Kapitel 19

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Sicht: Legolas

Nun lief ich auch freudig und nicht emotionslos durch die Gänge und spielte gerne in den Gärten. Es gibt einen Garten, der nur für die Königsfamilie bestimmt ist, doch den betrat ich nie. Das letzte mal, dass ich da war, war wahrscheinlich als meine Mutter lebte. Télas hatte mir erzählt, dass sie den Wald und die Gärten sehr liebte und so tat ich es auch.
In den Gärten übte ich mich auch mit Télas im Kampf. Es war kein richtiges Training, sondern nur ein Spiel, aber auch da lernte ich ein paar Dinge. Télas wäre auch nicht der Richtige gewesen mir das Kämpfen beizubringen, da er kein Krieger war. Er hatte den Beruf des Heilers gelernt und wurde danach, um meinen Vater zu unterstützen, sein engster Berater und sodurch auch Gelehrter, womit er mich natürlich auch unterstützte.
Da ich viel Zeit mit Télas verbrachte und neugierig, wie alle Kinder, war, konnte Télas nicht anders, als auf meinen Wunsch, mir auch Sachen beizubringen, die ein Heiler können sollte. Ich wurde nie so gut, dass ich hätte eine Heiler sein können, wenn ich kein Prinz gewesen wäre, dafür fehlte mir die Zeit zum üben, aber ich wurde gut genug, um im Ernstfall, Leben zu retten.

Je älter ich wurde, desto mehr wollte ich auch in den Wald. Ich quängelte die ganze Zeit und nervte Télas. Und siehe da, bald durfte ich auch in den Wald.
Wahrscheinlich hatte Télas angefangen meinen Vater zu nerven, der es dann erlaubt hatte.
Der Wald war auch noch nicht so gefährlich, wie er heute ist. Noch hieß er nicht Düsterwald, aber trotzdem blieben wir nie lange im Wald, entfernten uns nie weit und blieben immer auf dem Weg. Doch das reichte mir irgendwann nicht und ich fing wieder an zu nerven. Télas wusste, dass mein Vater es nicht erlauben würde, dass ich den Weg verließ, also musste er sich was neues einfallen lassen und das tat er.
Eines Tages gingen wir in den Wald und Télas meinte ich solle Stöcke sammeln, die mir gefielen. Ich wusste zwar nicht, was das bringen sollte, doch ich tat mit Begeisterung. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt den schönsten Stock im ganzen Wald zu finden, weswegen ich mir viel Mühe gab. Am Ende hatte ich so viele, dass ich sie mit beiden Armen an mich pressen musste, da ich sie nicht in beiden Händen halten konnte. Télas fragte mich dann schmunzelnd, ob ich nicht zu viele Stöcke gesammelt hatte, doch ich schüttelte den Kopf und weigerte mich strickt einen da zu lassen. Mein Lehrer nahm es so hin und ging mit mir zum königlichen Bogner.
Ich war zum ersten mal bei ihm und sah mich neugierig um, die Stöcke noch immer an mich gepresst. Der Bogner, begrüßte Télas und redete mit ihm, dann rief Télas mich zu sich. Ich musterte den anderen Elb. Für einen Elben war er stämmig doch sein Blick war warm und herzlich. Ich mochte ihn, wahrscheinlich auch, da er meine Lieblingswaffe herstellt.
«Mae govannen tithen ernil (* Guten Tag, kleiner Prinz). Ich bin Orneglen. Télas sagte, ich solle euch den Bogenbau beibringen. Ich habe gehört, dass ihr euch schon länger für das Schießen interessiert.», sagte Orneglen. Ich nickte eifrig. «Da habt ihr richtig gehört. Es würde mich freuen, wenn ihr mich im Bogenbau unterrichten könntet, Meister Bogner Orneglen Der stämmige Elb lachte. Es war viel zu tief für einen Elben. Da hegte ich den Gedanken, dass Orneglen vielleicht in entfernter Verwandtschaft mit einem Zwerg verwandt war.
«Nennt mich nur Orneglen, tithen ernil, sagte Orneglen belustigt. «Nur wenn ihr mich Legolas nennt, Orneglen, sagte ich grinsend. Der Elb nickte grinsend. «Der Junge gefällt mir.», meinte er kurz zu Télas und sah dann wieder zu mir. «Komm mit, tithen, meinte er und ging in einen Nebenraum. «Nicht tithen, Legolas will ich genannt werden.», meinte ich trotzig, doch folgte ihm. Der stämmige Elb lachte nur und setzte sich auf einen runden Hocker mit drei Beinen. «Leg die Stöcke auf den Tisch und setz dich zu mir, tithen Legolas, sagte er dann und klopfte auf den Tisch. Ich wollte empört was sagen, aber besann mich was besseren, da ich ja was lernen wollte und ihn nicht verärgern. Ich legte dann meine Stöcke auf den Tisch ab, wobei ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste, da der Tisch ein wenig zu groß für mich war. Dann setzte ich mich auf den Hocker und bemerkte, dass ich jetzt nicht mehr auf den Tisch sehen konnte. Orneglen bemerkten es auch und setzte mich kurzerhand auf den Tisch. Ich grinste und sah dann zu den Stöcken.
«Welchen Stock findest du am besten?», fragte der Bogner. Ich zog schnell einen Stock aus dem Haufen, wobei ein paar vom Tisch fielen. Den Stock zeigte ich ihm dann stolz. «Das ist der schönste des Waldes.», sagte ich zufrieden mit mir selbst. Der Bogner nickte leicht und sah ihn sich kurz an. «Hast du denn auch unschöne gesammelt?», fragte er dann. Ich zog nahm einen anderen Stock. «Den habe ich zuerst entdeckt, doch er ist nicht schön.», meinte ich. «Warum hast du ihn dann eingesammelt?», fragte der Bogner. Ich überlegte kurz, dann zuckte ich mit den Schultern.
Orneglen grinste und nahm den Stock, den ich als unschön empfand. «Komm, tithen Legolas.»
Er ging zu einer Werkbank und ich folgte. Ehe ich mich versah, wurde ich in die Kunst des Bogenbaus eingeweiht. Ich kam jeden Tag zu ihm, lernte fleißig und baute meinen ersten Bogen.

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt