Sicht: Legolas
Es wurde langsam Morgen.
Die aufgehende Sonne schien durchs Fenster und weckte mich.
Estel schlief noch. Er hatte meine Arm als Kuscheltier auserkoren. Meinen Oberarm umklammerte er und auf meinem Unterarm hatte er es sich bequem gemacht. In seinen kleinen Händen hielt er ein paar Strähnen meiner Haare.
Ich versuchte mich zu befreien, ohne ihn zu wecken, doch musste feststellen, dass kleine Kinder einen unglaublich festen Griff haben, welcher sich verstärkt, wenn man versucht ihn zu lösen.
Ich seufzte leise. Es gab keine Möglichkeit mich aus Estels Griff zu lösen, ohne ihn zu wecken.
Also lag ich da in einem viel zu kleinem Bett, in einer unbequemen Lage und musste warten.
Als es langsam Zeit für Frühstück wurde, klopfte es. «Estel! Aufstehen!», ertönte von draußen die Stimmen der Zwillinge, welche eintraten.
Estel, welcher durch den Weckruf aufgewacht war, regte sich langsam, ließ meinen Arm und meine Haare frei und setzte sich schlaftrunken auf.
Ich setzte mich auch auf.
Estels Blick wanderte zu Elladan und Elrohir, die mich erst verwundert anschauten, dann aber grinsten.
«Was macht denn unser Prinzlein hier? Schnarcht deine Freundin?», fragte Elrohir.
Estel sah kurz und unsicher zu mir. Bevor ich was sagen konnte, sagte er: «Leggy hat mich zu Bett gebracht, dann hat das Gewitter angefangen und... Naja... Er hat halt Angst bekommen, also habe ich ihm erlaubt bei mir zu schlafen.», sagte er, ohne jemanden anzuschauen. «Er meinte auch, dass ich ganz mutig bin, da ich keine Angst hatte.», fügte er leise hinzu und sah dann auf.
Elrohir und Elladan sahen mich erstmal nur an. Ich war aufgestanden und bewegte meinen Arm, um wieder Gefühl in ihn zu bekommen.
«Unser Prinzlein hat also Angst vor Gewittern.», sagte Elrohir feixend. Estel warf mir einen entschuldigten Blick zu.
Ich seufzte innerlich.
«Ja. Jetzt ist es raus.», sagte ich theatralisch.
«Das muss ganz Bruchtal erfahren!», beschloss Elladan grinsend. «Gute Idee, Bruderherz.», stimmte ihm Elrohir zu.
«Das wagt ihr nicht.», sagte ich drohend und ging auf sie zu. Die Zwillinge sahen sich an, dann grinsend zu mir. «Wenn du uns kriegst.», sagten sie und verschwanden aus dem Zimmer.
«Komm Estel.», forderte ich ihn auf und rannte dann den Zwillingen nach. Estel folgte mir.
Nun rannten drei erwachsene Elben und ein kleiner Junge im Schlafgewand durch Imladris noch ganzen oder wieder aufgebauten Gänge. Alle Elben, die wir trafen, wichen uns aus und sahen uns entweder grinsend, schmunzelnd, genervt oder auch verwirrt nach.
Früher, als Elladan, Elrohir und ich noch Kinder waren, gab es oft Verfolgungsjagden, wenn ich konnte.
Doch nun war es eher selten, aber nicht bei jedem ungern gesehen, denn noch gehörten wir zu den jüngeren Elben.
Plötzlich kamen Beren und Tark in den Weg der Zwillinge.
«Aus dem Weg!», riefen die Zwillinge und gleichzeitig rief ich: «Haltet sie!»
Beren und Tark sahen sich kurz an und nickten dann. Sie machten Platz.
Doch bevor die Zwillinge an ihnen vorbei waren, wurden sie von Beren und Tark festgehalten.
Ich lächelte triumphierend, blieb bei ihnen stehen und klopfte den Zwillingen auf die Schulter. «Verloren.», sagte ich grinsend.
Elladan und Elrohir seufzend. «Du hast gewonnen.», meinte Elladan dann.
«Wir!», rief Estel, der etwas außer Atem bei uns ankam. «Wir.», wiederholte ich lächelnd. «Was ist denn eigentlich passiert?», fragte Beren.
«Das würde ich auch gerne wissen.»
Aus einem Gang neben uns kam Erestor. «Seid ihr sicher?», fragte Elrohir grinsend. «Wollt ihr das wirklich wissen?», fragte Elladan auch grinsend. «Unwahrscheinlich.», meinte Erestor darauf hin, «Aber ihr solltet euch beeilen, sonst kommt ihr noch zu spät zum Frühstück und ihr wisst, dass Lord Elrond es hasst, wenn man, besonders ihr, zu spät kommt.»
Die Zwillinge und ich tauschten Blicke aus. Wir wussten ganz genau, was er meinte.
«Was passiert dann?», fragte Beren. «Das willst du nicht wissen.», sagten Elrohir, Elladan, Erestor und ich gleichzeitig. Beren musste kichern und Tark grinste. Elladan, Elrohir und ich sahen uns an, dann größten wir auch und auf Erestors Lippen sah man ein leichtes Lächeln.
«Komm Saetmadron, wir gehen schon mal vor.», sagte Beren, nahm ihn an der Hand und ging vor. Tark lief neben ihr.
Ich starrte ihnen nach.
Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht, wie ich empfinden sollte und bekam auch nichts mit. Ich sah nur Beren und Tark, wie sie Hand in Hand den Gang entlang von mir weg gingen.
Hand in Hand...
Von mir weg...
Beren und Tark...
Jemand zupfte an meiner Kleidung und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich sah zu dem Jemanden.
Es war Estel.
«K-kannst du mir wieder helfen?», fragte er und sah mich mit großen Augen an. Ich sah etwas Angst in ihnen.
Er hat Angst...
Vor mir?
Warum?
«Du hast gerade so grimmig geschaut, da hab sogar ich ein wenig Angst bekommen. Was hast du gegen Saetmadron? Bist du eifersüchtig? Beren zieht ihn doch nur mit und das ist eigentlich normal für sie, so direkt zu sein. Aber wenn ich recht überlege, magst du ihn schon seit Anbeginn nicht und das ist nicht nur Eifersucht in deinen Augen.», überlegte Elladan laut. «Nichts.», meinte ich knapp und sah dann zu Estel. «Natürlich helfe ich dir.», sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln, dass dank meiner Übung in sowas, ganz realistisch aussah.
«Legolas! Lenk nicht vom Thema ab. Was hast du gegen unseren Gast und Estels Retter?», hakte Elrohir nach. «Rede mit uns, Mellon nin.», bat Elladan. Ich schüttelte den Kopf. «Ihr solltet schon mal zum Essen gehen. Ich kümmer mich um Estel.», sagte ich und schon den kleinen Jungen vor mich her.
Ich spürte die fragenden und verwirrten Blicke von Erestor und den Zwillingen. Ich merkte, wie ich mich von ihnen distanzierte, doch ich konnte es ihnen nicht sagen. Noch nicht.
Ich hatte keine Beweise für meine Vermutung und wusste noch zu wenig von Tark. Und manchmal zweifelte ich an mir und fragte mich, ob meine Vermutung doch falsch war. Die kurze Zeit, die Tark hier war, war er höflich und freundlich gewesen. Immer lächelte er und es schien ein echtes Lächeln zu sein. Außerdem half er beim Aufbau, obwohl er Gast war und war zuvorkommend. Er war nicht schlecht aufgefallen und doch konnte er nicht gut sein. Die Aura, die ihn umgab spricht dagegen. Es war die selbe, wie von Gûl und ich fragte mich, ob Gûl wirklich tot war, denn manchmal spürte ich noch ihre Aura.
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Man Le? (Legolas Ff)
Fanfiction"Nichts ist schöner, als ein Leben, in dem man nichts machen muss und trotzdem alles kriegt. So wie ein Prinz!" So denken bestimmt viele, doch das Leben des Elbenprinzen Legolas Thranduilion ist nicht so einfach. Kein Friede-Freude-Eierkuchen. Es is...