Kapitel 8

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Sicht: Legolas

Schritte.
Jemand kam auf mich zu.
Ich versteckte mich und wartete.
Meine Partnerin Beren war nicht da.

Bei der Bildung der Paare, war sie einfach zu mir gegangen, hatte mich geknufft und 'Partner' gesagt. Sie hatte mich angegrinst und gegen den leichten Rotton, den ich angenommen hatte, hatte ich nichts tun können. Meine Färbung hatte Beren breiter grinsen lassen. «Dann komm, flinc.», hatte ich dann nach einer Weile gesagt und ein leichtes Grinsen war auf meinen Gesicht erschienen. «Liebend gern.», war ihre Antwort und wir gingen los.
Wir waren schon immer ein gutes Team. Wir mussten nicht reden, um uns zu verständigen und so konnten wir völlig lautlos durch den Wald streifen.
Wir hatten schon oft Streifzügen durch meine Heimat gemacht, doch diesmal war etwas anders. Ich fühlte mich anders und je näher ich ihr gekommen war, desto stärker ist das Gefühl geworden.
Irgendwann bin ich stehen geblieben und hatte sie nur angeschaut. «Ist was?», hatte sie gefragt. Ich hatte nicht geantwortet. «Leggy.», hatte sie darauf hin gesagt. In ihren Augen hatte ich gesehen, dass sie genau wusste, was war. «Nichts. Es ist...», weiter war ich nicht gekommen, da sie eine Hand gehoben hatte, um mich zum Schweigen zu bringen.
«Hast du das gehört?», hatte sie im Flüsterton gefragt und ich hatte genickt. Sie hatte ein Zeichen gegeben, dass ich ihr folgen sollte, was ich auch getan hatte.
Irgendwann bin ich aber stehe geblieben. Beren ist weiter gelaufen, da sie es nicht bemerkt hatte. Ich hatte gelauscht und bin dann in eine andere Richtung geschlichen.

Nun saß ich in meinem Versteck.
Die Schritte kamen immer näher.
Der Grund, weshalb ich Beren nicht mehr gefolgt war, war, dass ich die dunkle Aura wieder gespürt hatte.
Endlich konnte ich den Herr der Schritte sehen.
Es war der junge Mann, der im Versteck war. Tark, wie ihn die Gestalt nannte.
Ich nahm meinen Bogen und spannte ihn, doch wartete noch.
Auf seinem Arm konnte ich Estel erkennen. Ihm schien nichts zu fehlen.
«Komm raus. Ich weiß, dass du dich in den Büschen versteckst, Elb.», sagte Tark und sah zu mir.
Ich konnte nicht sagen, was mich mehr erstaunte. Dass er fließend Sindarin sprach oder mich entdeckt hatte.
Ich kam langsam aus meinem Versteck und sah ihn kalt an. Den Bogen hatte ich immer noch gespannt und auf ihn gerichtet.
«Leggy!», rief Estel und strampelte solange in seinen Armen, bis er ihn runter ließ. Der kleine Junge rannte sofort auf mich zu.
Ich senkte meinen Bogen und kniete mich vor den Jungen hin, der mir in die Arme sprang, sodass ich fast nach hinten auf den Rücken fiel. «Estel. Geht es dir gut?», fragte ich. «Ja, mir geht es bestens.»
Ich nickte, doch sah Estel nicht an, sondern in den Wald.
Dann musterte ich Estel nochmal kurz, aber ihm schien wirklich nichts zu fehlen.
Estel schlung seine Arme um meinen Hals und ich hob ihn hoch. Der kleine Junge kuschelte sich an mich. «Du bist bequemer, als Sama.», sagte er. «Sama?», fragte ich verwirrt. Estel zeigte auf den jungen Mann. «Saetmadron.», sagte dieser, «Ich heiße Saetmadron, nicht Sama.»
Ich musterte ihn misstrauisch.
Es war ganz sicher Tark.
Doch was hatte er und die Gestalt Gûl vor?
«Das kann ich nicht aussprechen.», murrte Estel. «Nicht mein Problem.», sagte Tark. «Du bist fies.», meinte Estel beleidigt und wendete sich ab.
Plötzlich traten viele Elben aus dem Schatten der Bäume und umzingelten Tark. Die Waffen hatten sie griffbereit. Manche Bögen auch gespannt.
«Estel!»
Ich drehte mich um. Elrond, Elladan, Elrohir, Beren und Glorfindel kamen auf mich zu.
«Ada! Dan! Ro!», rief Estel und ich übergab ihn seiner Familie.
«Gut gemacht, Flinc.», sagte ich zu Beren. Wir lächelten über die wiedervereinte Familie.
Dann wendeten wir uns wieder zu Tark. «Woher wusstest du, dass du hier Estel finden würdest?», fragte sie leise. «Das gleiche Gefühl, dass dich auch hergelockt hatte, damit du dann die anderen holen konntest.», sagte ich nur. «Und wer ist der?», fragte sie und deutete auf Tark.
«Mein Name ist Saetmadron. Ich bin Waldläufer.», sagte er und neigte kurz sein Haupt, «Und es wäre höflich die Waffen zu senken, da ohne mich Estel nicht hier wäre.»
Glorfindel musterte ihn misstrauisch und die Bögen waren noch gespannt.
«Stimmt das, Estel?», fragte Elrond den kleinen Jungen, der es sich in seinen Armen bequem gemacht hatte.
Estel nickte. «Sama...», fing Estel an, doch Tark unterbrach ihn: «Saetmadron.» «Samaron...», versuchte es Estel unsicher. Der junge Mann seufzte. Beren musste grinsen. «Sprich weiter, Estel. Der Name ist jetzt nicht wichtig.», sagte sie und Estel nickte.
«Also, Sama hat mich gerettet. Er hat sogar ehm... Gû... Gûr... Gûl! Er hat sogar Gûl getötet.», sagte Estel.
Alle sahen erstaunt erst zu Estel und dann zu Tark.
Alle außer ich.
Ich sah den Mann immer noch misstrauisch an.
Glauben konnte ich das nicht. Allein die schwarze Aura um ihn widersprach dem Gesagten, doch warum spürte niemand außer mir diese Aura. Nicht mal Elrond. Nur mein Vater hatte es auch gespürt, aber wie er nach dem Krieg sagte, nur schwach.
«Wie habt ihr das geschafft?», fragte Glorfindel, der auch noch misstrauisch war, doch nur noch kaum.
«Ein Hinterhalt.», sagte Tark knapp. Estel nickte und begann zu erzählen, wie es angeblich passiert sein sollte, doch ich hörte nicht zu und fragte mich, was Tark und Gûl vorhatten und was ich tun sollte.
«... Aber das alles hätte nicht geklappt, hätte ich nicht geholfen.», endete Estel stolz seine Erzählung. Tark nickte. «Ohne euren Sohn, hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert und ich und er würden nicht hier sein.», bestätigte er.
Beren grinste, über den stolzen Gesichtsausdruck von Estel und wuschelte seine Haare. «Aráto nin (* mein Held).», sagte sie und Estels stolzes Grinsen wurde größer.
Glorfindel gab das Zeichen die Waffen zu senken. Die Elben taten wie geheißen.
Elrond ging vor und neigte sein Haupt vor Tark. «Ich muss euch danken. Ihr habt meinen Sohn gerettet. Bitte kommt mit uns. Es soll ein Festessen geben. Ihr sollt unser Ehrengast sein und dürft solange bleiben, wie ihr wollt.», bot Elrond an, was Tark gerne annahm.
Also gingen wir nun mit Estel und Tark zu unseren Pferde. «Es gibt ein kleines Problem.», sagte er dann, «Ich habe kein Pferd.» Beren lächelte und meinte: «Kein Problem. Du kannst Angola haben. Ich reite mit Leggy auf Hamish.» Sie deuteten auf Angola und schwang sich dann auf dem Rücken von Hamish.

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt