29.Kapitel. Jack

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Er hielt ihm die Spitze seines Dolches unter sein Auge und sagte:
"Also, sag mir doch mal, was deine Mitverschwörer vorhaben! Lass ja keine Detaills aus!"
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir auch nur ein Wort sage!", spuckte Nathaniel ihm seine Worte entgegen, doch Jack lachte nur.
"Du weißt, dass du mir alles sagen wirst, wenn wir ein bisschen Zeit miteinander verbringen."
"Oh nein, ganz sicher nicht. Mir ist egal, was du kleiner Psycho dir alles einfallen lässt. Ich sage dir gar nichts."
Seine Worte waren mit Hass getränkt. Er schaute Jack mit einem Blick an, der so manchen das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Er schwor sich, dass er sich nicht brechen lassen würde. Auf keinen Fall!
Jack lachte, es war eine wirklich widerliche Lache und dann grinste er. "Warum machst du es dir so schwer? Du gehörst doch zu uns. Du bist ein Killer, kein Held der wegen irgendeiner Tussi sein Leben auf den Kopf stellt."
Nathaniel schüttelte den Kopf.
"Es ist nicht nur wegen Avina. Ich hab genug davon, seine Marionette zu sein. Genug vom Töten."
"Das kann doch nicht dein Ernst sein.", seufzte Jack.
"Es ist doch schön, Blut an den Händen zu haben. Weißt du noch, wie es ist, wenn das Licht in ihren Augen erlischt? Das ist so ein unglaubliches Gefühl. Man hat die totale Macht.", er grinste.
"Leugne es nicht. Ich weiß, dass du es liebst."
Nathaniel schüttelte den Kopf.
"Du bist doch krank. Was soll das überhaupt? Wo ist mein Vater?
Der steckt doch hinter alldem hier und ich bin sicher, er weiß auch ohne das ich es ihm sage, was die Rebellen vor haben."
Jack grinste.
"Da hast du vermutlich recht."
"Also, was soll dieser Mist hier?"
"Tja, er will dich nicht töten, aber er findet, du hast eine Lektion nötig."
Nathaniel lachte bitter.
"Wenn ich so eiskalt bin, wird das nichts nützen."
"Oh doch, denn wir kennen praktischerweise deine Schwäche."
Er grinste hinterhältig.
"Ich bin sicher die Kleine wird wirklich süß um Gnade winseln."
Nathaniel traf es wie ein Schlag ins Gesicht. Verdammt er hatte Avina. Oh nein, das würde er nicht zulassen.
Er schaffte es, sich aus der Starre zu lösen und packte Jack am Kragen. "Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, bist du tot."
Er hätte ihn gerne auf der Stelle erwürgt, doch leider war er an den Boden gekettet und so lachte Jack. "Genau die Reaktion, die ich erwartet hatte. Genau dieses Mitgefühl hat dich erst hierher gebracht, du hättest dich von dieser dreckigen Gestaltwandlerin nicht so ablenken lassen sollen. Ihr Schicksal ist sowieso besiegelt. Selbst wenn sie den Sturz überlebt hat, an der Klinge war Gift. Mein Gift. Das wird ihr den Rest geben."
Nathaniel sah ihn schockiert an und Jack grinste.
"Sehs ein, das war von Anfang an eine lächerliche Idee."

