Avina wurde sehr früh an diesem Morgen wach, weil sie nicht wirklich schlafen konnte. Es lag aber nicht an ihr, sondern an dem Herren neben ihr. Nathaniel drehte sich ständig von einer Seite auf die andere und kurz nach Sonnenaufgang seufzte sie leicht genervt auf.
"Okay, es reicht."
Nathaniel öffnete die Augen.
"Du bist wach?"
"Ja schon die ganze Zeit."
"Habe ich dich wach gehalten?"
Sie nickte und er seufzte.
"Tut mir leid."
Avina setzte sich auf.
"Ist egal. Los, steh auf! Wir nutzen die Gelegenheit."
"Die Gelegenheit? Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen."
Avina kicherte.
"Eben."
Sie würde ihn jetzt mal auf andere Gedanken bringen.
"Also jetzt komm, eh Selina aufwacht."
Die beiden schliefen schließlich direkt im Zelt neben ihnen.
Nathaniel ließ sich überreden und stand auf. Avina führte ihn aus dem Zelt und Richtung Stadt.
Die Tore waren noch geschlossen, doch für Nathaniel war das eine Kleinigkeit. Er hielt nur einen Moment seine Hand ans Holz und lief mit ihr hindurch. Es fühlte sich an, als würde Avina durch Wackelpuding gezogen, eh sie auf der anderen Seite standen.
"Du bist unglaublich.", lächelte sie ihn an und Nathaniel schmunzelte.
"Das Tor ist eh morsch. Das war keine Kunst."
"Sowas sagst du immer", lächelte Avina und fragte:
"Glaubst du, es gibt hier irgendwo ein Wirtshaus das noch geöffnet hat?"
Nathaniel lachte.
"Dafür schleichst du dich mit mir raus? Tut mir leid, aber da haben wir wohl schlechte Karten."
"Eigentlich wollte ich nur mal mit dir allein sein, aber es sieht nach Regen aus."
Nathaniel schaute in den Himmel. In der Tat sammelten sich dort graue Wolken, doch er meinte:
"Wir haben wohl noch etwas Zeit."
Sie liefen die Straßen entlang zum Marktplatz. Dort gab es einen riesigen Brunnen und Dutzende Laternen doch nur eine am höchsten Punkt des Brunnens war entzündet.
"Schade.",meinte Avina und Nathaniel sah sie fragend an.
Avina lächelte.
"Stell dir doch mal vor all diese Laternen würden leuchten."
Er grinste.
"Kein Problem.", er pfiff kurz und Nyx kam vom Himmel. Sie flog nur an den Laternen vorbei und die Hitze, die sie ausstrahlte reichte aus, um sie zu entfachen. Danach setzte sie sich auf die oberste Laterne und Avina starrte staunend auf den Brunnen. Erst jetzt, wo die Laternen an waren, konnte man seine ganze Pracht erkennen. Er zeigte Menschen die in der Mitte einen Kreis bildeten und eine Schale hielten aus der das Wasser sprudelte. Auf ihr stand auch die Laterne auf der Nyx saß. Und vor jeden Menschen stand ein Tier. Ein Löwe, ein Wolf, ein Bär, ein Tiger und ein Hund, aus deren Mäulern ebenfalls Wasser lief.
"Die Leute hier stehen echt auf Gestaltwandler."
Nathaniel nickte.
"Aber das war nicht immer so. Vor ungefähr sechshundert Jahren gab es hier einen Jungen. Er hies Leomidas und war auch ein Gestaltwandler. Nichts bedrohliches, nur ein Karakal. Aber er hat den alten König getötet. Vor ihm waren Gestaltwandler und all das eher Sklaven. Er hat das geändert und seitden ist das Land die Heimat für alles Übernatürliche."
"Du weißt viel über Geschichte."
"Ich lese viel.", lächelte Nathaniel. "Bücher sind wie Tore zu einer anderen Welt und man kann viel aus ihnen lernen. Wusstest du, dass es in Xadrien früher riesige Bibliotheken gab. Vor tausend Jahren wurden alle Informationen über sie vernichtet. Keiner weiß wo sie sind. In einer von ihnen standen alle Geheimnisse über Dämonen. Wie man sie kontrolliert, vernichtet, zähmt, einfach alles. Nur fünf Bücher sind übrig und die hat der König. Wenn wir siegen, werde ich die Bibliotheken finden und Xadrien wieder zu einem Land des Wissens statt des Krieges machen."
Avina umarmte ihn.
"Das wäre sicher schön."
Plötzlich spritzte Wasser auf sie und Avina ließ ihn quitschend los. Sie sahen sich nach dem Ursprung des Wassers um und endeckten Nyx die unter einem Wasserstrahl badete.
Nathaniel lachte.
"Jetzt müssen wir uns keine Gedanken mehr wegen des Regens machen."
Avina grinste und schubste ihn.
Nathaniel wedelte wild mit den Armen und versuchte sein Gleichgewicht zu halten, landete aber dennoch im Wasser.
Avina kicherte, doch Nathaniel stand auf und spritzte sie nass. Schreiend rannte sie vom Brunnen weg, doch Nathaniel ließ sie mit einem Zauber auf sich zufliegen. Avina landete direkt an seiner Brust und er schlang die Arme von hinten um sie herum und versuchte sie unter den Wasserstrahl des Löwen zu ziehen. Avina strampelte mit den Beinen. "Ahh nein. Lass mich los!". Doch Nathaniel dachte gar nicht daran und sie wurde gemeinsam mit ihm geduscht. Er ließ erst los, als sie aufhörte zu zappeln.
Avina drehte sich um und stützte die Hände in die Hüfte.
"Du bist sowas von unfair mit deiner Magie.", sagte sie gespielt vorwurfsvoll.
Er grinste.
"Dann tu doch was dagegen."
Worauf sie ihre Hände unters Wasser hielt und es zu allen Seiten weg spritzte, unter anderem auch mitten in Nathaniels Gesicht.
Ein Donnerschlag ließ die beiden aufblicken und schon prasselte der Regen auf sie herab. Nathaniel kletterte auf den Löwen und hielt Avina die Hand hin. Sie ergriff sie lächelnd und ließ sich von ihn auf den Rücken der Statue ziehen. Sie hatte etwas zu viel Schwung und fiel ihm praktisch in die Arme, worauf er sie umarmte und küsste. In dem Moment schien die Zeit still zu stehen. Die Laternen waren nur noch verschwommene Lichter im Regen, bis sie den Kuss wieder lösten.
"Wir sollten zurück ins Lager, sonst erkälten wir uns noch.", meinte Avina und Nathaniel nickte.
"Ist wohl besser.", sagte er und sprang mit ihr vom Löwen. Plötzlich hörten die beiden Schritte und Nathaniel löschte mit einen Zauberer die Lampen.
Sie drängten sich in den Schatten und jemand lief an ihnen vorbei. Die Art wie er ging, kam Nathaniel irgendwie bekannt vor und er wartete bis er vorbei war und stieg aus dem Brunnen. Er hatte irgendwie ein ungutes Gefühl.
"Ich folge dem und du gehst ins Lager."
"Vergiss es, ich komm mit.", protestierte Avina und er hatte keine Zeit mit ihr zu diskutieren, sonst würde er ihn aus den Augen verlieren.
"Los, komm mit!"
DU LIEST GERADE
Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasíaAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...