Kapitel 15

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Sicht: Allwissender-Erzähler

Beren und Anor gingen durch die Gänge. Es herrschte Stille zwischen den Beiden. Anor fühlte sich so anders.
Unsicher.
Wehrlos gegenüber Beren.
Sie konnte sein wahres Ich sehen. Sie konnte seine kalte Mauer zum Einsturz bringen, nur indem sie ihn ansah. Sein Herz schlug schneller, wenn sich ihre Blicke kreuzten. Ihm wurde dann immer warm. Angenehm warm. Alles in seinem Körper, besonders sein Herz suchten ihre Nähe. Nur sein Kopf war unsicher.
Alles war neu. Es war ein Gefühl, das er nie zuvor gespürt hatte. Die Wärme aus dem nichts. Er kannte diese nicht. Er wusste nicht, woher sie kam. Kein Feuer war zu sehen. Es konnte auch kein Feuer sein. Kein Feuer hatte eine solch angenehme Wärme und die Wärme kam nicht von außen.
Nein.
Die Wärme entsprang in ihm. Sein Inneres war der Ursprung der Wärme, die scheinbar nur er spürte.
Anor wurde langsamer und sah an sich hinab.
Warum fühlte er sich so komisch?
So anders?
Warum fühlte er sich in ihrer Gegenwart, wie ein kleines Kind?
Wo war der Krieger hin, der er war?
Wo kam die Wärme her?
Er sah zu ihr.
War sie der Grund dafür?
Für seine Schwäche?
Sollte er sich nicht dann besser von ihr entfernen?
Nein!
Er wollte nicht mehr ohne das Gefühl leben. Es war keine Schwäche. Er wollte wissen, ob Beren auch so fühlte. Er wollte wissen, ob sie auch die Wärme in sich hatte.
"Ist was?", fragte Beren und sah zu ihm. Er war, ohne es zu merken stehen geblieben und starrte sie nur an. Anor versuchte sich zusammen zureißen und schüttelte den Kopf. Beren legte ihre Hand auf seine Wange. Er wurde sofort rot. Sein Kopf sagte ihm, er solle zurückweichen, doch sein Herz veranlasste ihn, stehen zu bleiben.
"Sicher?", fragte Beren und sah ihn leicht belustigt an. "Mir scheint es, als wärst du Hals über Kopf verliebt."
"Aber du bist mit Legolas zusammen.", sagte Anor. Man konnte hören, dass er den Elb nicht mochte. "Stimmt, aber wir können eh nicht zusammen bleiben und wenn ich ehrlich bin, sehe ich in ihm eher einen Bruder, als meinen Geliebten. Ich bin bei ihm aufgewachsen. Er war mein Lehrer und hat auf mich aufgepasst, als ich klein war. Er war immer ein Bruder für mich gewesen.", erklärte Beren.
Noch bevor sie was anderes sagen konnte, spürte sie Anors Lippen auf ihren und anstatt zurück zu weichen, wie Anor es erwartete, erwiderte sie den Kuss liebevoll.
Es fühlte sich wunderbar an. Bei Legolas war es, wie in einem Traum. Hier war es Realität. Der Traum fühlte sich nicht, wie in Traum an. Er fühlte sich wahrhaftig an. Real.
Beren wusste, Anor war der Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte. Sie liebte Anor von ganzem Herzen. Bei Legolas war es anders. Er war ihr Bruder. Ihr bester Freund, mir dem sie durch dick und dünn gehen konnte, doch Anor war der, mit dem sie eine Familie gründen könnte.
In Legolas war sie verknallt gewesen. In Anor war sie verliebt. Das wusste sie jetzt und ließ ihre ganze Liebe und Wärme in den Kuss fließen.

Das Geräusch von einem auf den Boden fallenden Bogen, veranlasste Beren und Anor sich zu lösen, doch sie sahen sich verliebt an, anstatt sich zum Geräusch zu drehen.
"Ich liebe dich, Anor.", flüsterte Beren und küsste ihn nochmal kurz. "Ich dich auch, Beren.", sagte Anor, dann drehten sie sich zu dem Geräusch.
Legolas sah beide entgeistert an. "D-du...", brachte er nur heraus. Wut stieg in ihm hoch.
Beren sah schweigend in das entsetzte Gesicht von Legolas. «Ja.», sagte sie dann ruhig, «Ich und Anor, Saetmadron, wie er hier bekannt ist, wir lieben uns. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfährst, aber aus uns wäre doch nie was geworden. Wir sind eher Geschwister, ich bin bei dir aufgewachsen. Wir sind beste Freunde und keine Liebenden.»
Nun sah man die Wut in dem Gesicht von Legolas.
Ein dunkler, kaum bemerkbarer Schatten legte sich über sein Gesicht.
«Ja, ich weiß. Ich weiß, dass wir nicht zusammen gehören und mein Vater uns eher umbringen würde, als uns zusammen leben zu lassen, aber er... Er ist ein Lügner! Ein Spion! Er arbeitet mit dieser Gestalt, Gûl, zusammen! Ich habe es genau gehört, dass er es zugegeben hat. Ich habe es gehört, als ich in unser Zimmer wollte. Wäre ich dann bloß nicht mit Estel gegangen.», sagte er wütend, «Beren, Flinc er ist der Feind und du küsst ihn! Komm zu dir! Er ist kein Freund!» Die Hand von Legolas legte sich um den Griff seinen Schwertes, das er noch bei sich trug.
«Ich bin voll und ganz bei mir. Mein Verstand ist klar, doch deiner scheint vernebelt.», Beren wurde langsam wütend, «Ja, er war, die Betonung liegt auf war, verbündet mit Gûl, doch der Bann, der auf ihn lag, ist gebrochen! Er hat Estel gerettet. Es ist die Wahrheit.»
«Lügen! Er ist der Feind! Er war bei Gûl, als ich Estel besucht hatte. Er hat geholfen ihn zu entführen!»
Der Schatten auf dem Gesicht von Legolas wurde dunkler und fing an ihn ganz einzuhüllen, doch Beren bemerkte es in ihrer Wut nicht.
«Das ist eine Lüge! Er stieß erst auf Gûl, als sie Estel schon hatte und tat nur so, als wäre er ihr Verbündeter und Freund...»
«Vom ihm geht die gleiche dunkle Aura aus, wie von Gûl! Er hat einem Zauber auf dich gelegt. Komm zu dir, Beren!»
Beren stellte sich vor Anor, da Legolas sein Schwert ziehen wollte, doch in diesem Moment kamen Elladan und Elrohir, weshalb er es bleiben ließ.
«Was ist denn hier los?», fragten die Zwillinge. Elladan musterte die Anwesenden und sein Blick blieb auf dem zornigen Gesicht von Legolas hängen.
Der Schatten hatte ihn ganz eingehüllt. Man konnte die dunkle Aura spüren, die davon ausging, nur Legolas schien es nicht zu bemerken.
«Legolas ist im Wahn. Er denkt Anor... Saetmadron ist unser Feind, aber Saetmadron hat mir alles erklärt. Er ist unser Freund, doch Legolas glaubt ihm nicht.», erklärte Beren. Nun sahen alle zu Legolas. Dieser hatte sich umgedreht und ging.
Der Schatten wurde dunkler.
«Legolas!», riefen die Zwillinge und Beren. «Lasst mich in Ruhe.», zischte Legolas. Der Schatten schien jetzt komplett schwarz. Man konnte die dunkle Aura sehen, die ihn umgab. Es war nicht mehr ein Schatten, der Aura. Es war die dunkle Aura, die ihn umhüllte. Seine Augen funkelten voll mit Hass. Sie schienen feuerrot und kalt, nicht mehr blau und tiefgründig. Beren und die Zwillinge sahen es mit Entsetzen. Legolas drehte sich wieder weg und ging.
«Was ist in den gefahren? Habt ihr das gesehen? Den Schatten?», fragte Elrohir nach einer Weile leise. Beren und Elladan nickten. Anor reagierte überhaupt nicht. Er war in Gedanken versunken. "Anor? Was hast du?", fragte Beren. Anor antwortete nicht sofort, sondern sah sich um und schüttelte dann den Kopf. "Ich habe nichts.", sagte er und lächelte leicht. Beren nickte nur leicht und musterte ihn besorgt. «Wir sollten zu Vater und ihm erzählen, was passiert ist. Ich mache mir Sorgen um Leggy.», sagte Elladan nachdenklich und sah in die Richtung, in die Legolas gegangen war.

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt