Kapitel 11

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Sicht: Legolas

Ich betrat den Garten.
Der Mond ging langsam auf und die ersten Sterne waren zu sehen.
Zum zweiten Mal erfreute es mein Herz, den Garten unzerstört zu sehen.
Gemächlich schlenderte ich zwischen ein paar Bäumen und Blumen, ab vom Weg auf der Wiese.
Ich liebte diesen Garten. Er war schön und ruhig.
Eine kühle Brise ließ die Blätter leise rascheln. Eine Nachtigall sang den Sternen und dem Mond ein Lied. Zwei weitere Vögel stimmten ein.
Ich blieb stehen, sah in den Nachthimmel und lauschte den Vögeln. Hörte zu, wie sie erzählten, was die Sterne und der Mond für sie waren und was sie bedeuteten.
Irgendwann stimmten sie ein neues Lied an.
Ein letztes Lied für den Sommer.
Ein  Abschiedslied.
Der Herbst konnte kommen.

Ich ging weiter und setzte mich auf eine abseits gelegene Bank.
Es war jetzt komplett still. Die Vögel waren weiter gezogen oder hatten sich zu Ruh gelegt. Der Wind hatte aufgehört zu wehen.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah wieder in den Sternenhimmel.
So saß ich eine Weile da und verlor mich in den Geschichten der Sterne, die ich in ihnen lesen konnte.
Ich entspannte und vergaß die Welt um mich. Tauchte voll und ganz in den Welten, den Geschichten der Sterne und des Mondes ein, bis mich mein Husten wieder zurück holte.
Ich hatte meine Medizin vergessen.
Ich seufzte und stand auf, um mir die Medizin zu holen.
«Bleib sitzen.», hörte ich jemand hinter mir. Ich wirbelte herum.
Beren stand vor mir mit einem Becher in der Hand. Sie lächelte.
«Ai (* Hallo) Flinc. Ich hab dich nicht bemerkt. Ich dachte du schläfst noch oder bist bei Ta... Saetmadron.», sagte ich anfangs verwundert, doch als ich an Tark dachte klang das Gesagt barsch und mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich kaum merklich.
Beren musterte mich schweigend, setzte sich dabei und zog mich dann neben sich.
«Was hast du gegen ihn?», fragte sie nach einer Weile etwas betrübt, stellte den Becher neben sich und lehnte sich an mich.
Ich strich ihr durch ihre wilde Mähne.
Wer dachte, dass das ein unmögliches oder nur mit Schmerzen geplantes Unterfangen sei, irrte sich.
Obwohl sie sich nicht legten und im Wind wild wehten, waren sie unglaublich weich und ich verfing mich nicht mit meinen Fingern.
«Ich habe gar nichts gegen ihn. Ich habe nur an etwas nicht so schönes gedacht.», sagte ich. Sie brummte erstmal nur. Ich merkte, dass sie nicht zu Frieden mit meiner Antwort war. «Hast du Hamish eingeredet, Saetmadron anzugreifen?», fragte sie dann.
Ich schüttelte den Kopf. «Nein! Sowas würde ich nie machen.», sagte ich sofort. «Gut.», meinte sie nur und entspannte sich.
Wir schwiegen.
«An was nicht so schönes hast du denn gedacht?», fragte sie irgendwann. «Dass ich dich liebe...», sagte ich und machte eine Pause. Beren setzte sich auf und sah mich verwirrt an. Ich sprach weiter: «Aber ich ein Prinz bin und...»
«Ich nur eine Waldläuferin. So sehr mich dein Vater auch akzeptiert, so sehr wird er dies nicht dulden.», sprach Beren mein Satz zu Ende. Ich nickte betrübt.
«Aber hier kann es uns egal sein, denn niemand wird es ihm sagen und solange wir hier sind, sollten wir es nutzen.», sagte sie dann und lächelte mich an.
Ich musste ebenfalls lächeln.
Wie schaffte sie es nur mich so zu verzaubern? Mir meine Sorgen zu nehmen. Und mich einfach glücklich zu machen.
Ein einfaches Glücklich. Mit einem ruhigen und zufriedenen Lächeln. Mit einer Gelassenheit, als wäre die Welt zwar nicht perfekt, aber schön so wie sie ist.
Und das war sie.
Sie war es immer, wenn Beren bei mir war.
«Du siehst auch am Wolken verhangensten Himmel die Sonne oder zumindest einer ihrer Strahlen.», meinte ich und küsste sie dann.
Sie erwiderte den Kuss.
Ich schloss meine Augen.
Ich fühlte mich, als würde ich schweben.
Hoch im Himmel.
Nur sie und ich.
Niemand sonst.
Nichts anderes, nur ein paar Sterne mit einem angenehm warmen Licht, das auf und schien.
Wieder dieses unglaubliche Gefühl und das Glücksgefühl. Beides durchströmte wieder mein Körper und ließ kein Platz für Sorgen oder andere negative Gefühle.

Irgendwann.
Waren Jahre oder doch nur Sekunden vergangen?
Irgendwann zumindest lösten wir uns langsam.
Ich öffnete dabei meine Augen und wir sahen uns an.
Liebevoll glänzten ihre Augen.
Sanft.
Doch im Hintergrund loderte ihre Wildheit.
Dieser Anblick war unglaublich. Wie ein Farbenspiel, nur ohne Farben, sondern mit Gefühlen, mit ihrem Wesen.
So vielseitig und doch ausgeglichen war es.
Man konnte nicht anders, als es lieben und ich hatte das Glück, das meine Liebe erwidert wurde.

Wir schwiegen und sahen uns nur an.
Noch immer war nur sie wichtig. Noch immer waren wir in unserer eigenen Welt.
Eine Welt, ohne Zeit und Raum.
Eine Welt, in der es nur uns gab und das Sternenlicht, das uns warm umschloss.
Eine Welt, in der wir schwebten, leicht, wie eine Feder, denn es gab keine Sorgen, die uns zu Boden drückten. Keine Ängste, die uns den Atem nehmen und uns vergessen ließen, wie man schwebte, wie man frei war.
Doch irgendwann wurden wir zurück geholt.
Ich musste Husten.
Beren hielt mir den Becher hin. «Du nimmst ab sofort deine Medizin regelmäßig, sonst hast du ein Problem.», sagte sie drohend. «Solange du bei mir bleibst, ist es mir recht.», sagte ich grinsend.
Beren stach mir in die Seite. Ich zuckte zusammen. «Hey!», sagte ich grinsend und rückte von ihr weg.
Sie hielt mir den Becher hin. «Trink.», befahl Beren. «Mae, mae. Ich trink ja schon.», sagte ich und trank.
Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, nachdem ich getrunken hatte, stürzte sich Beren auf mich und zusammen fielen wir von der Bank auf den Boden.
Beren lag auf mir und lachte.
«Warum hast du das gemacht?», fragte ich, ebenfalls lachend. Beren zuckte mit ihren Schultern. «Woher soll ich das wissen?», fragte sie grinsend.
Wir beide mussten nur noch mehr lachen, doch nicht lange und wir wurden still.
Wir sahen uns an. Sanft. Liebevoll.
Dann berührten ihre sanften Lippen meine. Nur kurz, aber so unglaublich sanft, wie ein streicheln.
Ich lächelte glückselig und wieder küsste sie mich kurz und sanft.
«Hey! Macht das sonst wo, aber nicht in der Öffentlichkeit!»

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt