Sicht: Legolas
«Tûr! (* Sieg)»
Die Siegesschreie kamen mir entgegen, als ich mich zurück schleppte. Der Rauch belastete immer noch meine Lunge.
«Leggy! Was ist los? Wo bist du gewesen?», fragte Beren, als sie mich sah. Ich hustete erstmal.
«Estel...»
Die Zwillinge und Glorfindel sahen sofort zu mir.
«Was ist mit unserem Bruder?», fragte Elrohir, ging auf mich zu, packte mich an dem Schultern und schüttelte mich. Ich hustete.
«Antworte!»
«Er wurde entführt...»
«Was?! Du hast zugesehen, wie unser kleiner Bruder entführt wird und nichts gemacht?!», fragte Elladan geschockt.
«Ich kam nicht schnell genug nach.», sagte ich.
«Du hast zugelassen, dass sie unseren Bruder entführen!», schrie Elrohir und seine Faust landete in meinem Gesicht.
Ich taumelte rückwärts.
Elrohir wollte nochmal zuschlagen, doch Glorfindel hielt ihn zurück.
Mein Husten fing wieder an und zwang mich in die Knie. Er war schlimmer als zuvor.
«Beren, bring ihn zu einem Heiler. Sein Husten hört sich nicht gesund an.», sagte Glorfindel und es klang ungewohnt kühl.
Beren half mir aufstehen und stützte mich auf dem Weg.
Die Blicke der Elben folgten uns. Die Freude in ihren Mienen war verschwunden.«Was ist genau passiert?», fragte Beren, während wir durch die Gänge gingen. Ihre Stimme klang nicht kalt, aber leicht zweifelnd.
«Ich war eingesperrt. Rauch drang in mein Zimmer und nahm mir die Luft zum Atmen. Ich sah, wie eine Gestalt Estel entführte. Es ist die Gestalt, die auch den Krieg angezettelt hatte. Da bin ich mir sicher.»
«Ich dachte, du hast die Gestalt erschossen.»
«Dachte ich auch, doch ich wusste es nicht.»
Beren nickte. «Erzähl weiter.», forderte sie mich auf.
«Also... Ich habe eine Zeit lang gebraucht um mich zu befreien, dann rannte ich der Gestalt nach. Als ich sie wieder sehen konnte, schlüpfte sie mit Estel durch ein Trümmerhaufen. Ich musste mir wieder erstmal den Weg bahnen. Als ich die Gestalt endlich wieder einholte, war sie fast am Fluss. Ich war fast bei ihr, da verschwand sie. Sie war nicht nur unsichtbar. Sie war weg.», erzählte ich fertig. Beren nickte leicht und schwieg.
Ich fühlte mich schuldig.
Ich hatte die Gestalt mit Estel entkommen lassen und hatte noch nicht mal beim Kampf gegen die Orks geholfen.Wir kamen an. Ein Heiler eilte zu uns und brachte mich zu einem Stuhl.
Der Heilerraum war komplett überfüllt.
Det Heiler untersuchte mich und gab mir dann einen Becher, der mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war.
Ich trank.
Die Flüssigkeit war ungewöhnlich kalt, aber es fühlte sich gut an und meine Atmung wurde freier.Ich blieb sitzen. Beren stand neben mir an der Wand gelehnt. «Meinst du, das war geplant?», fragte sie irgendwann.
«Meinst du, die Orks haben angegriffen, damit die Gestalt Estel entführen kann? Aber warum sollte sie das tun? Warum Estel?»
Ich schwieg erstmal.
Beren hatte recht. Alles nur, um Isildurs Erbe zu entführen. Die Gestalt war eine Dienerin Saurons.
Ich war in Gedanken versunken.
«Leggy, sag doch was.», forderte mich Beren auf. Ich sah zu ihr. «Verzeih, ich habe nachgedacht.», meinte ich.
«Das habe ich bemerkt, aber was hälst du von meiner Theorie?»
«Ich bin mir nicht sicher, aber es sieht so aus.»
In diesem Moment lief Elrond an uns vorbei. «Elrond.», sagte ich und stand auf.
Ich musste es ihm sagen.
«Bleib sitzen, Mellon nin. Du solltest dich ausruhen.», sagte er.
Ich hörte nicht auf ihn und verneigte mich tief. Der Lord war über diese Geste sehr überrascht. «Legolas?»
«Verzeih mir.», sagte ich und sah dann auf. «Du hast doch...», fing er an, doch ich unterbrach ihn: «Dein Sohn, Estel, er wurde entführt...»
«Und unser Prinz hat es nicht verhindert!»
Es war Elrohir, der mit Elladan und Glorfindel den Raum betrat.
Elronds Gesichtszüge entgleisten, doch er fing sich wieder.
Er blieb ganz ruhig. Er schrie nicht. Er war nicht wütend.
Dafür brannten die Zwillinge vor Wut.
«Er hat zugesehen und den Entführer mit Estel entkommen lassen! Er hat noch nicht mal beim Kampf gegen die Orks geholfen. Wo warst du die ganze Zeit?», schrie Elrohir.
«Elrohir, es reicht!», sagte der Lord. «Legolas, erzähl uns, was passiert ist.», sagte er dann noch. Seine Stimme war ganz ruhig. Er beschuldigte mich noch nicht mal.
Ich setzte mich wieder und fing an zu erzählen. Gelegentlich hustete ich wieder.
Elrond nickte, als ich geendet hatte. «Glorfindel, kümmer dich, um die Suche nach Estel.»
Glorfindel nickte und ging los. Die Zwillinge folgten ihm.
Ich stand auf. «Ich helfe mit.», sagte ich.
Elladan sah zu mir. «Nein. Du hast schon genug angerichtet.», sagte er, dann verschwand er durch die Tür.
Ich sank wieder auf den Stuhl und schloss die Augen.
«Was habe ich nur angestellt.», murmelte ich.
Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich sah auf.
Es war der Lord.
«Du hast nichts angestellt. Wenn es stimmt, was du sagst und das wirklich die Gestalt ist, die letztens erst so viele Probleme bereitet hat, können wir froh sein, dass sie dich nicht umgebracht hast. Du weißt, dass sie stark ist und du weißt, dass sie zaubern kann. Ich will nicht wissen, was sie mit dir angestellt hätte, hättest du sie eingeholt. Gib dir nicht die Schuld. Wir werden ihn finden. Ruh dich jetzt aus, Mellon nin.», sagte er zu mir. «Wie kannst du mich jetzt noch einen Freund nennen?», fragte ich. Der Lord lächelte sanft. «Du kannst nichts dafür.», sagte er nochmal, dann ging er.
«Der Lord hat recht.», sagte Beren lächelnd, «Ich geh beim Aufräumen und Aufbauen helfen. Die Orks haben viel zerstört.» Beren ging. Ich blieb noch sitzen, doch lange hielt ich es nicht in dem überfüllten Raum aus.
Ich stand auf und verließ den Raum.
Alle Leute an denen ich vorbei lief, sahen mich kalt an. Alle gaben mir die Schuld an Estels Entführung.
Alle außer Beren und der Lord.
Ich ging zu der Halle des Feuers. Sie war nicht zerstört. Noch nicht mal das Feuer war ausgegangen.
Die Halle war komplett leer. Alle arbeiteten.
Ich suchte mir einen Sessel in der hintersten Ecke und setzte mich.
Hier war kein Blick, der mich strafend ansah. Hier war es ruhig.
Ich lehnte mich zurück und dachte nach. Gelegentlich hustete ich noch.
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Man Le? (Legolas Ff)
Fanfiction"Nichts ist schöner, als ein Leben, in dem man nichts machen muss und trotzdem alles kriegt. So wie ein Prinz!" So denken bestimmt viele, doch das Leben des Elbenprinzen Legolas Thranduilion ist nicht so einfach. Kein Friede-Freude-Eierkuchen. Es is...