William war gerade in einer Besprechung mit dem General der Armee, als er unterbrechen musste. Er seufzte. Diese Besprechung ging schon seit Stunden so und sie fanden keine Lösung. Wie sollten sie durch den Nebel kommen und Daron töten? Das war das größte ihrer Probleme.
Raphael kam ins Zelt.
"Ähm Will, hier ist jemand."
Er lächelte den kleinen Jungen an.
"Einen Moment, ich komme gleich." Raphael nickte und verschwand wieder. Will ging zu der Schüssel mit Wasser, hielt seine Hände hinein und schöpfte sich eine Ladung Wasser ins Gesicht. Es tat gut und belebte ihn.
Er trat aus dem Zelt hinaus und sah, wie Raphael den Kopf eines Pferdes streichelte. Seines Pferdes. Aber das hatte er doch Nathaniel gegeben und nun stand Kassiopeia hier. Das konnte nur bedeuten ... sie waren gescheitert.
"Oh nein. Nein. Bitte nicht."
Laniel kam gut gelaunt zu ihm.
"Hey William ... was ist passiert?" Er sah zu Kassiopeia.
"Hast du Nathaniel nicht diesen Hengst gegeben, damit er zum Schloss reiten und deine Schwester befreien kann?" Er nickte stumm. Er musste seine ganze Kraft aufwenden, um nicht in Tränen auszubrechen.
"Warte, bevor du komplett ausrastest, weil du das Schlimmste vermutest. Ich durchsuche die Erinnerungen des Pferdes, vielleicht gibt es uns einen Hinweis darauf, was geschehen ist."
Will nickte und Laniel hielt seine Hände in die Schläfen des Pferdes. Raphael stand an der Seite und schaute interessiert zu.
Nach einer Weile löste sich Laniel von Kassiopeia. Der Hengst wirkte nervös.
"Also, es hat einen Kampf gegeben. Sie waren bei der Schlucht von Sidian, als ein Dämonenbär sie angriff. Amber war zu dieser Zeit nicht im Lager. Nathaniel und Selina konnten sich auf die andere Seite der Schlucht retten, wurden aber dort von Rose überrascht." Er stockte und Will bekam es mit der Angst zu tun.
"Sie hat Selina einen Dolch in die Schulter gerammt und sie ist die Schlucht hinuntergestürzt. Ob sie noch lebt, weiß ich nicht. Nathaniel war von ihr abgelenkt gewesen und Rose hat die Gelegenheit ergriffen, ihn bewusstlos zu schlagen. Sie hat ihn mitgenommen. Amber hat das alles dann entdeckt und hat den Hengst zu dir zurück geschickt." Will sank zu Boden. Das durfte nicht wahr sein. Es kann nicht wahr sein. Er vergrub das Gesicht in den Händen. Auch Raphael hatte gehört, was er über Selina gesagt hatte und brach in Tränen aus.
"Sie lebt noch! Sie lebt noch! Sag dass sie noch lebt!", brüllte der Kleine heraus, mit allem was seine Stimme hergab. Robin kam auf sie zu.
"Was ist passiert?", fragte sie, erschrocken über den Ausbruch des Kleinen. Laniel flüsterte es ihr ins Ohr, um Raphael nicht noch mehr zu verängstigen. Ihre Augen weiteten sich und sie sah zu dem Jungen hinab.
"Ich kümmere mich um ihn.", sagte sie und ging auf Raphael zu. Dieser weinte und schrie schmerzerfüllt. Genauso wie sich Will gerade fühlte.
"Bring ihn zu Isabella. Sie soll mit den Kindern hier bleiben. Sie sollen in Nordel ein leerstehendes Haus beziehen. Isabella wollte sowieso nicht kämpfen.", befahl er mit schwacher Stimme. Sie nickte und griff nach Raphaels Hand, doch er wich ihr aus und rannte davon. Dabei ließ er die Erde erzittern. Er rannte auf den Wald zu, doch plötzlich wurde er von etwas großem, schwarzen umgerannt. Es war eine von Selinas Wölfinnen. Luna hieß sie. Sie packte den Jungen an der Kleidung, zerrte daran, bis er auf dem Boden lag und drückte ihn dann mit einer Pfote nach unten. Dann sah sie sich zu Robin um und nickte. Diese ging langsam aus sie zu, unschlüssig was sie tun sollte, kniete sie neben Raphael und zog den Jungen an sich. Dieser weinte an ihrer Schulter. Langsam stand sie auf, nickte der Wölfin zu und ging davon.
Williams Trauer, wurde durch Wut ersetzt. Energisch stand er auf und sah zu Laniel.
"Sag allen, sie sollen sich bereit machen! Morgen früh bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Erobern wir Larwenia zurück." Der Elf schlenderte davon. Will ging zurück in das Zelt, wo noch der General auf ihn wartete, um ihre Besprechung fortzuführen.
Als William eintrat, stand der schwierige Mann auf.
"Sag deinen Truppen, sie sollen sich bereit machen! Wir brechen morgen früh bei Sonnenaufgang auf. Und ich will keine Widerrede hören. Mach deine Truppen kampfbereit und bereite sie vor!" Der General wollte etwas erwidern, doch Will brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Wortlos verließ er das Zelt und verschwand. Erst jetzt erlaubte Will es sich, seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Die Schlucht bei Sidian war zu tief, das konnte sie einfach nicht überlebt haben, auch nicht in ihrer Wolfsgestalt. Und dann war da ja noch die Wunde, die wird ebenfalls ihr Werk dazu beigetragen haben, dass sie nun im Fluss von irgendwelchen Welsen gefressen wurde.
Selina hatte er verloren, doch für seine Schwester bestand noch Hoffnung. Auf sie musste er sich konzentrieren, es half ja nichts, Selina war tot und daran konnten seine Tränen nichts ändern. Er musste weitermachen, ohne sie. Dennoch, ein kleiner Funken Hoffnung blieb in seinem Inneren.

Larwenia 4 - Son Of Fear And ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt