Kapitel 30

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Sicht: Legolas

«Das Messer in deiner Brust. Es stammt vom Anor, oder?», fragte der Lord ruhig nach. Ich nickte «Er griff mich an. Ich wurde vom Schatten kontrolliert, weshalb er mich nur außer Gefecht setzen wollte. Doch nachdem ich den Schatten in mir erkannt hatte, konnte ich seine Gedanken und Gefühle von meinen Unterscheiden. Ich erkannte, dass, wenn der Schatten in einem sterbenden Wirt ist, er auch stirbt. Ich bat Anor mich zu töten. Der Schatten bekam dies jedoch mit und befiel Anor, kurz bevor er zu stach.», erklärte ich und deutete auf den Dolch in meiner Brust. Ich wollte nicht hinschauen und achtete darauf, dass Estel auch nicht dort hinsah. «Dann hast du Anor getötet, um den Schatten an töten», stellte Lord Elrond fest. Ich nickte. «Gab es keinen anderen Weg?!», kam es von Beren. «Es war sein Wunsch. Er wollte, dass ich dich beschütze», versuchte ich es ihr zu erklären, doch wusste, dass es nichts brachte. «Ich brauche deinen Schutz nicht!», schrie sie, riss sich von Elrond los und rief Angola. Sie sprang auf und galoppierte davon.  Ich sah ihr nach und obwohl ich es ihr nicht übel nehmen konnte, traf es mich sehr. Ich hatte meine kleine Schwester, die sie für mich war, verloren.
Mein Körper wollte mich nicht mehr tragen. Main Geist wollte nicht mehr wach bleiben, doch ich spürte Estel deutlich an meinen Bein und durfte keine Schwäche zeigen. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, wie meine Sicht verschwamm und meine Ohren taub wurden. Ich spürte nur noch Estel, wie es an meinem Bein hing. Ich wusste nicht, wie lange ich so dastand, doch plötzlich war Estel weg.
Ich erschrak und kämpfte mich ins Bewusstsein. «Estel...», stammelte ich. Meine Sicht klarte auf, meine Ohren begannen wieder zu hören. «Estel!», stieß ich aus. Vor mir stand Lord Elrond. «Legolas, beruhige dich.», sprach er. Ich spürte seine Hand an meiner Schultern. «Wo ist Estel?», fragte ich beunruhigt und wollte mich lösen, doch Lord Elrond verstärkte seinen Griff. «Estel ist mit Glorfindel schon auf den Weg zu nach Imladris. Und du...», erklärte er, doch ich unterbrach ihn: «Ihm geht es gut?» «Ja.», nickte Elrond. Mit dieser Bestätigung, verließ mich alle Kraft.
Estel ist in Sicherheit...
Meine Beine gaben nach. Alles drehte sich. «Hey, nicht so schnell», hörte ich den Lord und spürte, wie er mich auffing und langsam ins Gras legte. Auf einmal bekam ich kaum Luft. Nein, dass war schon die Ganze Zeit so, ich war nur stark geblieben. Am Rande bekam ich mit, wie Lord Elrond mich untersuchte. «Bleib bloß bei Bewusstsein», befahl. Ich röchelte nur, dann überkam mich ein Husten und ich spuckte Blut. Als mein Husten vorbei war steckte Elrond mir ein Kraut in den Mund. Ich zuckte zusammen. Sofort beschleunigte sich meine Atmung. Es war bitter und alles in mir wollte es wieder ausspucken, doch der Lord wusste es zu verhindern. «Kauen, aber nicht spucken oder schlucken.», sagte er. Ich nickte leicht und kaute. Schlucken wollte ich das Zeug alle mal nicht. Langsam merkte ich, wie meine Sinne sich wieder schärften. Damit nahmen aber auch die  Schmerzen zu.
Ich fing an, bei jeder Berührung, zu stöhnen, während der Lord die tiefsten Wunden verband. «Spuck es jetzt aus.», sagte der Lord, als nur noch mein  Brust versorgt werden musste. Ich sah, wie der Lord zwei Elben heran winkte. Diese knieten sich zu mir und hielten meine Arme und Beine fest. Ich verzog mein Gesicht, vor Schmerz und weil ich wusste was jetzt kam. Der Elbenherr griff nach den Dolch und ich zog scharf die Luft ein. Die Elben verstärkten ihren Griff, als ich mich anspannte, dann zog der Lord den Dolch aus der Wunde. Ich schrie auf und hätte mein Bewusstsein verloren, wenn ich vorher noch das Kraut vom Lord gekaut hätte. Leise murmelte Elrond sine Heilungsformel auf Quenya und nähte dann die Wunde. Ich konnte von Glück reden, dass der Elbenlord einer der besten Heiler auf ganz Arda war und vorausschauend alles nötige für eine Behandlung mit genommen hatte.
Ich atmete schwer, während der Lord meine Brust verband. «Hannon le (*Danke dir).», sprach er leise zu mir, als sie mich auf eine provisorische Trage legten, die hinter ein Pferd gespannt war. Ich sah ihn fragend an. «Wofür?», presste ich hervor. Ich konnte nicht verstehen, warum man mir danken sollte. Ich tötete zwar Gûl, aber irgendwie war ich auch verantwortlich für das Ganze. Meine Gedanken wanderten zu Beren. Mir fehlte es an Energie, um meine Tränen zurück zuhalten. «Du hast meinen Sohn beschützt. Ich habe es gesehen. Du bist nur für ihn trotz deiner Verletzung aufgestanden. Du bliebst für ihn stark, damit er sich an dir festhalten konnte. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn du es nicht getan hättest.», antwortete der Lord und drückte meine Hand. «Es hätte ihn sein Leben lang begleitet. Es hätte ihn schwer wiegend geprägt. Es wäre ein Trauma, dass ihn wahrscheinlich nie loslassen würde.», sprach ich leise meine Gedanken aus. Der Lord nickte leicht. Er wusste, dass ich aus Erfahrung sprach. «Noch was.», fing er an. Ich sah ihn fragend an. Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe. «Du hast das richtige getan.», beendete der Lord und stand auf. «Aber nu welchem Preis?», murmelte ich, als er sich abwandte. Er reagierte nicht, doch ich wusste, dass es gehört hatte.
Wortlos zogen wir los. Ich lag auf der Trage und starrte in den Himmel. Der Lord ritt neben mir, um ein Auge auf mich zu haben. Ich ignorierte ihn und die anderen. Durch Elronds Kraut konnte ich nicht  in die Bewusstlosigkeit abdriften und hatte Zeit über das Geschehene nachzudenken. All die Situationen, in denen mich der Schatten beeinflusst hat, kamen mir in den Kopf. Der Hass den ich auf Anor hatte... Die Stimme, die mir gesagt hatte, dass erein Verräter sei, ein Feind. Ohne es bemerkt zu haben, war ich zum Feind geworden. Ich habe sie alle in Gefahr gebracht. Ich war nicht nur nutzlos, sondern habe auch gegen sie gearbeitet. Das Schlimmste war, dass ich Estel in Gefahr gebracht habe und Berens Liebe umgebracht habe. Ich wollte nicht mehr. Meine Schuldgefühle und mein Versagen zogen mich in tiefe Dunkelheit. «Legolas?», hörte ich aus weiter Ferne. Als ich antworten wollte, vergaß ich sofort, was ich vorhatte.
Es war angenehm in der Dunkelheit. Hier konnte ich nichts falsch machen. Hier musste ich mich nicht mit meinem Versagen beschäftigen. «Legolas!», rief die Stimme nun, «Wir verlieren ihn.»
Verlieren? Ich bin nicht verloren, ich bin geborgen.
«Wir... beeilen...» Es waren nur noch Wortfetzen, bis auch diese  verschwanden und Stille mich umgab. 

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt