weil sie tatsächlich etwas sehen konnte.

,,Kannst du hier irgendetwas erkennen?!" entgegnete er leicht aufgebracht.

,,So schwer kann das doch nicht sein."

,,Du hast nicht mal einen Führerschein! Wie willst du das denn beurteilen?"

,,Ich hätte einen, wenn ich ihn bräuchte. Aber das tue ich nicht. Und falls ich einmal nichts zutun haben sollte, weiß ich immerhin was ich machen kann."

Chris verdrehte die Augen. Manchmal vergaß er, dass sie eigenartig war. Nach unbestimmter Zeit kamen sie schließlich bei der Schule an. Unter Isabelles großem Regenschirm sind sie in das Gebäude gelaufen und nun standen sie bei ihren Schließfächern, wo bereits Robin auf sie gewartet hatte, um ihnen mitzuteilen, dass Mr. Harris wieder nicht da ist. Chris musste zugeben, dass ihn das am heutigen Tage nicht störte. Draußen herrschte totales Unwetter und er wäre viel lieber Zuhause in seine Decke gekuschelt und sähe einen Film an, als in der Schule zu hocken. Deswegen: Je früher er dort rauskam, desto besser.

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