Kapitel 20

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Sicht: Legolas

Ich wurde immer besser, wenn es um den Bogenbau ging und es stärkte auch mein Selbstbewusstsein. Und da ich noch ein kleiner Junge war, wurde ich auch über mutig. So geschah es, dass ich es für eine gute Idee hielt, alleine in den Wald zu gehen.
Schon bald verlief ich mich in meinem Heimatwald und fand nicht mehr nach Hause. Es wurde immer dunkler und ich irrte immer weiter durch den Wald, auf der Suche nach einem Weg. Als es schon mitten in der Nacht war, traf ich, wie es der Zufall so wollte, auf eine Person, die das gleiche Schicksal ereilt hatte, wie mich. Mithrandir hatte sich auf den Weg zum Palast ebenfalls verirrt, aber wir hatten uns gefunden. Zu zweit fanden wir dann zurück zum Palast. Dort schlief ich sofort ein.
Nach diesem Abenteuer durfte ich nirgendwo ohne Leibwache hin und schon gar nicht in den Wald, aber gleichzeitig fing mein Bogenschießtraining an und Mithrandir verbrachte Zeit mit mir. Es war eine schöne Woche, doch als Mithrandir dann gehen musste, hörte die Freude abrupt auf.
Es war mein Geburtstag, als mein Vater mich zu ihm rief. Ich beeilte mich zu ihm zu kommen und war schon ganz aufgeregt.
Als ich bei ihm war, schwieg er mich an. Unsicher durch die Stille spielten meine Hände mit meinem Bogen, den ich immer bei mir hatte. Ich hörte nur das Knistern des Kaminfeuers.
Als ich unruhig wurde, vernahm ich die kalten Worte meines Vaters, die ich nie vergessen werde: «Ich bin enttäuscht von dir.»
Mehr sagte er nicht.
Er schrie nicht.
Es war trotzdem das schlimmste, was er mir antun konnte.
Sprachlos sah ich ihn an. Alles was ich je wollte, war ihn stolz zu machen und dann musste ich erfahren, dass ich ihn enttäuscht hatte. Doch mit den Worten war es noch nicht getan. Er nahm meinen Bogen und zerbrach ihn vor meinen Augen... An das Knacken kann ich mich noch ganz genau erinnern. Die beiden Hälften schmiss er dann ins Feuer. Ich sah zu, wie mein erster selbstgemachter Bogen, mein erstes Werk, auf das ich selbst stolz war und das mir viel Freude bereitet hatte, im Feuer verbrannte. Damit verbannte auch meine Freude, die ich in der letzten Zeit hatte.
Ab diesem Zeitpunkt lernte ich entweder oder saß alleine in meinem Zimmer. Télas war nur noch selten bei mir und ich wurde wieder einsam...

Als ich endete umarmte mich Estel. «Jetzt bist du nicht mehr einsam. Ich bin bei dir...», fing er an. «Und ich bei dir.», beendete ich seinen Satz.

Man Le? (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt