17.Kapitel. Angriff

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Plötzlich raschelte es im Gebüsch und Nathaniel blickte auf.
Er starrte in die Richtung, doch konnte nichts erkennen. Dennoch beschloss er einmal nach zu sehen und stand auf. Fest legte er die Hand um den Griff seines Schwertes und ging in die Richtung. Er hörte erneut ein Geräusch und in dem Moment als er sein Schwert zog, knallte er rückwärts gegen einen Baum. Sein Schwert fiel ihm aus der Hand und Kyle stand vor ihm.
"Ich sagte ja, es ist noch nicht vorbei."
"Verdammt Kyle ...", setzte Nathaniel an, hatte jedoch im nächsten Moment ein Messer so dicht am Hals, das es bereits in seine Haut schnitt.
"Halt einfach deine Klappe Nathaniel! Ich will kein Wort hören."
Er wurde von einem surren unterbrochen und duckte sich blitzschnell, worauf Nathaniel einen Pfeil auf sich zukommen sah. Nur wenige Millimeter neben seinem Kopf schlug er ein und Nathaniel starrte auf Tristan der ihn abgeschossen hatte.
Kyle drehte sich und starte wütend auf Tristan.
"Ganz schlechte Idee."
"Lauf!", schrie Nathaniel doch Kyle zog bereits ein Messer und stand direkt vor ihm. Noch eh er reagieren konnte, hatte er es ihm in den Bauch gerammt und Tristan fiel mit einen Schmerzschrei auf die Knie.
Kyle beugte sich herunter.
"Bögen mögen praktisch sein, sind aber nicht für den Nahkampf geeignet."
Nathaniel nutzte die Ablenkung und schaffte es, sich von den Zaubern zu befreien. Zum Glück war Kyle nur mäßig begabt in schwarzer Magie. Dennoch, Tristan brauchte sofort Hilfe, wenn er überleben sollte, doch daran konnte Nathaniel gar nicht denken, denn Dämonenschreie wurden laut und weckten das ganze Lager.

Selina sprang auf und verwandelte sich blitzschnell. Sie machte sich schnell ein Bild von der Situation.
Tristan lag zusammengekrümmt auf dem Boden, während Nathaniel Kyle mit irgendwelchen Zaubern bombardierte. Auch Grim und Amber hatten sich verwandelt. Selem und Snake hatten sich schnell ihre Messer geschnappt und machten sich bereit.
Der Pantherähnliche Dämon landete wenige Meter von ihnen entfernt. Rose sprang ab und griff sich ein Schwert. Selina verlor keine Zeit. Schnell rannte sie auf Rose zu, die sie nun lächelnd erwartete.
Sie war nur noch wenige Meter entfernt, als sie von der Seite gerammt und umgeworfen wurde. Sie landete auf ihrer Seite und bemerkte eine Last, die seitlich auf ihren Brustkorb drückte.
Auf ihrer Schulter stand ein Dämon und wollte gerade zubeißen, als ihn gelber Staub einhüllte.
"Duck dich!", brüllte jemand und sie kauerte sich so gut es ging zusammen.
Eine grell leuchtende Explosion brachte sie dazu, ihre Augen zu schließen. Es wurde plötzlich sehr heiß an ihrer Seite und Schmerz schoss durch ihre linke Körperhälfte und der Druck den der Dämon ausübte, verbreitete sich als dieser tot auf ihr zusammenklappte.

Matthis rannte auf Selina zu und drückte den toten Dämonen von ihr runter.
"Verdammt, es tut mir so leid."
Sie hustete und rappelte sich langsam auf.
"Macht nichts. Los! Lass uns den anderen helfen!"
Doch die hatten die Situation im Griff.
Rose war nur mit vier Dämonen gekommen. Scheinbar hatten sie gedacht, dass sie immernoch zu viert sein würden. Snake und Selem kämpften gerade gegen einen Eidechsenähnlichen Dämonen, als Avina seinen Hals mit ihrem Schwert durchbohrte. Sie saß rittlings auf dem Wesen und klammerte sich an ihren Schwertknauf, um nicht herunter zu fallen, während der Dämon seine letzten Zuckungen ausübte und sie nicht dazwischen geriet und er sie nicht noch verletzte.
William und Grim sorgten auch dafür, dass der letzte Dämon fiel, der in den Kampf miteinbezogen war.
Rose rannte zu Ralok und stieg rasch auf.
"Kyle!"
Sie ließ Ralok abheben und lenkte ihn dann auf Kyle zu. Der Dämon flog ziemlich niedrig, weshalb es Selina einfach fiel, diese Bestie am Hinterbein zu packen und sie wieder zu Boden zu zerren. Ralok kam kreischend auf dem Boden auf, während Rose von seinem Rücken rollte und schließlich auf einer Seite liegen blieb. Selina stürzte sich auf den Dämonen, wurde aber von seiner überdimensionalen Pfote zur Seite geschleudert. Er rannte auf Rose zu, packte sie, bevor sie protestieren konnte und flog davon. Sie drehte sich um, um Nathaniel zu helfen, sah jedoch nur noch die schemenhafte Gestalt von Kyle, die sich langsam aber sicher auflöste.
"Nein!", brüllte sie frustriert auf, als die Gestalt komplett verschwand.
Sie sah sich um. Robin beugte sich über Tristan, während Marcus einen Stofffetzen auf die Stichwunde drückte. Tristan atmete unregelmäßig und schwach. Es stand in den Sternen ob er überleben würde. Sie kam näher. Vorsichtig schnüffelte Selina an ihm. Er war blass und schwitzte kalten Schweiß. Sie spürte, wie der Tod ihn immer mehr in sein dunkeles Loch zog. Er konnte das nicht schaffen. Eine Blutlache hatte sich am Boden gebildet und breitete sich immer weiter aus. Sie hob den Kopf und sah zu Robin, die sie fragend ansah. Selina schüttelte den Kopf und setzte sich neben Tristan, aus dem immer mehr das Leben wich.
Nach einer Weile atmete er ein letztes Mal zittrig ein und aus und starb. Robin brach in Tränen aus, aber sie schluchzte nicht. Lumina legte eine Hand auf ihre Schulter und versuchte somit ihr Trost zu spenden.
Selina legte den Kopf in den Nacken und heulte. Amber tat es ihr gleich, während Grim ein schmerzliches Wimmern von sich gab. Nathaniel wirkte betroffen und Will zog sein Schwert und ging neben Selina auf ein Knie. Er steckte die Spitze seines Schwertes in den Boden, hielt mit beiden Händen den Knauf fest und senkte den Kopf. Die anderen taten es ihm nach und nach gleich.
Tristan war ein guter Schütze in den Reihen der Bogenschützen gewesen, allerdings deswegen auch unsäglich arrogant. Sie trauerten noch eine ganze Weile, bis Selina schließlich aufhörte zu heulen. Sie räusperte sich und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.
"Ich würde sagen, dass wir ihm einen kleinen Scheiterhaufen errichten und ihn verbrennen." Die anderen nickten zustimmend und sofort machten sie sich auf die Suche nach trockenen Ästen, die sie verwenden konnten. Schließlich war der Scheiterhaufen fertig und sie nutzten Matthis Edelsteinmagie um ihn anzuzünden. Die Flammen loderten hoch, trafen jedoch keinen der Äste die in der Nähe ragten. Selina war froh, dass hier die Bäume nicht so dicht beieinander standen. In Larwenia wäre solch eine Bestattung im Wald nie möglich gewesen, ohne einen Waldbrand auszulösen. Die Trauer lag noch immer in der Luft und Tristans alte Freunde sahen ins Feuer. Sie beobachtete Nathaniel, der in Gedanken vertieft war.
"Nathaniel?", fragte sie leise.
Er riss den Kopf herum und sah sie erschrocken an.
"Es war nicht deine Schuld."
"Doch, zum Teil schon."
"Tristan hat sich bereit erklärt auf diese Reise mitzukommen. Jeder hier weiß, was für ein Risiko er eingegangen ist, indem er uns und unserer Sache folgt. Tristan hat sich für diese Sache geopfert und das ist mit Sicherheit nicht deine Schuld, dass er gestorben ist. Es werden noch mehr sterben, glaub mir, aber deren Tod kannst du auch nicht verantworten. Du kannst genauso wenig für Tristans Tod, wie ich. Also mach dir keine weiteren Gedanken darüber."
Er nickte und richtete seinen Blick wieder auf das Feuer, das nun langsam schwächer wurde. Selina stand auf und verschwand mit einer Tasche im Gestrüpp.

Kurz nach ihrer Verwandlung in einen Menschen bemerkte sie erst jetzt die Auswirkungen der Explosion auf ihren Körper. In Wolfsgestalt war es erträglich gewesen, aber jetzt schmerzte ihre Seite mehr, als sie gedacht hätte. Sie hob vorsichtig ein Oberteil auf und sah auf ihre linke Seite hinab. Von ihrer Schulter bis zu ihrer Hüfte erstreckte sich ein riesiges blaues Fleck. Vorsichtig streifte sie es über und ging zu den anderen zurück. Matthis sah sie misstrauisch an, als ob er immernoch nicht glaubte, dass es ihr gut ging. Es stimmte ja auch nicht.
Sie lächelte ihn an und versuchte sich ihre Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Morgen waren sie bestimmt wieder weg. Hoffentlich bemerkte es bis dahin niemand. Langsam und vorsichtig legte sie sich auf eine Decke. Die anderen konnten aufräumen. Sie bewegte sich jetzt nicht mehr. Nach einer Weile bemerkte sie, dass William sich wieder neben sie legte. Er wollte gerade einen Arm um ihre Taille legen, als sie knurrte:
"Fass diese Seite heute nicht mehr an!"
"Wieso? Was ist los? Bist du verletzt?"
Vorsichtig schob er ihr Oberteil hoch, um genauer sehen zu können, was dort war. Er sog scharf die Luft ein, als er die Verletzung sah.
"So schlimm?", fragte sie halb im Spaß, halb im Ernst.
"Es sieht schlimm aus. Wie sehr schmerzt es?"
"Es geht eigentlich. Mach dir keine ... Oh verdammte Scheiße!", keuchte sie auf. Er hatte auf ihre Seite getippt, um eine Reaktion hervor zu rufen.
"Mach. Das. Nie. Wieder!", knurrte sie, drehte sich um und sah ihn böse funkelnd an.
Er lächelte nur entschuldigend und legte sich wieder auf den Boden.
Ein wenig rückte Selina von ihm weg und legte sich dort nieder. Sollte er heute mal ohne sie an seiner Seite schlafen. Sie schloss die Augen und dämmerte langsam weg. Als letztes bemerkte sie, wie ein großer warmer Körper sich vorsichtig an ihren kuschelte. Zu müde, um irgendetwas zu machen, schlief sie schließlich ein.

Larwenia 4 - Son Of Fear And ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt