Kapitel 28

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Sicht: Legolas

Ich wusste um meine Niederlage, doch ich konnte jetzt nicht einfach aufgeben. So schaffte ich es ins Bewusstsein vorzudringen. Ich nahm die Welt wieder um mich wahr, doch musste ich misch stark konzentrieren. Alles schien wie in dicker Watte zu sein. Das schlimmste war jedoch die fehlende Kontrolle über meinen Körper. Ich spürte auf einmal, wie er sich bewegte. Erschrocken musste ich erkennen, dass der Schatten meinen Körper kontrollierte. Ich konzentrierte mich aufs Sehen und musste erkennen, dass Beren und Anor gegen Orks kämpften. Sie schlachteten die Orks ab, doch bevor der Letzte starb, stieß er noch in ein Horn. Hätte ich Kontrolle über meinen, hätte mein Atem gestockt, als ich einen kleinen Jungen hinter Trümmern verstecken sah. Es war eindeutig Estel. Auf einmal kam er näher... Nein, ich kam näher. Mein Körper ging auf Estel zu.
Nein, Nein, Nein!, Schrie alles in mir und mein Körper stolperte.
War ich das? Konnte ich den Schatten abhalten zu Estel zu gehen?
Ich konzentrierte mich auf meine Beine und versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen, wie es sich anfühlte stehen zu bleiben. Mein Körper stolperte nochmal und schien Schwierigkeiten zu haben weiter zu laufen.
Auf einmal sah ich meine  Vater vor mir. Er überragte mich. Ich war verwirrt, da riss er mir etwas aus den Händen. Ich hörte ein knacken, wie wenn Holz zerbrach, dann warf er es ins Feuer. Ich starrte in die Flammen. Es war mein erster Bogen gewesen. Das was ich sah, war eine Erinnerung. Eine sehr schmerzhafte. Ich spürte die Emotionen in mir aufkeimen, die ich auch damals gespürt hatte. Ich schrie, doch mein Mund bewegte sich nicht. Ich schrie nur innerlich. Ich wollte die Erinnerung, die mir der Schatten zeigte, nicht sehen. Ich musste meinen Körper aufhalten zu Estel zu gelangen. Ich musste den Schatten aufhalten.
Ein Schmerz holte mich in die Realität zurück. Anor stand vor mir, zwei Dolche in den Händen. Ich hielt in einer Hand meinen Dolch und die dazugehörige Schulter brannte. Hatte Anor mich angegriffen oder hatte ich ihn angegriffen und er sich nur verteidigt. Ich wusste es nicht. Ich wollte nach Estel sehen und nach Beren, doch meine Augen waren auf Anor fokussiert. Während ich mich darauf konzentrierte etwas anderes anzusehen, bewegte sich mein Körper und griff Anor an. Bevor ich überhaupt daran denken konnte es zu verhindern, war ich schon wieder in einer Erinnerung. Ich stand in einer mir unbekannten Gasse. Vor mir stand eine Menschenfrau. Das war ganz sicher nicht meine Erinnerung. Ich kannte diese Frau nicht und auch nicht den Ort an dem ich war. Als ich runter sah, erkannte ich, dass die Person, deren Erinnerung gerade erlebte, die Frau vor sich erstochen hatte. Übelkeit stieg in mir hoch... Nein, in der Person. Ich spürte, was sie spürte. Wut, Verzweiflung, Trauer und... Auf einmal war alles weg. Es wurde mir sofort klar. Dies war die Erinnerung einer Person, die vom Schatten kontrolliert wurde.
Ich blinzelte und auf einmal war ich woanders. Ich stand an einer Klippe und vor mir stand eine riesige Gestalt. Ich bekam Angst und es war meine eigene Angst, denn diese Gestalt kannte ich, auch wenn ich sie noch nie gesehen hatte. Trotzdem, ich kannte sie aus den Geschichtsbüchern und Legenden. Es war Melkor. Ich wollte mich weit in das innere der Person zurückziehen. Die Macht die der Valar ausstrahlte war mehr als nur beängstigend, doch ich war wie gelähmt. Während wir den Valar so betrachteten, kam im Schatten ein Gefühl hoch, das ich nicht nachvollziehen konnte: Liebe. Der Schatten empfand Liebe für Melkor. Es war die Liebe eines Sohnes zu dem Vater. Mehr bekam ich jedoch nicht mit. Die gewaltige Präsenz des Valars  nahm all meine Sinne in Besitz. Noch nie hatte ich so große Angst und das obwohl nichts davon Real war. Dann sprach Melkor: "Töte deinen Wirt. Wenn du überlebst, mein Kind, dann versichere ich dir, dass ich große und wichtige Aufgaben für dich habe."
Sofort drehte der Schatten seinen Wirt zur Klippe. Die Angst, die Melkors Präsenz ausgelöst hatte, wurde durch eine andere getauscht. Wir sahen die Klippe hinab und Todesangst stieg in den Schatten auf und ergriff selbst mich. Und auf einmal wusste ich, dass, wenn der Schatten sich in einem sterbenden Wirt, starb er auch. Der Schatten wusste dies auch und trotzdem sprangen wir und stürtzten in den Abgrund. Obwohl ich wusste, dass dies nicht real war, hielt die Angst an mir fest. Ich versuchte weg zu kommen, doch es war mir nicht möglich. Der Boden kam näher. Ich wollte die Augen schließen, doch auch dies ging nicht und plötzlich endete die Erinnerung. 
Ich war wieder in meinem Körper, doch bekam noch nichts von der Wirklichkeit mit. Hätten ich  die Kontrolle über meinen Körper, würde ich mich übergeben. Die Erinnerung und die mit ihr verbundenen Gefühle hatten mich noch fest im Griff. Ich brauchte eine Weile, um mich davon zu lösen. Als ich es geschaffte hatte und mich wieder in die Realität einfühlte, taumelte mein Körper. Anor hatte mir mit dem Knauf seines Dolches gegen meine Schläfe geschlagen. Kurz fiel mein Blick zu Beren. Sie stand schützend vor Estel, einer Übermacht Orks entgegen, die wohl dem Ruf des Horns gefolgt waren.  Dann sah mein Körper wieder zu Anor, welcher schon einige Wunden aufzeigte. Er war in einer defensiven Haltung. Sein Plan war offensichtlich mich außer Gefecht zu setzen, um dann Beren zu helfen. Doch mein Körper und auch der Schatten hatten zu viel Kampferfahrung, als dass Anor eine Chance, in der ihm ungewohnten Defensive, hatte. Seine Bewegungen waren die eines Assassinen und nicht die eines Kämpfers.  
Mir wurde klar, dass es nur einen Weg gab, Beren und Estel zu retten. Ich konzentrierte mich «Töte mich.», krächzte ich mühsam. Der Schatten wusste sofort was ich vor hatte und wollte mich zurück in eine Erinnerung drängen, doch ich kämpfte dagegen an.
Anor sah mich verwirrt an. «Dann stirbt... Schatten.», würgte ich hervor. Ich bat ihn nicht nur, ich sah ihn regelrecht flehend an. Anor nickte, dann drängte mich der Schatten zurück und griff ihn an. Der Schatten war vollkommen auf den Kampf konzentriert. Das verhinderte zwar, dass er mich in eine Erinnerung schloss, erschwerte mir es jedoch auch noch mehr, wieder die Kontrolle zu übernehmen.
Anor änderte seine Haltung sofort. Er war bereit mich in töten. Und somit wurde der Kampf sehr schwer für den Schatten. Ich spürte, wie die Angst des Schatten wuchs. Ich hingegen verspürte komischerweise keine Angst. Ich verspürte Resignation und Trauer. Mein Gefühl sagte mir versagt zu haben. 

Es war auch komisch aktiv daran zu arbeiten, getötet zu werden. Denn trotz der Resignation tat ich alles in meiner Macht stehende, um den Schatten zu behindern. Es gelang mir auch. Immer mehr Schnitte und Wunden zierten meinen Körper und machten es dem Schatten. Dann, als der Schatten meinen Körper zurück weichen lassen wollte, schaffte ich es, dass mein Körper stehen blieb. Anors Messer zielte genau auf mein Herz.
Jetzt ist es vorbei...

Dachte ich... 

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt